Ich habe ein neues Lieblingscafé. Für einmal liebe ich es nicht wegen eines heissen Kellners oder wegen des verdammt guten und günstigen (Haha!) Kaffees. Nein, es ist eine Frau, die dafür verantwortlich ist, dass ich innert kürzester Zeit zum Stammgast mutiert bin.
Die Dame, wir nennen sie logischerweise Olga, ist Heiratsvermittlerin. Die potentiellen Männer trifft sie im Café. Vorzugsweise am hintersten Tischli links. Seit ich das geschnallt habe, ist mein Lieblingsplatz gleich der Tisch daneben. So kriege ich alles mit, während ich stets bemüht so tue, als sei ich wahnsinnig beschäftigt.
Manchmal trifft sich Olga alleine mit Männern zum grossen Liebes-Interview. Wie soll die Traumfrau aussehen, wie alt darf sie maximal sein, lieber blond oder dunkelhaarig? Hausfrau? Mit oder ohne Kinderwunsch?
Die Männer sind anders als in meiner Vorstellung. Einige zumindest. Die meisten sind schon über 50, bierbäuchig, tendenziell Typ Sextourist. Dann gibt es noch ein paar absolute Normalos, die einfach zu faul oder was weiss ich für Online-Dating oder sonstigen Aufriss sind.
Oft beobachte ich Olga aber auch am Tisch mit Männern und Frauen, die sie an den Mann bringen will. Die Ladies können zu 99,9 Prozent maximal vier Worte Deutsch: «Hallo, wie gehts Sie?» Eventuell können sie etwas besser englisch, «Me you fuck fuck», zum Beispiel. (Liebe Grüsse an Ronaldo.)
Die einen sprechen einige Brocken Französisch. Das können aber die Herren über 50 nur selten. Dann lächeln die zu vermittelnden Frauen und zupfen an ihren Ausschnitten rum.
Neulich war es mal wieder genau so. Der Kunde, nennen wir ihn Hämpe, bemühte sich die ersten 10 Minuten um die Gunst der jungen Blondine, die da sass, trotz Lippenstift auf den Zähnen lächelte und mit ihren sehr stark blondierten Haaren spielte.
Bis ihm nach 6 Minuten der Polo-Kragen platze. Er zahle sicher nicht für eine, mit der er sich nicht unterhalten kann. Hübsch sei sie ja. «Aber davon habe ich auch noch nicht gegessen.» Auch mache sie nicht den Anschein, dass sie einen Haushalt nach seinem Gusto führen kann.
Jetzt ist es Olga, die Hämpe zum Teufel jagt. Kaum ist er um die Ecke verschwunden, prusten die Damen los. Ich schaue rüber. «Hast du gesehen?» fragt Olga. «So ein Ar&%(loch!» Ich lächle. «Komm, trinken wir Cocktail!», ruft Olga und erfüllt damit einen meiner geheimen Wünsche.
«Hast du eine Mann?», will Olga wissen. Ich verneine. «Besser so. Nur Probleme mit Männer. Ausser du hast ein reiche Mann mit viele Geld.» Warum ihr Status und Geld so wichtig ist, frage ich. «Schau, alle Männer werden schnell langweilig, besser also wenn du am Schluss wenigsten Geld für ein gutes Leben hast.»
Etwas Ähnliches hat mir eine Schweizer Promi-Dame schon einmal ins Ohr geflüstert – an einem Ort, an dem sich die Schönen und Reichen treffen. Und ich war auch da. Wegen eines Typen, den ich kurzfristig sehr gut und danach sehr schlecht fand. Long Story.
«Liebe», ist sich Olga sicher, «ist ein kurzes Spiel. Kein Mann ist treu. Ist doch scheissegal. Soll er wenigstens Diamanten kaufen.» Ich will wissen, wie sie zu ihrem Job gekommen ist. Olga war selber mal eine Kundin. Geboren und aufgewachsen in der Ukraine, wurde sie von ihrer Vorgängerin an einen Schweizer vermittelt.
Nach fünf Jahren liess sie sich scheiden. Vorher bezahlte ihr Ex-Mann den Aufbau ihrer Agentur. «Weisst du, ich war aber immer eine gute Frau, habe gewaschen, gekocht und ihm immer Sex gegeben.» Olga klingt nicht nur abgebrüht, die ist abgebrüht.
Seit nun mehr zehn Jahren holt sie Frauen aus dem Osten, die sie hier an den Mann bringt. Von der Vermittlungsgebühren kann sie hier in guten Monaten wie eine «sehr reiche Königin» leben. In schlechten Monaten reicht es immer noch für ein tolles Leben.
Ob sie mich in ihre Kartei aufnehmen soll. «Ich habe sehr gute Männer, du kannst haben ein sehr schönes Leben, du musst nie mehr arbeiten.» Ich lache. «Du musst aber ein bisschen mehr feminin sein. Mehr High Heels, Bluse und elegantere Kleider!» Und Ausschnitt. Und Beine soll ich zeigen.
Ich lehne dankend ab. Ich würde meinen abgewetzten Jeansrock, meine Flip Flops und meine Trägershirts mit Glacés drauf zu sehr vermissen. Auch bin ich lieber meine eigene Chauffeurin auf dem Velo als die dekorative Beifahrerin eines Mannes, in den ich null verschossen bin.
Und zuletzt, liebe User, würde ich euch vermissen, wenn ich nicht mehr selber für meine Kohle verantwortlich wäre. Was würde ich ohne euch Hobbypsychologen, Helden und Pappnasen mit Wutbürger-Allüren machen? Eben.
One Love,
"bitte ohne Speck und Eier"
Manfred, 52, bestellt seine Frau aus Thailand.
Erinnert mich 1:1 an diesen Bericht.
Naja, die Frauen sind auf Geld aus und die Männer auf Sex mit einer gut aussehenden Frau.
Eine andere Art von Prostitution eigentlich.
„Im Westen nichts neues“ würd ich da mal sagen.