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Was kosten die Royals? Der Guardian attackiert Charles III. in Recherche

. 13/06/2015. London, United Kingdom. Prince George joins his mum and dad Prince William, Duke of Cambridge and Catherine, Duchess of Cambridge and Charles, Prince of Wales and Queen Elizabeth II. and ...
Die Queen und drei ihrer Thronfolger (Charles, George und William, v.l.).Bild: www.imago-images.de

Was kostet die Krone? Der «Guardian» attackiert die Royals mit Finanzrecherche

Sind die überhaupt ihr Geld wert? Wer sponserte den Bau der Paläste? Ist William ein Milliardär? Die Erkenntnisse des «Guardian» dürften die Monarchie noch mehr erschüttern als «The Crown».
06.04.2023, 16:5006.04.2023, 16:50
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Der Zeitpunkt könnte für King Charles nicht dümmer kommen: Genau einen Monat vor der Krönung am 6. Mai und wenige Tage nach einem überzeugend absolvierten Staatsbesuch in Deutschland schlägt der «Guardian» zu. 15 Investigativ-Journalistinnen und -Journalisten haben unter dem Titel «Cost of the crown» recherchiert, was die Royals in Sachen Finanzen alles vor der Öffentlichkeit geheimhalten, wie sie im Parlament für den Eigenbedarf lobbyiert und Gesetze nach Belieben zu ihren Gunsten geändert haben.

In den letzten Wochen richtete das «Guardian»-Team unzählige Fragen an den Palast, die Antworten lauteten: «Richten Sie Ihre Frage an jemand anderen», «Finden Sie das doch selbst heraus» oder auch einfach «Das geht Sie nichts an». Natürlich gehen die Antworten, die nicht gegeben wurden, alle an. Denn aktuell erhält die Monarchie 86 Millionen Pfund (97 Millionen Franken) aus den Einnahmen des Crown Estate, jener Organisation, die Schlösser, Kronjuwelen, Ländereien, Gewässer, ganze Londoner Strassen etc. verwaltet. Spaniens Monarchie kostet – im Vergleich – nur 4,7 Millionen Pfund.

Britain's King Charles III and Camilla, the Queen Consort, center, attend the Royal Maundy Service at York Minster, York, England, Thursday April 6, 2023. (Owen Humphreys/PA via AP)
Ob sie schon Zeitung gelesen haben? Charles III. und Camilla am Vormittag des 6. Aprils 2023, in York.Bild: keystone

Auf der Einnahmen-Seite der Royals stehen aber auch private Millionen aus dem Herzogtum Cornwall und dem Herzogtum Lancaster. Allein 2022 waren das über 40 Millionen Pfund Gewinn, seit dem Amtsantritt der Queen 1,2 Milliarden Pfund, wie der «Guardian» berichtet. Das Herzogtum Lancaster geht immer direkt von einem gekrönten Haupt aufs andere über. Das Herzogtum Cornwall vom ältesten männlichen Prinzen auf den nächsten. Prinz William hat entsprechend ein aktuelles Zusatzeinkommen von 20 Millionen Pfund jährlich.

Flowering Bluebells near Roseberry Topping in North York Moors National Park, North Yorkshire, England, United Kingdom.
Ein Stück des Herzogtums Lancaster: der North York Moors National Park.Bild: http://www.imago-images.de/

Nach aussen wird gerne weisgemacht, dass die Herzogtümer ihren Umsatz mit nachhaltiger, fortschrittlicher Landwirtschaft machen und idyllische Bauernhöfe fördern. Doch richtig profitabel geworden sind sie erst mit Offshore-Investments und dem Erwerb und der Bewirtschaftung von urbanen Immobilien und Luxusferienhäusern. Allein das Herzogtum Cornwall ist durch sein geschicktes Portfolio über eine Milliarde Pfund wert. Prinz William wurde letztes Jahr so mit einem Schlag zu einem der grössten Landbesitzer in Grossbritannien und zum Milliardär.

