Dies geht den Daten der neuen Konjunkturprognose hervor, die am Dienstagnachmittag veröffentlicht wurden. Zuvor waren die IWF-Ökonomen von einem Anstieg des Bruttoinlandproduktes (BIP) von 1,3 Prozent ausgegangen. Die Inflation dürfte fast ganz verschwinden. Der IWF rechnet noch mit einem Anstieg der Konsumentenpreise um 0,2 Prozent im Jahresdurchschnitt.
Der IWF hat auch seine Vorhersage für die Weltwirtschaft gesenkt. Sie soll mit 2,8 Prozent deutlich langsamer wachsen als noch im Januar prognostiziert (minus 0,5 Prozentpunkte). Die Weltwirtschaft werde auf eine «harte Probe» gestellt, schreibt IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas mit Blick auf die Handelsstreitigkeiten. Es handle sich um eine «neue Ära», das globale Wirtschaftssystem werde neu justiert.
Erst im nächsten Jahr soll es mit der Schweizer Konjunktur wieder aufwärts gehen: Für 2026 sagen die IWF-Experten ein BIP-Wachstum von 1,6 Prozent voraus. Dann zieht auch die Inflation wieder leicht an: Der IWF sagt eine Teuerung von 0,5 Prozent voraus.
Die deutsche Wirtschaft steckt in einer langen Schwächephase und wird in diesem Jahr stagnieren. Im Januar hatte der IWF noch ein Plus von 0,3 Prozent angenommen. Die zentrale Prognose des IWF sieht Deutschland beim Wachstum in diesem Jahr erneut als Schlusslicht unter den G7-Industrienationen.
Erst für das kommende Jahr erwartet der IWF ein Wachstum von 0,9 Prozent. Das sind aber immer noch 0,2 Prozentpunkte weniger als im Januar prognostiziert.
Das Wirtschaftswachstum im Euroraum soll in diesem Jahr im Vergleich zur Januarprognose um 0,2 Prozentpunkte auf 0,8 Prozent sinken. Als Gründe nennt der IWF vor allem Unsicherheit und Zölle. Im Jahr 2026 soll das Wachstum im Euroraum bei 1,2 Prozent liegen (minus 0,2 Prozentpunkte). Für den Aufschwung sorgen steigender Konsum durch reale Lohnerhöhungen und die Lockerung der Schuldenbremse in Deutschland für die Rüstung, wie es hiess.
Der IWF betont, dass die globale Konjunkturprognose unter «besonderen Umständen» erstellt worden sei. Hintergrund ist das heftige Zollpaket, dass Trump am 2. April angekündigt hat und sowohl universelle als auch mittlerweile vorläufig ausgesetzte wechselseitige Zölle vorsieht.
Die zu diesem Zeitpunkt fast abgeschlossenen Prognosen hätten über Bord geworfen werden müssen, erklärte der IWF. «Obwohl viele der geplanten Zollerhöhungen vorerst auf Eis gelegt wurden, hat die Kombination von Massnahmen und Gegenmassnahmen die Zollsätze in den USA und weltweit auf ein Jahrhunderthoch getrieben.»
Die Weltwirtschaft habe sich während der schweren Schocks der vergangenen vier Jahre als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen und trage immer noch erhebliche Narben davon, heisst es. Nun bestehe die Gefahr, dass die Handelsspannungen durch Vergeltungsmassnahmen weiter zunehmen, auch die Inflation könnte wieder angeheizt werden.
Die Unsicherheit belaste das Wachstum. Der IWF hat angesichts der komplexen Situation neben seiner zentralen Vorhersage, der sogenannten Referenzprognose, noch weitere Vorhersagen vorgelegt.
Die Referenzprognose berücksichtigt alle Zollankündigungen bis zum 4. April. Demnach wächst die Weltwirtschaft dieses Jahr um eben 2,8 Prozent und im kommenden Jahr um 3 Prozent (minus 0,3 Prozentpunkte). Im Jahr 2024 lag das Wachstum noch bei geschätzt 3,3 Prozent.
Eine modellgestützte Prognose, die auch Zollankündigungen nach dem 4. April wie die Pause bei wechselseitigen Zöllen in den Blick nimmt, sieht das Weltwirtschaftswachstum in diesem Jahr bei etwa 2,8 Prozent und für 2026 bei etwa 2,9 Prozent. Keine der Prognosen sagt eine Rezession voraus. (hkl/awp/sda/dpa)