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14.02.2024, 15:1214.02.2024, 17:32
Bei den Meldestellen «Bern schaut hin» und «Zürich schaut hin» gab ein Drittel der jungen Frauen an, schon einmal im ÖV (Bus oder Zug) sexuell belästigt worden zu sein.
Es handle sich dabei nicht um strafrechtlich relevante Gewaltdelikte, sondern um Grenzüberschreitungen wie anzügliche Gesten, verbale Äusserungen oder Berührungen.
«Wir können uns vorstellen, dass dem so ist, weil es dort [im öffentlichen Verkehr] viele Menschen hat», zitiert das SRF Regula Bühlmann, die Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau der Stadt Bern. «Es ist schwer, die Übersicht zu behalten und zu schauen, was passiert. Und dort ist es auch schwer, sich auszuweichen. Es ist ein wichtiger Teil der Kampagne ‹Bern schaut hin›, dass wir auch die Bevölkerung zu Zivilcourage aufrufen.»
Wie viele Frauen betroffen sind, zeigt auch eine Umfrage in der Redaktion. Mehrere Frauen haben sich gemeldet und ihre teils verstörenden Erlebnisse im ÖV geschildert.
«Im Zug sass mir gegenüber ein Mann, der mich länger komisch anstarrte. Danach begann er, sich im Intimbereich anzufassen, und starrte mich weiter an. Zum Glück konnte ich gleich aussteigen.»
watson-Mitarbeiterin
«Schon mehrmals. Besonders unangenehm war eine Fahrt am frühen Abend unter der Woche. Ich war etwa 17 und mein Gegenüber ca. 40. Er hat mehrmals penetrant nachgefragt, was ich dann mache, wo ich hingehe, ob ich einen Freund habe etc. Ich war damals noch zu jung und unsicher, um ihm klar zu sagen, er soll weggehen, und hatte mich auch nicht getraut aufzustehen – habe meine Abneigung aber durch Körpersprache symbolisiert. Er ist zum Glück eine Station vor meiner Haltestelle ausgestiegen.»
watson-Mitarbeiterin

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«Ich bin nach dem Ausgehen mit dem Zug von Luzern zurück nach Lenzburg gefahren und bin eingeschlafen. Als ich wieder aufgewacht bin, sah ich, dass der Typ im 4er-Abteil neben mir (immerhin nicht im gleichen Abteil) seinen Penis in der Hand hatte und sich einen runtergeholt hat. Er hat mich angeschaut und weitergemacht. Ich war leider zu schockiert, um wirklich was zu sagen, bin einfach aufgestanden und bin möglichst weit weg von ihm gesessen. Zum Glück ist er mir nicht gefolgt und meine Station kam bald, ich weiss nicht, wie ich weiter reagiert hätte.»
watson-Mitarbeiterin
Anlaufstellen für Opfer von sexueller Gewalt
Sexuelle Übergriffe können in den unterschiedlichsten Kontexten stattfinden.
Hilfe im Verdachtsfall oder bei erlebter sexueller Gewalt bieten etwa die kantonalen
Opferhilfestellen oder die
Frauenberatung Sexuelle Gewalt. Für Jugendliche oder in der Kindheit sexuell ausgebeutete Erwachsene gibt es in Zürich die Stelle
Castagna. Betroffene Männer können sich an das
Männerbüro Zürich wenden. Wenn du dich sexuell zu Kindern hingezogen fühlst oder jemanden kennst, der diese Neigung hat, kann dir
diese Stelle weiterhelfen.
«Erst kürzlich – es war etwa um 23.00 Uhr, bei der Station Zürich Oerlikon - hat sich im Zug ein Mann mir gegenübergesetzt und mich angestarrt. Der Wagen war leer, nur wir beide sassen da, und er wollte von mir wissen, was ich heute noch mache und warum ich ihn am Bahnhof angeschaut habe. Mir war nicht bewusst, dass ich das getan hätte, was ich ihm dann auch gesagt habe. Er hat dann aber längere Zeit auf mich eingeredet, ich habe aber nicht alles verstanden, er hat sehr gelallt. Habe schliesslich nur noch ins Handy geschaut und gehofft, dass er irgendwann aufsteht und geht. Was er nach etwa zehn Minuten tat.
Er hat mich nicht berührt. Aber es war eine maximal unangenehme Situation. Ich fühlte mich bedroht und hatte Angst.»
watson-Mitarbeiterin

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«Ich weiss nicht, wie er das schaffte, aber als ich 16, 17 Jahre alt war, stieg ein etwa 45-jähriger Mann immer an meiner Haltestelle in denselben Zug ein, wenn ich in den Ausgang ging, und fuhr dann auch zu derselben Zeit, wenn ich vom Ausgang wieder nach Hause kam, mit mir zurück. Er setzte sich IMMER in mein Abteil, direkt gegenüber. Egal, wie leer der Zug war. Während der ganzen 10-minütigen Zugfahrt starrte er mir auf die Brüste. Dabei war es auch egal, was ich trug, ob Top oder Rollkragenpulli.
Er hatte immer so einen eindringlichen, ekelhaften und selbstgefälligen Glüstlerblick. Mir wird heute noch übel, wenn ich daran zurückdenke. Das Schlimmste aber war, als er anfing, mir vom Bahnhof bis vor meine Haustür zu folgen. Immer mit einem Abstand von etwa 10 Metern. Mitten in der Nacht, bei kompletter Dunkelheit. Die Strassenlaternen an meinem Wohnort wurden um 1 Uhr in der Nacht automatisch gelöscht. Ich erzählte es meinen Eltern. Mein Vater holte mich daraufhin egal zu welcher Uhrzeit – und auch wenn mein Nachhauseweg vom Bahnhof nur drei Minuten lang war – immer ab, wenn ich ihn anrief.
Irgendwann traf ich den Mann dann zusammen mit meinem Vater im Supermarkt an. Mein Vater machte ihn absichtlich laut komplett zur Schnecke, sodass alle umstehenden Menschen mitbekamen, was dieser Grüsel jeweils abzog. Dann schoss er ein Foto von ihm, mit dem er ihm drohte, zur Polizei zu gehen. Aber was hätten wir bei der Polizei auch sagen sollen? Dass dieser Mann mir Angst macht? Sich in mein Abteil setzt, wenn ich es nicht will? Mir folgt? Ich hatte nicht einmal Beweise. Die Drohung meines Vaters wirkte zum Glück aber. Der Grüsel traute sich nie mehr in mein Zugabteil oder mich zu verfolgen. Ab und zu sehe ich ihn aber immer noch an meinem Wohnort herumschleichen. Dann wird mir immer noch übel.»
watson-Mitarbeiterin
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