Das britische Parlament will seit seinem Bestehen die Einkünfte der Herzogtümer verstaatlichen. Die Royals beharren darauf, dass diese seit dem Mittelalter «privat» seien. Die Queen und Charles schafften es, die Einkünfte der Herzogtümer zu verzehnfachen. Die Queen und Charles entschieden sich 1993 freiwillig, endlich auch Steuern für die Gewinne aus ihren Herzogtümern zu bezahlen, allerdings halbierte Charles seine nach der Heirat mit Diana wieder, weil seine Kosten durch die Familiengründung erheblich steigen würden, wie er sagte.

FILE - Britain's Camilla, Duchess of Cornwall throws a snowball after attending a tea party for children from Ty Hafan hospice in Wales, at Highgrove House in Gloucestershire, England, Monday, De ...
Camilla bei einer Schneeballschlacht vor Highgrove House.Bild: keystone

Dass Charles ab 1993 für seinen Wohnsitz Highgrove House Miete zu zahlen begann, war eine Farce, er zahlte die Miete schliesslich an sein eigenes Unternehmen. Jetzt zahlt er sie seinem Sohn. Immer bleibt alles in der Familie. Und die Queen unterstützte laut «Guardian» ihren Sohn Andrew mit 9 Millionen Pfund im Prozess gegen Virginia Guiffre aus der Lancaster-Kasse.

Ebenfalls pikant: Seit 1911 müssen royale Testamente nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Queen Mary verlangte dies damals, das Testament ihres Bruders war ihr offenbar zu peinlich, es wurde ihr gewährt. Und 2021, mit dem Tod von Prinz Philip, wurde spontan beschlossen, dass dies weiterhin «für mindestens 90 Jahre» gelte. Derart obszön hoch muss das Vermögen des Toten gewesen sein, dass man es der Öffentlichkeit noch lange nicht zumuten kann.

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Kensington Palace, das bescheidene Heim von William, Kate und ihren drei Kindern.Bild: www.imago-images.de

Und so weiter. Der Mehrteiler des «Guardian» liest sich wie ein Finanzthriller, der etliche Jahrhunderte und unterschiedlichste Komplexe umfasst. Auch die koloniale Geschichte des Commonwealth und die Verstrickungen des Königshauses mit dem Sklavenhandel werden (erneut) beleuchtet – dazu immerhin hat sich der Palast bereits gemeldet, Charles III. will die Sklavereigeschichte seines Landes angeblich gründlich aufarbeiten lassen. Der Kensington Palast, der Wohnsitz von William und Kate, steht dabei besonders im Zentrum, seine Errichtung wurde einst durch die Spende des prominenten Sklavenhändlers Edward Colston ermöglicht.

Der «Guardian» veröffentlicht immer neue Teil-Recherchen, es soll darin auch noch genau erhoben werden, wie viel (in einigen Fällen auch gar nichts) die einzelnen Royals für ihr Geld arbeiten. Oder wie die «Guardian»-Kolumnistin Polly Toynbee kommentiert: «Für etwas so Hohles ist die Royal Family erstaunlich teuer». Es dürfte die Windsors noch mehr aus der Fassung bringen als «The Crown».

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Der Trauerzug für Queen Elizabeth II. – das sind die Bilder
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Der Trauerzug für Queen Elizabeth II. – das sind die Bilder
Pünktlich um 15.22 Uhr hat sich der Trauerzug für Queen Elizabeth II. in London in Bewegung gesetzt.
quelle: keystone / kirsty wigglesworth
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47 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Donny Drumpf
06.04.2023 17:18registriert November 2019
Und am Ende passiert gar nichts, da die Monarchie in Grossbritannien immer noch mehr Macht hat als den meisten bewusst ist.
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Christian Mueller (1)
06.04.2023 18:06registriert Januar 2016
Transparenz ist 'Attacke'? Typisch Schweiz, da gelten ja transparente (Polit)Finanzen auch als Affront...
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Janster
06.04.2023 17:53registriert März 2021
So richtig überraschend ist das jetzt aber nicht. Den Briten scheint es das Ganze aber wert zu sein, sonst hätten sie die Monarchie längst abgeschafft. Den Brexit wollten sie ja auch unbedingt....
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