International
Schweiz

Lobby-Offensive: USA heben Chip-Exportsperre für Schweiz auf

Dank teurer Lobby-Offensive in Washington? USA heben Chip-Exportsperre für Schweiz auf

Die Regierung von Präsident Donald Trump zieht eine Verordnung über Hochleistungschips zurück, die den Forschungsstandort Schweiz zu Jahresbeginn in helle Aufregung versetzt hatte. Was kommt nun?
08.05.2025, 06:0708.05.2025, 06:07
Renzo Ruf, Washington / ch media
Mehr «International»

Die Hochschulen in Zürich und Lausanne können aufatmen: Sie haben wohl auch künftig uneingeschränkten Zugriff auf Hochleistungschips amerikanischer Bauart. Die Regierung von Präsident Donald Trump hat am Mittwoch angekündigt, eine von Vorgänger Joe Biden beschlossene Exportsperre für KI-Computerchips aufzuheben, von der nebst der Schweiz auch Israel, Mexiko oder Portugal betroffen gewesen wären.

A display of d-Matrix Corsair chips and a package of 4 chips are shown in Santa Clara, Calif., Wednesday, Oct. 16, 2024. (AP Photo/Jeff Chiu)
Chips sind anno 2025 von immenser wirtschaftlicher Bedeutung. (Symbolbild)Bild: keystone

Die Verordnung, die Mitte Mai hätte definitiv in Kraft treten sollen, sei «übermässig komplex, übermässig bürokratisch und würde die amerikanische Innovation behindern», sagte eine Sprecherin des Handelsministeriums der Zeitung «Wall Street Journal».

Ein Abschiedsgeschenk von Präsident Biden

Die Verordnung mit dem sperrigen Titel «Framework for Artificial Intelligence Diffusion» war im Januar veröffentlicht worden, wenige Tage vor dem Rücktritt der Regierung Biden. Sie erwischte den Forschungsstandort Schweiz auf dem falschen Fuss, auch weil die offizielle Begründung für die geplante Kontingentierung von KI-Chips lautete, dass die USA sich auf gewisse Partnerstaaten nicht mehr verlassen könne. Washington verdächtigte demnach auch die Schweiz, amerikanische Exportbeschränkungen zu ignorieren und Kontrahenten Washingtons mit Hochleistungschips zu versorgen – China zum Beispiel.

In den Augen der Schweiz handelte es sich dabei um einen falschen Verdacht. Die Entscheidung von Washington, die Schweiz nicht in die Gruppe der vertrauenswürdigen Staaten einzuteilen, sei «schwierig nachzuvollziehen», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin Anfang Januar im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag».

Seither weibelte die Schweiz in Washington für eine Lockerung dieser Beschränkung, und zwar ungewöhnlich forsch für einen Kleinstaat. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) heuerte Mitte März gar eine renommierte Lobbyfirma in Washington an. Kostenpunkt: maximal 500'000 Franken.

Auch Trump will eine Exportkontrolle für Chips

Den Lobbyisten wird die Arbeit vorerst nicht ausgehen, auch nach der angekündigten Aufhebung der Biden-Verordnung. Denn auch die Regierung Trump will das Export-Verbot für modernste KI-Chips nicht lockern. In einem nächsten Schritt wird Bundesbern deshalb wohl Washington davon überzeugen müssen, dass auch die Schweiz über eine funktionsfähige Exportkontrolle besitzt. Bereits jetzt arbeite Bern mit Washington «eng zusammen», sagte Seco-Chefin Helene Budliger Artieda kürzlich in einem Interview mit CH Media.

In der amerikanischen Hauptstadt wird bereits darüber spekuliert, dass Trump die laufenden Handelsgespräche mit der Chipsfrage verknüpfen könnte. Demnach soll Washington ausgewählten Partnerstaaten einen Deal anbieten: Tiefere Zölle gegen eine strikte Exportkontrolle.

Das ist Futter für die anstehenden Gespräche zwischen Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter, Bundesrat Parmelin und dem amerikanischen Finanzminister Scott Bessent, die am Freitag in Genf stattfinden sollen. (bzbasel.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
El_Chorche
08.05.2025 06:59registriert März 2021
So ähnlich wurde wohl berichtet, als sich die Schweiz während des Aufstiegs des Nationalsozialismus an die neuen Realitäten anpasste.

Kein Wort der Verurteilung bezüglich Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten, dafür umso mehr "weibeln"

Aber hey, es ist nicht dumm, wenn es funktioniert. 🤷
4017
Melden
Zum Kommentar
22
    Junger Mann schuldig nach Tötungsdelikt mit Schirm in Mels SG

    Das Kreisgericht in Mels im Kanton St. Gallen hat am Donnerstag im Tötungsdelikt mit einem Schirm an der Melser Fasnacht von 2022 ihr Urteil gefällt. Der Beschuldigte wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 24 Monaten verurteilt.

    Zur Story