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Baby Reindeer-Hype: Stars warnen übereifrige Fans vor ernsten Folgen

Baby Reindeer Netflix
Die Netflix-Serie «Baby Reindeer» schaffte einen Überraschungserfolg.Bild: Netflix

Erfolg der Netflix-Serie «Baby Reindeer» hat ernste Folgen: Stars warnen übereifrige Fans

26.04.2024, 21:3129.04.2024, 08:55
Hendrik Busch / watson.de
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«Baby Reindeer» ist die Nummer eins in den weltweiten Netflix-Charts, die Kritiken überschlagen sich mit Lob und wahrscheinlich wird die Serie für den wichtigen Fernsehpreis Emmy nominiert. «Baby Reindeer» kriegt viel Aufmerksamkeit derzeit, vermutlich viel mehr, als geplant war.

Denn das grosse Echo, das die Geschichte über eine Stalkerin hervorruft, hat nun direkte Folgen für die echte Welt.

Netflix-Serie «Baby Reindeer» behandelt wahren Stalker-Fall

«Baby Reindeer» basiert auf der wahren Geschichte von Richard Gadd, der die Hauptrolle spielt und als Autor fungierte. In der Serie nennt er sich Donny Dunn und schildert sein Verhältnis zu einer Frau, die ihn jahrelang verfolgte. Der Handlungsstrang fliesst später mit einer anderen Episode in Gadds Leben zusammen: Ein einflussreicher TV-Autor vergewaltigte den aufstrebenden Comedian mehrfach.

All das ist mehr oder weniger so passiert, wie in der Serie dargestellt. Und das bedeutet: Die Menschen, die die Taten in der Serie begehen, existieren wirklich. Die Folge: Im Internet begann eine digitale Grossfahndung nach den realen Vorbildern der Stalkerin und des Vergewaltigers.

Richard Gadd als Donny in Baby Reindeer.
Bild: Netflix

Polizei schaltet sich wegen Fan-Spekulationen ein

Am Montag postete Autor Richard Gadd in seiner Instagram-Story einen Aufruf an übereifrige Zuschauerinnen, wie unter anderem der Hollywood Reporter berichtete:

«Hallo alle. Menschen, die ich liebe, mit denen ich zusammengearbeitet habe und die ich bewundere (einschliesslich Sean Foley), werden zu Unrecht in Spekulationen verwickelt. Das ist nicht der Sinn unserer Serie.»

Das Statement wollte offenbar einen Erdrutsch einfangen, der schon lange losgerollt war, wie sich am Dienstag herausstellte. Der Sean Foley aus dem Post von Richard Gadd ist ein Theater-Regisseur und Comedian, der auch fürs Fernsehen arbeitete. In Alter und Berufsstationen ähnelt er der Figur des Vergewaltigers aus der Serie – und das wurde ihm zum Verhängnis.

Bei X teilte Foley den Aufruf von Richard Gadd und schrieb in einem weiteren Beitrag:

«Die Polizei wurde informiert und ermittelt gegen alle verleumderischen, beleidigenden und bedrohenden Beiträge gegen mich.»

In den Beiträgen unter dem Post finden sich jedoch weiterhin Kommentare wie: «Sie sollten gegen dich ermitteln, Mann.» Schwarmintelligenz im Internet kann mächtig sein, aber sie basiert in diesem Fall auf puren Spekulationen. Und die sind ausser Kontrolle geraten.

Auch die «Baby Reindeer»-Hauptdarstellerin warnt

So «fahndeten» Fans im Internet auch nach dem realen Vorbild der Stalkerin Martha Scott, die von Jessica Gunning verkörpert wird. Fans wollen sie etwa bei einem Auftritt des echten Richard Gadd erkannt haben – an ihrer Lache.

Am Mittwoch gab die Schauspielerin Jessica Gunning ein Interview, in dem sie Spekulationen als «ziemlich traurig» bezeichnet. Sie verleiht Gadds Forderungen nach mehr Vernunft weiteren Nachdruck:

«Wenn man die Serie mag, sollte man sich an die Geschichte von Martha und Donny halten [...] und nicht versuchen, irgendwelche Detektivarbeit zu leisten und irgendwelche echten Identitäten herauszufinden.»

Die Suche nach Parallelen in Lebensläufen, optischen Ähnlichkeiten oder dergleichen läuft ohnehin ins Leere. In einem Interview mit «GQ» erklärte Gadd, dass er etwa das reale Vorbild von Martha bis zur totalen Unkenntlichkeit anonymisierte: «Wir haben uns viel Mühe gegeben, sie so zu tarnen, dass sie sich selbst wohl nicht wiedererkennen würde.»

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FACTS
26.04.2024 22:49registriert April 2020
Selbst wenn die wahre Stalkerin und der wirkliche Vergewaltiger identifiziert werden sollten, gehören deren Namen nicht ins Internet. Der Pranger gehört abgeschafft und die Strafverfolgung ist Sache der Justiz.
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Mama Jo
26.04.2024 23:26registriert November 2022
Die machen jetzt genau das, was im Film als Problem dargestellt wird. Lasst die Schauspieler und deren Leben in Ruhe! Gibts ja nicht.
Die Serie ist beeindruckend und auch erschreckend. Der Drehbuchautor hat sich wirklich was überlegt. Nichts mit oberflächlichem der ist absolut unschuldig und gut und der andere durch und durch böse. Die Serie ist mir nachgegangen. Narürlich gibt es viele Stalker, die nichts anderes wollen, als den anderen zu verletzen, ängstigen und das Leben zur Hölle zu machen.
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Shinobi
27.04.2024 07:43registriert November 2016
Die Leute (oder besser, die Massen) haben eben den Bezug zwischen Realität und Schauspiel verloren. Kein Wunder, wenn auf Instagram und Tiktok und Social Media generell, die ganze Zeit und mit maximalem Suchtfaktor (Phone Junkies überall) eine Realität vorgegaukelt wird, die es nicht gibt. So ist dann in so einem Fall ein Unterscheiden zwischen wilden Spekulationen und Facts kaum mehr möglich.
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    «Theaterstück aus Nepal»: ChatGPT halluziniert über die Sauna-Hymne «Bara bada bastu»
    Schweden gilt damit seit Wochen als Favorit. Dies ist der Versuch, nach Sinn im Nonsense zu suchen. Gefunden haben wir erstaunlich viel.

    Ich war in meinem Leben einmal in Finnland und ich schwöre: Die haben dort alle eine Sauna. Und nutzen sie begeistert, vom Knapp-nicht-mehr-Baby bis zur Urgrossmutter. Und wenn sie nicht in der Sauna sitzen, gehen sie Heidelbeeren sammeln, weben Flickenteppiche oder jagen Elche und füllen damit ihre Gefriertruhen.

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