Privatjets ade – so verlangen es über 75 Organisationen in einem offenen Brief von nationalen und europäischen Politikern. Der Brief wurde am Montag vom Netzwerk Stay Grounded veröffentlicht und enthält insgesamt drei Forderungen. Adressiert ist er an die EU-Kommissarin für Verkehr, Adina Vălean, sowie an alle Verkehrsministerinnen und -minister der EU-Länder, des Vereinigten Königreichs und der Schweiz (also auch an Albert Rösti).
Die Aufforderung ist Teil einer umfassenderen Kampagne, die sich gegen die Luftfahrt richtet, und baut auf den monatelangen Aktionen und Blockaden von Privatjet-Flughäfen und Messen auf, die von Klimaaktivisten organisiert wurden. Das globale Netzwerk Stay Grounded besteht unter anderem aus lokalen Flughafengegnern, Aktivisten für Klimagerechtigkeit, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und Wissenschaftlerinnen.
🚨 BREAKING: We have sent a letter to decision-makers across Europe.
— Stay Grounded Network (@StayGroundedNet) October 2, 2023
Along with 75+ organisations, our demands are simple:
1. Ban private jets
2. Ban frequent flyer programs
3. Tax frequent flying#BanPrivateJets pic.twitter.com/PXjGqxrn6M
«Mit diesem offenen Brief fordern wir Sie auf, Massnahmen zu ergreifen, um diesen sozialen und ökologischen Skandal zu adressieren», steht zu Beginn des Briefes. Der Klimakollaps sei bereits da. «Von Überschwemmungen in Italien, Südkorea und Pakistan bis zu Waldbränden in Griechenland, den Vereinigten Staaten und Australien – die Symptome eines schwer kranken Planeten erweisen sich als tödlich für das Leben auf der Erde», schreiben die Verfasserinnen und Verfasser.
Als ein Kontinent, der eine «unverhältnismässig grosse Rolle bei den historischen Emissionen» spiele, die die Klimakrise verursachen, sei es «unsere Verantwortung, Massnahmen zu ergreifen».
Dabei fordert Stay Grounded folgende drei Massnahmen von den Adressaten:
Der Verkauf von Privatjets werde dieses Jahr wohl einen Rekord einfahren, schreiben die Autorinnen und Autoren. Und dies, «während die meisten von uns eine Krise wegen der Lebenskosten» erfahren müssten.
Zudem seien Privatjets mehr als 30 Mal so schädlich für die Umwelt wie ein Passagierjet. Trotzdem habe die Industrie einen Boom eingefahren, schreibt das Netzwerk, in dessen Augen der Fakt, dass Privatjets unterbesteuert und unterreguliert seien, Schuld daran trägt.
Sie schlagen deshalb vor, Privatjets grundsätzlich zu verbieten. Man könne dies zum Beispiel über die Verordnung über den Luftverkehrsdienst erreichen.
Zusätzlich zu einem Verbot fordert das Netzwerk Stay Grounded, sogenannte Frequent Flyer Programmes (Vielfliegerprogramme, FFPs) zu verbieten. Diese seien eine treibende Kraft hinter der Ungerechtigkeit in der Luftfahrt, die sich zum Beispiel daran äussert, dass 80 Prozent der globalen Bevölkerung noch nie mit einem Flugzeug geflogen ist.
Vielfliegerprogramme würden schlechte Anreize setzen, so Stay Grounded, und damit «das verheerende Wachstum der Luftfahrt anheizen». Die Fehlanreize zeigten sich beispielsweise daran, dass der Vize-Präsident des Marketings bei American Airlines FFPs einst als «das erfolgreichste Marketing-Programm in der Businesswelt» beschrieb.
Als letzte Massnahme fordert Stay Grounded, dass die Anreize, die durch Vielfliegerprogramme geschaffen wurden, rückgängig gemacht werden – und zwar mit einer Umkehrung davon: einer Steuer auf das Fliegen.
Diese Politik könne auf zwei Arten umgesetzt werden. Einerseits könnte man eine stetig steigende Steuer auf jeden Flug, den eine Person unternimmt, durchsetzen, schreiben die Autorinnen und Autoren. Eine weitere Variante wäre es, nicht die Flüge, sondern die Flugmeilen zu besteuern. «Je mehr Meilen eine Person fliegt, desto höher ist die Abgabe für diesen bestimmten Flug», so die Idee.
Die Einnahmen könnten dann dazu verwendet werden, beispielsweise klimafreundliche Mobilität für alle zugänglich zu machen oder Mittel für Regionen zu generieren, die wirtschaftlich unter einem Rückgang des Tourismussektors zu leiden hätten.
(lak)
Bitte umformulieren und auf PAX beziehen - stimmt so nämlich nicht.
Völlig losgelöst davon, ob die im Artikel beschriebenen Massnahmen sinnvoll sind oder nicht, sollten wir bei den Fakten bleiben.
1. Europa nahm 2012 den Anlauf mit EU-ETS.
2. seit 2020 gilt in der Schweiz CORSIA (ein ICAO-Programm zur CO2-Reduktion), das ab 2027 weltweit gilt.
3. Der Treibstoffverbrauch von Flugzeugen hat sich seit 1990 halbiert, davon die Reduktion um 30% seit 2010. Die Swiss-Flotte braucht derzeit 3.15 l pro 100 Passagier-km (und SWISS ist nicht Branchenprimus).
4. die Luftfahrt ist für 3% des globalen CO2-Ausstosses verantwortlich, die Privatfliegerei macht 0.04% aus. Solche Verbote sind reine Symbolpolitik.