Leben
ESC

ESC: Drama um Niederlande geht weiter: Vom Final ausgeschlossen

epa11278569 Joost Klein from The Netherlands poses during the press meeting ahead of the Nordic Eurovision Party concert at Berns in Stockholm, Sweden, 14 April 2024. The 68th edition of the Eurovisio ...
Darf nicht mehr am ESC-Final teilnehmen: der Niederländer Joost Klein.Bild: keystone
ESC

«Er hat die Kamerafrau nicht berührt» – Niederländer toben nach Kleins Rauswurf

Am Samstagmorgen wurde bekannt, dass der niederländische Teilnehmer Joost Klein nicht im ESC-Final antreten darf. Der 26-Jährige galt mit seinem Song «Europapa» als einer der Favoriten. Die Hintergründe.
11.05.2024, 12:2912.05.2024, 01:42
Mehr «Leben»

Es geht dramatisch zu und her am diesjährigen Eurovision Song Contest. So gab die EBU (European Broadcasting Union) einen «Vorfall» um den niederländischen Musiker Joost Klein bekannt. Am Samstag informierte die EBU dann, dass Klein nicht am Final antreten werde.

Der Grund dafür sei, dass die schwedische Polizei derzeit eine Beschwerde untersuche, die von einem weiblichen Mitglied des Produktionsteams nach seinem Auftritt im Halbfinale am Donnerstagabend eingereicht wurde. Am Samstagnachmittag behauptete der zuständige niederländische Fernsehsender, dass Klein die Frau nie berührt habe.

Was wir wissen:

Die Aufregung am Freitagabend

Das Ganze nahm seinen Lauf am Freitagabend. Da informierte die EBU:

«Wir untersuchen derzeit einen Vorfall um den niederländischen Künstler, der uns gemeldet wurde. Bis auf Weiteres wird er nicht proben. Wir haben dem zu diesem Zeitpunkt nichts hinzuzufügen und werden Sie zu gegebener Zeit auf dem Laufenden halten.»

Worum es sich bei dem «Vorfall» handelte, wurde zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt gemacht. Von Klein lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Von der Juryshow am Freitag wurde Joost Klein aber ausgeschlossen. Stattdessen hätten die Jurorinnen und Juroren die Aufnahme seiner Halbfinal-Show bewertet, wie der ESC mitteilte. Die Juryshow gilt als Generalprobe für das eigentliche Final am Samstag.

Zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, ob Klein im Final antreten wird.

Die Ermittlungen der Polizei

Am Samstagvormittag wurde bekannt, dass die schwedische Polizei Ermittlungen aufgenommen habe wegen Drohungen gegen eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter des Veranstaltungsorts Malmö Arena.

Kurz darauf bestätigte die EBU, dass die Polizei gegen den niederländischen ESC-Teilnehmer Joost Klein ermittelt.

Eine Sprecherin sagte:

«Ich kann nur so viel sagen: Einen solchen Fall hatten wir noch nie.»

Gerüchten, denen zufolge das mutmassliche Opfer selbst am ESC teilnimmt, widersprach die Sprecherin jedoch. Die EBU schreibt dazu in ihrem Statement:

«Wir möchten klarstellen, dass entgegen einigen Medienberichten und Social-Media-Spekulationen an diesem Vorfall kein anderer Künstler oder anderes Delegationsmitglied beteiligt war.»

Doch wie sind diese Gerüchte zustande gekommen?

Die Pressekonferenz vom Donnerstag

Bereits am Freitagabend stand die Vermutung im Raum, dass der «Vorfall» etwas mit Kleins Verhalten während der Pressekonferenz am Donnerstag zu tun haben könnte. Der Niederländer hatte sich dabei mehrfach ungefragt zu Wort gemeldet und Zwischenrufe getätigt, die offensichtlich gegen die israelische ESC-Künstlerin Eden Golan gerichtet waren.

Ausserdem zog er sich, während eben diese das Wort hatte, demonstrativ eine niederländische Flagge über den Kopf.

Joost Klein mit Flagge über dem Kopf.
Klein mit der Flagge über dem Kopf.Bild: esc

Wenn nicht Israel, was dann?

Doch das Statement der EBU vom Samstag hat diesem Verdacht jeglichen Wind aus den Segeln genommen.

Bereits am Freitag schrieb die schwedische Boulevardzeitung Aftonbladet von einer handgreiflichen Attacke nach dem Halbfinale. Ein Vorfall, der der Öffentlichkeit so bislang nicht bekannt sei.

