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US-Notenbank erhöht Leitzins erneut

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US-Notenbank hebt Leitzins noch einmal an – Gipfel damit wohl erreicht

26.07.2023, 20:0626.07.2023, 22:39

Die US-Notenbank Federal Reserve greift im Kampf gegen die Inflation zu einer weiteren Zinserhöhung. Sie hob den Leitzins am Mittwoch noch einmal um 0,25 Prozentpunkte an.

Damit liegt er nun in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie die Federal Reserve am Mittwoch mitteilte. Es ist der höchste Stand in 22 Jahren.

Die elfte Erhöhung binnen 16 Monaten war allgemein erwartet worden. Die spannende Frage ist nun, wie es weitergeht. Im Juni hatte die Fed nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt. Damals signalisierte sie noch mindestens zwei weitere Anhebungen in diesem Jahr. Doch seitdem wurde eine weiterer Rückgang der Inflation bekannt.

Tür für weitere Zinserhöhungen offen

Die Fed habe keine Entscheidungen über künftige Zinsschritte getroffen, betonte Notenbank-Chef Jerome Powell. Zugleich liess er die Tür für weitere Zinserhöhungen offen. So verwies er nach der Entscheidung darauf, dass die Teuerung weiterhin über der Zielmarke von 2 Prozent liege.

Und die Notenbank sei entschlossen, sie auf dieses Niveau zu bringen. Man rechne damit, die zwei Prozent erst «2025 oder so ähnlich» zu erreichen, sagte Powell. Das bedeute aber nicht, dass die Fed die Zinsen hochschrauben werde, bis die Marke erreicht sei: «So schiesst man übers Ziel hinaus.»

Zugleich verwies er darauf, dass bis zur nächsten Zinsentscheidung noch neue Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung kommen werden. Ausgehend davon könne die Fed entscheiden, die Zinsen weiter zu erhöhen oder sie auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Bisher sei es gelungen, die Inflation zu bremsen, ohne dem Arbeitsmarkt zu schaden.

Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate.

Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, die Wirtschaft abzuwürgen. Die richtige Balance zu finden, ist die grosse Herausforderung für Zentralbanker.

Kräftige Zinsschritte

Die Fed hat im Kampf gegen den hohen Anstieg der Konsumentenpreise den Leitzins seit März 2022 stetig angehoben, zum Teil in Schritten von 0,75 Prozentpunkten. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Die rasante Inflation war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden.

Die Entscheidung am Mittwoch wurde nach Fed-Angaben einstimmig gefällt. Doch Medienberichten zufolge gibt es unter den Mitgliedern des US-Notenbankrates unterschiedliche Ansichten. Einige seien dafür, mit den Zinserhöhungen fortzufahren. Die andere Fraktion wolle die Anhebungen stoppen, um den Arbeitsmarkt zu schützen, schrieb die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Die Juni-Daten zeigten, dass sich die hohe Inflation in den USA erneut und spürbar abschwächte. Die Konsumentenpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,0 Prozent. Das war der niedrigste Wert seit etwas mehr als zwei Jahren. Im Vormonat hatte die Rate noch 4,0 Prozent betragen.

Die Kerninflation fiel im Juni ebenfalls deutlich von 5,3 auf 4,8 Prozent. Bei dieser Rate werden volatile Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert.

Ökonomen: Zinsgipfel erreicht

Angesichts dieser Teuerungsraten rechnet VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel mit keiner weiteren Zinserhöhung mehr: War es das jetzt wirklich?: «Bei allem Ermessen müsste die Antwort lauten: Ja», schrieb er in einem Kommentar. Es sei davon auszugehen, dass der Zinsgipfel erreicht sei.

«Gerade der nachlassende Preisauftrieb bei den Mieten und kalkulatorischen Eigenmieten sollte die Kerninflationsrate auf deutlich niedrigere Niveaus führen. Die Fed kann also mit gewisser Gelassenheit auf die Inflationsentwicklung blicken», kommentierte Gitzel. Die US-Währungshüter seien nun auch restriktiv, denn der Leitzins liege nun sogar spürbar über den Inflationsraten.

Ins selbe Horn stiess Ökonom Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg: «Wir gehen derzeit davon aus, dass der heutige elfte Zinsschritt seit März 2022 der letzte gewesen ist.» (awp/sda/dpa)

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