«Typ neben mir hatte seinen Penis in der Hand» – 5 Frauen erzählen von Belästigung im ÖV
Bei den Meldestellen «Bern schaut hin» und «Zürich schaut hin» gab ein Drittel der jungen Frauen an, schon einmal im ÖV (Bus oder Zug) sexuell belästigt worden zu sein.
Es handle sich dabei nicht um strafrechtlich relevante Gewaltdelikte, sondern um Grenzüberschreitungen wie anzügliche Gesten, verbale Äusserungen oder Berührungen.
«Wir können uns vorstellen, dass dem so ist, weil es dort [im öffentlichen Verkehr] viele Menschen hat», zitiert das SRF Regula Bühlmann, die Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Mann und Frau der Stadt Bern. «Es ist schwer, die Übersicht zu behalten und zu schauen, was passiert. Und dort ist es auch schwer, sich auszuweichen. Es ist ein wichtiger Teil der Kampagne ‹Bern schaut hin›, dass wir auch die Bevölkerung zu Zivilcourage aufrufen.»
Wie viele Frauen betroffen sind, zeigt auch eine Umfrage in der Redaktion. Mehrere Frauen haben sich gemeldet und ihre teils verstörenden Erlebnisse im ÖV geschildert.
Anlaufstellen für Opfer von sexueller Gewalt
Sexuelle Übergriffe können in den unterschiedlichsten Kontexten stattfinden. Hilfe im Verdachtsfall oder bei erlebter sexueller Gewalt bieten etwa die kantonalen Opferhilfestellen oder die Frauenberatung Sexuelle Gewalt. Für Jugendliche oder in der Kindheit sexuell ausgebeutete Erwachsene gibt es in Zürich die Stelle Castagna. Betroffene Männer können sich an das Männerbüro Zürich wenden. Wenn du dich sexuell zu Kindern hingezogen fühlst oder jemanden kennst, der diese Neigung hat, kann dir diese Stelle weiterhelfen.
Er hat mich nicht berührt. Aber es war eine maximal unangenehme Situation. Ich fühlte mich bedroht und hatte Angst.»
Er hatte immer so einen eindringlichen, ekelhaften und selbstgefälligen Glüstlerblick. Mir wird heute noch übel, wenn ich daran zurückdenke. Das Schlimmste aber war, als er anfing, mir vom Bahnhof bis vor meine Haustür zu folgen. Immer mit einem Abstand von etwa 10 Metern. Mitten in der Nacht, bei kompletter Dunkelheit. Die Strassenlaternen an meinem Wohnort wurden um 1 Uhr in der Nacht automatisch gelöscht. Ich erzählte es meinen Eltern. Mein Vater holte mich daraufhin egal zu welcher Uhrzeit – und auch wenn mein Nachhauseweg vom Bahnhof nur drei Minuten lang war – immer ab, wenn ich ihn anrief.
Irgendwann traf ich den Mann dann zusammen mit meinem Vater im Supermarkt an. Mein Vater machte ihn absichtlich laut komplett zur Schnecke, sodass alle umstehenden Menschen mitbekamen, was dieser Grüsel jeweils abzog. Dann schoss er ein Foto von ihm, mit dem er ihm drohte, zur Polizei zu gehen. Aber was hätten wir bei der Polizei auch sagen sollen? Dass dieser Mann mir Angst macht? Sich in mein Abteil setzt, wenn ich es nicht will? Mir folgt? Ich hatte nicht einmal Beweise. Die Drohung meines Vaters wirkte zum Glück aber. Der Grüsel traute sich nie mehr in mein Zugabteil oder mich zu verfolgen. Ab und zu sehe ich ihn aber immer noch an meinem Wohnort herumschleichen. Dann wird mir immer noch übel.»
Ist dir schon etwas Ähnliches passiert? Schreib es in die Kommentare, wenn du magst.