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CHAOS: The Manson Murders: So ist die Netflix-Doku über Charles Manson

Chaos: The Manson Murders
Wie schaffte es Charles Manson, mehrere Personen dazu zu bringen, grauenvolle Morde zu begehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine neue Netflix-Doku.Bild: netflix

Die Netflix-Doku über Charles Manson ist voller Verschwörungstheorien – und ohne Beweise

Charles Manson und seine sektenähnliche Anhängerschaft waren in den 60er-Jahren für schreckliche Morde verantwortlich. Eine neue Netflix-Doku untersucht, welchen Einfluss die CIA und ihre Bewusstseinskontroll-Projekte auf Manson hatten.
10.03.2025, 19:0610.03.2025, 19:06
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«CHAOS: The Manson Murders» beginnt mit den Tate-Morden. In einem Anwesen in Los Angeles wurden 1969 fünf Personen von den Anhängern der Manson-Family brutal abgeschlachtet, darunter die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate.

Filme und Dokumentationen zu Charles Manson gibt es wie Sand am Meer – Regisseur Errol Morris will nun einen neuen Zugang, der die CIA und LSD involviert, gefunden haben. Morris, der bereits zahlreiche Auszeichnungen gewonnen hat, darunter 2004 einen Oscar für den besten Dokumentarfilm für «The Fog of War», macht sich in dieser neuen Netflix-Doku auf die Suche nach Verschwörungstheorien.

Die CIA und ihre Gehirnwäsche-Experimente

Die 90-minütige Dokumentation basiert auf dem Buch «CHAOS: Charles Manson, the CIA, and the Secret History of the Sixties» und erforscht die Motive, die zu den Tate-LaBianca-Morden geführt haben könnten. Der Dokumentarfilm beleuchtet Tom O'Neills Theorie, dass Manson die Techniken der Gedankenkontrolle durch das MK-Ultra-Programm der CIA erlernt hat und darauf trainiert wurde, ein Attentäter zu werden.

Tom O’Neill charles manson
Tom O’Neill in «CHAOS».Bild: netflix

MK Ultra war ein geheimes Forschungsprogramm der CIA und lief von 1953 bis in die 70er-Jahre. In diesen 20 Jahren führte die CIA tausende Menschenversuche an ahnungslosen Personen durch – diese wurden oft willkürlich unter Spitalpatienten, Prostituierten und Gefängnisinsassen ausgewählt. Ihnen wurden ohne ihr Wissen halluzinogene Drogen verabreicht, viele trugen schwerste körperliche und psychische Schäden davon und manche verstarben sogar. Im Nachhinein gab die CIA zu, dass die meisten Experimente wertlos waren, da sie von unqualifizierten Mitarbeitern durchgeführt wurden.

Ein wichtiger Aspekt des Experiments war, dass die CIA herausfinden wollte, ob sie LSD zur Erschaffung von programmierten Attentätern einsetzen könnte. Bewusstseinskontrolle also.

Man könnte also sagen, dass es Überschneidungen gab zwischen dem, was die CIA in ihren Bunkern tat, und dem, was Charles Manson mit seinen Predigten und Drogen-Orgien auf der Spahn-Ranch tat. Wo liegt aber die Verbindung?

Hatte Manson Verbindungen zur CIA?

Folgendes wissen wir: Manson wurde 1967 aus dem Gefängnis entlassen und reiste nach San Francisco. Dort begann er, seine Anhänger zu rekrutieren, aus denen die Family werden sollte. Manson verbrachte viel Zeit in der Haight Ashbury Free Medical Clinic. «Seine Mädchen» litten unter verschiedenen Geschlechtskrankheiten, und er brachte sie regelmässig für Behandlungen dorthin.

Auch die CIA hatte in dieser Klinik ein Büro eingerichtet. Louis West, ein Psychiater, der stark in MK Ultra involviert war, nutzte die Klinik, um Probanden für die Studien zu finden.

Chaos: The Manson Murders
Louis West führte in derselben Klinik LSD-Experimente für die CIA durch, in der Charles Manson ein und aus ging.Bild: netflix

Laut O'Neill ist es möglich, dass Manson und West sich dort begegnet sind und dass Manson Teil von Wests Experimenten wurde.

Tatsächliche Beweise, dass sich die zwei Männer jemals getroffen haben, legt O'Neill allerdings keine vor. Die gibt es vermutlich auch nicht. Er habe allerdings genügend Ahnung, um zu vermuten, dass Charles Manson seine Gedankenkontrolltechniken von der CIA gelernt hat.

In der Dokumentation sagt O'Neill:

«Manson wurde genau das, was die CIA versuchte zu erschaffen. Programmierte Attentäter.»
Tom O'Neill

Laut ihm hat also die CIA die Tate-Morde inszeniert und Manson und seinen Rassen-Krieg als Marionette benutzt.

Da es keine handfesten Beweise dafür gibt, dass die CIA Manson unter Kontrolle hatte und ihn mit den Morden beauftragte, füllt Morris die Dokumentation mit anderen Themen, wobei er immer wieder andeutet, neue Details und Blickwinkel zu haben. So zum Beispiel die Erkundung von Mansons Musikkarriere, seine Beziehung zu den Beach Boys und wie nahe Manson an einem tatsächlichen Plattenvertrag war. Sehr nahe, wenn man der Dokumentation Glauben schenkt.

Eine weitere Theorie, die in der Doku angesprochen wird, ist, dass Manson paranoid war und befürchtete, einer seiner Anhänger würde ihn verraten. Mit den Morden wollte er sicherstellen, dass alle zu sehr involviert waren, um ihn nicht zu verraten.

FILE - In this Dec. 21, 1970 file photo, Charles Manson reacts to photographers as he goes to lunch after an outbreak in court that resulted in his ejection, along with three female co-defendants, in  ...
Charles Manson, 1970.Bild: AP

«CHAOS» endet mit einer weiteren Verschwörungstheorie: Die Doku stellt die Behauptung auf, dass die Manson-Morde ein grosses Komplott waren, das von ganz oben inszeniert wurde, um Amerika gegen die Gegenkultur (hier die Hippie-Bewegung) aufzubringen. Wer mit «ganz oben» gemeint ist, wird nicht klargestellt. Die CIA? Der Schattenstaat? Richard Nixon?

Es ist nicht nötig, immer nach einer Verschwörung zu suchen. Manchmal ist die offizielle Erklärung auch einfach die plausibelste, und Manson brauchte die CIA nicht, um seinen Anhängern eine Gehirnwäsche zu verpassen.

Sobald O'Neill mit Beweisen kommt, können wir nochmals darüber reden.

Die eineinhalbstündige Doku ist auf Netflix verfügbar.

Trailer:

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Der frühere Sektenführer und verurteilte Mehrfachmörder Charles Manson ist tot. (Bild 1969)
quelle: ap/ap
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Decepticon
10.03.2025 20:37registriert April 2022
Netflix geht mir langsam auf den Senkel. Auch die „Doku“ zu MH370 war voller unseriöser Verschwörungskacke. Man sät Misstrauen in die Institutionen und wundert sich, warum die Bevölkerung eine durchgeknalle Orange als Präsident wählt. Gut gemacht.
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Hans Jürg
10.03.2025 21:44registriert Januar 2015
Netflix und Dokus passen einfach nicht zusammen. Dokumentationen sollen genau und informativ sein. Netflix will aber in erster Linie unterhalten. Das ist ein unlösbarer Zielkonflikt.
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Pontifax
10.03.2025 20:30registriert Mai 2021
Ergo kann Netflix auch weg. Wieder ein unnützes US-Produkt weniger.
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