«The Night Agent», in dem es um einen gutaussehenden Mann geht, der die USA beschützen soll, hat gerade seine zweite Staffel ausgerollt. Es ist eine der beliebtesten Serien von Netflix, die erste Staffel rangiert immer noch auf Platz 7 der meistgesehenen Serien in der Geschichte des Streamingdienstes. Die zweite Staffel ist seit dem Veröffentlichungsdatum vergangener Woche auf Platz 1 der Schweizer Charts.
In der Hauptrolle des Agenten Peter Sutherland ist der Schauspieler Gabriel Basso zu sehen. An seiner Seite spielt Luciane Buchanan die ebenfalls gutaussehende Rose.
In der ersten Staffel haben Zuschauende Gabriel als FBI-Bürogummi kennengelernt, der sich im Keller des Weisses Hauses versteckte, um Geheimagenten in Not zu helfen. Jetzt ist er selbst auf einer Mission. Denn Peter glaubt, dass Night Action (eine geheime Abteilung des FBI) nach einer gescheiterten Mission in Bangkok kompromittiert wurde. Er nimmt es nun selbst in die Hand, Schurken zu jagen, die chemische Waffen herstellen wollen.
Voller Ungereimtheiten, Erleichterungen und Abkürzungen setzt «The Night Agent» wieder einmal auf die Karte des Wettlaufs gegen die Zeit, um den Zuschauer zu verunsichern. Und das funktioniert auch. Die zehn Episoden sind unterhaltsam und sympathisch genug, um den gefühlt endlosen Januar zu vergessen, und lassen sich gut an zwei langen Abenden auf der Couch verschlingen.
In der vierten Folge muss Washingtons Liebling mithilfe von Rose eine von der iranischen Botschaft in New York organisierte Party infiltrieren. Der Plan ist wackelig: Peter spielt den Undercover-Kellner und Rose schlendert am Arm eines … Schweizers.
Da fängt die ganze Komik an.
Aus einer Akte, die einige Sekunden lang auf dem Bildschirm zu sehen ist, erfahren die Zuschauer, dass diese Figur Emil Giger heisst. Er ist Karrierepolitiker und dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten angegliedert.
Gespielt wird Emil vom schwedischen Schauspieler und Synchronsprecher John Hans Tester.
Während das Paar auf dem Weg zur iranischen Party ist, erklärt Emil Rose (die aus schweizerischen Gründen kurzfristig in Bettina umbenannt wurde), dass die Chefin der Night Action ihm diese Rolle als Strafe auferlegt hat: «Ich habe mal etwas Dummes getan, die Einzelheiten würde ich gerne vergessen. Sie hat mich erwischt. In flagranti. Das hier ist meine Busse. Meine Kompensation für ihre Diskretion.»
Was das für ein Fehler war? Unklar. Was für eine Ehre ist es, dass ein «Schweizer Berufspolitiker» vom FBI in New York bestraft wird? Und was ist der Job des «Schweizer Sonderbeauftragten für besondere Angelegenheiten»?
Also haben wir beschlossen, das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten zu kontaktieren. Zu unserer Überraschung rief uns ein Vertreter der Kommunikationsabteilung des EDA gleich zurück und stellte die Sache gerade.
Neugierig auf die Serie, erkundigte sich unser Gesprächspartner in Bern nach der Qualität von «Night Agent». Wir antworten ihm, dass man es sich zwar anschauen könne, aber dass das Drehbuch voller solcher Ungereimtheiten sei.
Zurück zur Serie: Als Krönung des Abends, der in einem Fiasko endet, hören wir, wie unser Emil mit dem iranischen Botschafter in New York ein paar Worte auf … Deutsch wechselt. Einem ganz akzeptablen Deutsch sogar.
Wir sind uns nicht sicher, ob dies eine gute Nachricht für die helvetische Diplomatie ist, aber eine dritte Staffel wurde bereits von Netflix in Auftrag gegeben. Welche Schweizer Jobs da wohl erfunden werden? Wir bleiben gespannt.
Wahrscheinlich wurde die Geschichte in Bangkok "komprimiert" (ich zitier' ja nur ^_^ )