Pünktlich zum Welttag der Ozeane (8. Juni) veröffentlichte National Geographic eine neue Dokumentation mit dem beliebten Naturfilmer Sir David Attenborough.
Zu Beginn seines Lebens war der Meeresboden weitgehend unerforscht. Heute weiss der 99-Jährige: Nichts ist schützenswerter als unsere Ozeane. Denn ohne diese würde niemand von uns existieren. Die Erkenntnisse des letzten Jahrhunderts teilt Attenborough nun in dieser neuen Doku.
«Ocean With David Attenborough» nimmt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit auf eine wunderschöne Reise durch die Tiefen unserer Ozeane. Vom Great Barrier Reef in Australien über Westafrika, die Galápagos-Inseln, bis zu Kelpwäldern in Grossbritannien – über zwei Jahre lang hat das Team die aussergewöhnlichsten Szenen eingefangen.
Die Doku zeigt aber nicht nur eindrucksvolle Aufnahmen aus den Tiefen der Meere – sondern auch deren Zerstörung. Viele Leute haben eine romantische Vorstellung davon, woher ihr Fisch kommt: Der Fischermann steigt morgens in sein Boot und kommt abends mit zwei vollen Kesseln zurück. Bei den Mengen an Fisch, die wir konsumieren, ist das aber alles andere als realistisch. Durchschnittlich werden pro Jahr 20 Kilogramm Fisch pro Person gegessen. Das ist doppelt so viel wie noch vor 50 Jahren.
Um diese Nachfrage zu stillen, werden jährlich etwa 90 Millionen Tonnen Fische gefangen – zehn Prozent davon wieder als «Müll» über Bord geworfen. Wale, Delfine, Haie oder auch Schildkröten verenden oft als sogenannten Beifang. In einigen Grundschleppnetzfischereien mache der Beifang mehr als die Hälfte der Fangmenge aus.
Dass solche Schleppnetze katastrophal für die Lebewesen und die Artenvielfalt in den Meeren sind, ist nichts Neues. Das Kamerateam hat es allerdings geschafft, zum ersten Mal auf Kamera festzuhalten, wie diese Fischtechnik, die übrigens legal ist, den Meeresboden zerstört.
Jedes Jahr wird eine Fläche in der Grösse des Amazons mit Schleppnetzen gefischt. Die Auswirkungen sind sogar auf Drohnenaufnahmen zu sehen:
Dabei ist kein Land mit Meereszugang sicher – nicht einmal vor der Antarktis machen die Schiffe halt. Die Schiffe fangen dort den Krill leer. Antarktischer Krill ist für praktisch alle Tiere am südlichen Pol überlebenswichtig. Seien es nun Wale, Pinguine oder Fische, für sie alle ist Antarktischer Krill das Hauptnahrungsmittel.
Die Schiffe, die in der Antarktis nach Krill fischen, zählen zu den grössten Fabriken auf dem Meer. Sie ziehen hunderttausende Tonnen Krill in grosse Netze. Gleich auf dem Schiff werden die Tiere gekocht und in Hundefutter oder unseren Omega-3-Tabletten verarbeitet.
«Ocean With David Attenborough» erinnert uns auf brutale Weise daran, wie wenig wir sehen und wie viel auf dem Spiel steht. Doch die Doku bietet auch eine Lösung: Meeresschutzgebiete, in denen sich die Natur und die Tiere erholen können.
Als ein erfolgreiches Beispiel wird das Papahānaumokuākea Marine National Monument in Hawaii genannt. Mit 1,5 Millionen Quadratkilometer ist es eines der grössten Meereschutzgebiete der Welt – und der Beweis dafür, dass es noch nicht zu spät ist. Dort wimmelt es nicht nur von Leben und bietet über 7000 Arten Schutz, sondern ist auch Heimat der weltweit grössten Laysanalbatros-Kolonie. Ein Vogel, der kurz vor dem Aussterben stand.
Zurzeit sind nur etwa drei Prozent der Meere geschützt. Damit sie sich aber erholen können, müssen es mindestens ein Viertel der Gebiete sein. Dazu gibt es gute und schlechte Nachrichten.
Die Schlechte zuerst: Donald Trump hat erst im April eine Verordnung unterzeichnet, die den Tiefseebergbau beschleunigen soll. Untersuchungen zeigen: 50 Jahre nach den ersten Meeresbodenbergbau-Tests hat sich die Natur noch immer nicht erholt. Doch für den mächtigsten Mann der Welt zählt nur «Drill, baby, drill». Bereits während seiner ersten Amtszeit hat er unter Schutz stehende Gebiete in Alaska für Ölbohrungen freigegeben.
Nun zu den guten Nachrichten: 2021 hat die UN angekündigt, bis 2030 ein Drittel der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Wenn wir Gebiete schaffen, in denen sich Tiere und Pflanzen erholen können, führt das zu einem gesunden Ökosystem, auf das wir auch an Land zum Überleben angewiesen sind.
Die zentrale Botschaft des Dokumentarfilms ist klar: Die bestehenden Gesetze sind unzureichend, und ein Verbot zerstörerischer Praktiken wie der Grundschleppnetzfischerei ist sowohl notwendig als auch realisierbar. Attenborough fordert die Zuschauer auf, Veränderungen zu fordern. Mit den kraftvollen Bildern und seiner Botschaft ist «Ocean» sowohl ein Weckruf als auch ein Antrieb für den weltweiten Meeresschutz.
Die eineinhalbstündige Dokumentation ist auf Disney Plus verfügbar.
Aber die Fische haben keine Lobby, hat man ihnen doch vor kurzem noch abgesprochen überhaupt Gefühle zu haben. Es ist wirklich traurig wie der Mensch mit der Umwelt umgeht.