Nach neusten Erkenntnissen des schwedischen Senders SVT soll Klein eine Fotografin geschlagen haben, doch auch hierzu fehlt noch die offizielle Bestätigung seitens der EBU.

Was die EBU aber schreibt:

«Wir pflegen eine Null-Toleranz-Politik gegenüber unangemessenem Verhalten bei unserer Veranstaltung und verpflichten uns, allen Mitarbeitern des Wettbewerbs ein sicheres Arbeitsumfeld zu bieten. Vor diesem Hintergrund gilt das Verhalten von Joost Klein gegenüber einem Teammitglied als Verstoss gegen die Wettbewerbsregeln.»

Das sagt der niederländische Fernsehsender

Der teilnehmende niederländische Fernsehsender Avrotros nannte die Disqualifizierung «unverhältnismässig». Der Sender sei «schockiert über die Entscheidung».

In einem Statement am Samstagnachmittag schrieb der Sender:

«Wir haben die Disqualifikation durch die EBU zur Kenntnis genommen. AVROTROS hält die Disqualifikation für unverhältnismässig und ist schockiert über diese Entscheidung. Wir bedauern dies zutiefst.

Nach dem Auftritt am vergangenen Donnerstag kam es zu einem Zwischenfall. Entgegen klarer Absprachen wurde Joost gefilmt, als er gerade von der Bühne gekommen war und in den Greenroom eilen musste. In diesem Moment gab Joost wiederholt zu verstehen, dass er nicht gefilmt werden möchte. Dies wurde nicht respektiert. Dies führte zu einer bedrohlichen Bewegung von Joost in Richtung der Kamera. Joost hat die Kamerafrau nicht berührt. Dieser Vorfall wurde zur Anzeige gebracht, woraufhin die EBU und die Polizei eine Untersuchung einleiteten.

[...]

Wir sind sehr enttäuscht und verärgert über die Millionen von Fans, die sich so sehr auf den heutigen Abend gefreut haben. Was Joost den Niederlanden und Europa gebracht hat, hätte nicht auf diese Weise enden dürfen.»

Und wie reagiert die Niederlande?

In den sozialen Netzwerken in den Niederlanden stiess der Ausschluss auf ein geteiltes Echo, viele Menschen wollten vor allem erfahren, was denn wirklich vorgefallen ist.

TV-Kommentator Cornald Maas wollte sich ebenfalls nicht äusser, worum genau es sich beim «Vorfall» denn nun gehandelt hat. Er meint aber:

«Der Vorfall ist kaum der Rede wert.»

Und er fügt an, dass der Ausschluss für Joost Klein und sein Team «die Hölle» bedeute.

(yam/cpf, mit Material der sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
205 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ktwo
10.05.2024 19:14registriert Februar 2024
Hätte ich diese Frisur, würde ich mir auch eine Flagge über den Kopf ziehen.
40968
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mama Jo
10.05.2024 19:46registriert November 2022
Es geht hier eigentlich um die Musik, die Musik und nochmals die Musik. Die israelische Sängerin kann nicht für den Hohlkopf zuoberst in der Regierung ihres Landes. Wer sich für den ESC nicht zusammen nehmen kann, soll wieder Heim reisen! Zuhause kann er von mir aus an einem Sitzstreik teilnehmen oder mit einer Fahne um den Kopf und Füdliblutt auf einen Kran klettern, das ist mir Wurst.
35578
Melden
Zum Kommentar
avatar
Anunnaki Project
10.05.2024 18:51registriert Oktober 2023
Laut neusten Infos des schwedischen Senders SVT geht es bei der Untersuchung um eine physische Auseinandersetzung zwischen Joost und einem/mehreren Photographen.

Traurig dieses ganze Drama-Getue um den ESC 🙁.. Können sich nicht alle mal für ein paar Tage am Riemen reißen und einfach höflich sein zueinander & eine gute Show abliefern 🤷🙈🙈..?!
«Massive Buhrufe überdeckt»: Die Kontroverse um Israels Auftritt am ESC geht weiter\nUpdate des schwedischen Senders SVT:
13817
Melden
Zum Kommentar
205
    Skurrile Looks: «And Just Like That …» sorgt für Diskussionen
    Die Outfits, die Carrie und ihre Freundinnen in «And Just Like That …» tragen, sorgen für Irritationen und Spott. Denn sie werden immer wilder.

    Die Serie «And Just Like That …» ist momentan in aller Munde. Auf TikTok und Co. sorgt sie für rege Diskussionen, doch nicht etwa wegen einer besonders spannenden Handlung oder wegen geglückter Dialoge, sondern wegen der immer wilderen Kostüme.

    Zur Story