«Drill, baby, drill.» Man kann von Donald Trump halten, was man will, aber immer mal wieder setzt er Sprüche ab, die hängen bleiben. «Drill, baby, drill» war so einer. Dass er ursprünglich vom Vize-Gouverneur von Maryland stammt, also keine Kreation von Trump ist, soll das Lob nicht schmälern. Denn auch so muss man Trump attestieren: Er hat eine gute Nase für träfe Sprüche. Sicher eine bessere als fürs Öl-Business.
Ganz nach dem genannten Motto erliess der US-Präsident kürzlich ein Dekret, das ein Gesetz seines Vorgängers Joe Biden rückgängig macht. Dieses stellte grosse Teile von Alaska unter Schutz. Wo früher Ölbohren verboten war, heisst es nun: «Drill, baby, drill.» Wenigstens in der Theorie.
In der Praxis sieht es anders aus: Die Lust, in den ehemals geschützten Gebieten von Alaska nach Öl zu bohren, ist gering. Man hätte es eigentlich antizipieren können.
Trump und den Republikanern gelang es, während seiner ersten Amtszeit 2017 unter Schutz stehende Gebiete in Alaska für Ölbohrungen freizugeben. Ein Fakt, mit dem er sich immer wieder brüstet. Damit einher ging die Verpflichtung, bis 2024 zwei öffentliche Auktionen für Bohrrechte über 10 Jahre abzuhalten. Wenige Tage vor dem Ende von Trumps ersten vier Jahren im Januar 2021 kam es zur ersten Versteigerung. Sie wurde zu einem Desaster.
Nur die Hälfte (11) der offerierten Gebiete (22) erhielt Gebote. In neun Fällen war der einzige Bieter der Staat Alaska selbst. Eigentlich nicht als Auktionsteilnehmer zugelassen, war der Bundesstaat kurz zuvor noch als solcher eingeladen worden, weil berechtigterweise befürchtet wurde, dass zu viele Parzellen ohne Gebot bleiben würden. Sämtliche Branchengrössen hielten sich von der Auktion fern. Die zwei einzigen privaten Bieter waren kleine Fische. Als Joe Biden das Amt 2021 übernahm, annullierte er sämtliche Bohr-Lizenzen wieder. Das Innenministerium habe die Auswirkungen zu wenig genau geprüft, so seine Begründung.
Nicht verhindern konnte Biden, dass es im Januar 2024 zur zweiten Auktion kam – die er aber mit einem politisch geschickten Schachzug meisterte. Zuvor hatte er erneut grosse Gebiete von Alaska unter Schutz gestellt, gab aber rund 1620 km2 des Arctic National Wildlife Refuge, des nördlichsten Naturschutzgebietes der USA, für Ölbohrungen frei. Dort, wo Eisbären leben und Karibus ihre Jungen zur Welt bringen, in einem Gebiet, das für die einheimischen Indigenen der Gwich'in als heilig gilt, sollte schon bald das schwarze Gold aus dem Boden geholt werden. Doch der Knochen, den Biden der Ölindustrie hinwarf, war dürftig. Erneut blieben die Ölmultis dem Auktionsverfahren fern und auch der Staat Alaska hielt sich zurück. Und so kam es, wie es kommen musste: Nicht ein einziges Gebot ging ein.
Dafür, dass sich die Mineralölunternehmen bei den neuen Bohrmöglichkeiten in Alaska vornehm zurückhalten, gibt es gute Gründe. «Viele dieser Gebiete waren für eine lange Zeit nicht zugänglich. Es besteht immer das Risiko, dass sie nach dem nächsten Wahlzyklus wieder geschlossen werden», erklärt Branchenkenner Dustin Meyers vom Interessenverband American Petroleum Institute gegenüber Reuters. Wer gewinnbringend in den neuen Gebieten Öl fördern will, muss zuerst investieren. Strassen, Unterkünfte für Arbeiter und die Infrastruktur existieren nicht – der Aufbau davon verschlingt Unsummen, noch bevor der erste Tropfen Öl verkauft werden kann. Dieses finanzielle Risiko auf der Basis eines präsidialen Dekrets zu tragen, sind viele grosse Player nicht bereit. Dekrete können von der nächsten Regierung problemlos rückgängig gemacht werden. Ein Entscheid des Kongresses würde mehr Sicherheit geben.
In den USA liegen über 6000 für Bohrungen freigegebene Parzellen ungenutzt brach. Viele von ihnen sind einfacher und günstiger zu erschliessen als die Parzellen in der Unwirtlichkeit des hohen Nordens. Der tiefe Öl- und Benzinpreis macht aber auch diese unrentabel. Aktuell spricht vieles dagegen, dass der Ölpreis zu neuen Höhen ansetzt. Die OPEC+ ist seit ein paar Monaten dabei, die Fördermenge zu erhöhen. Mehr Öl verursacht in der Regel einen sinkenden Preis. Parallel finden in verschiedenen Bereichen beim Energieverbrauch Paradigmenwechsel statt. Dank effizienterer Technologie und der immer günstiger werdenden Herstellung von erneuerbaren Energien verlieren fossile Brennstoffe in verschiedenen Bereichen immer mehr Marktanteile.
«Drill, baby, drill» wird zu «Wait, baby, wait». Trumps Zoll-Hickhack und die damit verbundenen Schwierigkeiten der Wirtschaft haben dafür gesorgt, dass die Ölfördermenge der USA aktuell deutlich hinter derjenigen während der Präsidentschaft Biden zurückliegt. Die Aktien der grossen Player werden ebenfalls tiefer gehandelt.
Im echten Leben hat so jemand irgendwann keine blöden mehr die in ihn investieren, in Amerika wird so einer zwei mal Präsident...