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Pädophilie auf TikTok: Mutter zeigt ihr Kind trotz grosser Kritik

Kinder sind auf Social Media oftmals nicht genügend geschützt – auch nicht vor ihren eigenen Eltern.
Kinder sind auf Social Media oftmals nicht genügend geschützt – auch nicht vor ihren eigenen Eltern.Bild: shutterstock/screenshot

Mädchen in Bikini isst Hot Dog auf TikTok – und der Pädophilie-Shitstorm ist Mutter egal

Kindercontent auf Social Media ist keine Seltenheit. Dies lockt jedoch auch Zuschauende mit pädophilen Neigungen an. Dieser Mutter scheint dies jedoch egal zu sein.
15.03.2024, 14:0315.03.2024, 15:06
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Dass man als Familyblogger auf Social Media (sehr viel) Geld verdienen kann, ist heutzutage kein Geheimnis mehr. So gibt es unzählige Familien, die ihren Alltag mitfilmen, um ihr Bankkonto aufzubessern. Dabei werden auch die Kinder, meist schon ab dem Babyalter, auf Social Media gezeigt. Das lockt jedoch auch Zuschauende an, die sich nicht nur am herzigen Content erfreuen.

Bereits im Februar untersuchte die New York Times rund 5000 Instagram-Konten, auf denen Eltern Fotos ihrer Kinder posten. Eine Berechnung der Publikumsdemografie ergab, dass insgesamt rund 32 Millionen Verbindungen zu männlichen Followern bestehen. Nicht alle diese Männer sind pädophil. Viele von ihnen hinterlassen bei Fotos von Kindern jedoch Kommentare, in denen sie beispielsweise das Aussehen der Minderjährigen loben.

Kinderkanal mit 17 Millionen Followerinnen und Followern

Diese Beobachtungen macht man auch auf TikTok. Besonders kritisiert wird momentan ein Account von einer Mutter mit über 17 Millionen Followerinnen und Followern. Denn auf ihrem TikTok-Profil zeigt sie nicht sich, sondern überwiegend ihre vierjährige Tochter Wren. Und zwar seit diese ein Baby war.

Diese Mutter zeigt ihr Kind online – und sorgt für Shitstorm.
Bild: screenshot

Auffällig dabei: Videos, in denen Wren mit ihrer Mama zu sehen ist, haben meist etwa eine Million Aufrufe. Sobald das Kind aber etwa beim Baden gezeigt wird oder wie sie aus einem Strohalm trinkt, schiessen die Klicks auf gut und gern acht Millionen. Ähnlich sieht es bei den Saves der Videos aus. Hierbei können User Videos auf TikTok für später speichern, wie viele das tun, ist öffentlich zu sehen. Bei Videos von Wren, die irgendwie sexualisiert werden könnten, ist die Zahl der Saves etwa dreimal höher als bei «normalen» Clips.

Diese Auffälligkeit bleibt aber auch nicht unkommentiert. Lange Zeit wurde Wrens Mutter Jacquelyn unter jedem Video dazu aufgefordert, aufzuhören, ihr Kind (auf diese Art) zu zeigen. In vielen Kommentaren wird die Mutter davor gewarnt, dass die Bilder ihrer Vierjährigen auch Pädophile anlocken könnte.

Mutter deaktiviert Kommentare

Nun könnte man meinen, dass nur schon die Vermutung von Pädophilen auf dem Profil des eigenen Kindes dazu führen würde, dass man dieses nicht mehr zeigt. Jacquelyn hörte jedoch nicht auf die Warnungen und postet munter weiter. Sie zeigt Wren in engen Outfits, mit Make-up, beim Baden oder wie sie einen Hot Dog isst. Der Grund dafür ist naheliegend: Ein Kanal mit solcher Reichweite bringt Geld ein, viel Geld. Ihren Kritikern stopft sie das Maul, indem sie die Kommentare deaktiviert hat.

@graislinn

How pathetic do u have to be to exploit ur kid

♬ Scared To Start - Michael Marcagi

Das hält besorgte Userinnen und User jedoch nicht davon ab, über Jacquelyn zu sprechen. Im Gegenteil. Es gibt Dutzende von Creatorn, die auf die Missstände auf Kinderkanälen hinweisen. «Ich als Mutter könnte kotzen, wenn ich sowas sehe, sie traumatisiert ihr Kind», meint etwa eine Creatorin zu Jacquelyn, während eine andere schreibt: «Eine Frau, die ihr Kind so grosszügig und wissentlich Pädophilen zeigt, hat wahrscheinlich selbst solche Züge.» Viele fordern zudem, dass sie von TikTok gesperrt wird.

Was tut TikTok dagegen?

TikTok kann jedoch in diesem Fall nicht viel tun. Da solche Kanäle von den Eltern geführt werden, wird das Mindestalter eingehalten. Zudem ist in den Videos eigentlich nichts Verwerfliches zu sehen. Ein badendes Kind ist gemäss den Richtlinien der Plattform nicht verboten.

Dass gegen das Problem zu wenig vorgegangen wird, hat aber auch mit dem Sitz des TikTok-Mutterkonzerns ByteDance Ltd. zu tun. So gab Instagram dem National Center for Missing & Exploited Children 3,4 Millionen Fälle von Pädophilen-Aktivitäten an, TikTok hingegen «nur» 155'000. Das, obwohl TikTok eine grössere Userschaft hat. Seit April 2021 hält die chinesische Regierung Anteile am Konzern und stellt einen von vier Vorständen des Unternehmens. Der Neo-Vorstand Wu Shugang war laut warda.at zuvor für Propaganda-Arbeit zuständig. Somit greift die Regierung aktiv in Entscheidungen der Plattform ein.

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89 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
15.03.2024 14:47registriert Oktober 2019
Wenn der Stutz und der Fame wichtiger sind, als der Schutz der eigenen Kinder, hat TikTok sein Ziel erreicht.

Solche Menschen hätten niemals Eltern werden sollen!
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Peter Vogel
15.03.2024 14:32registriert Juni 2020
Das einzige was man machen kann ist TikTok uncool zu machen so wie damals Facebook. Als Social Media verweigerer verstehe ich den Hype um solche Plattformen aber sowieso nicht.
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Weltbürger
15.03.2024 14:34registriert März 2019
Von meinem kind ist dem internet bildlich maximal der hinterkopf bekannt. Es wird uns dankbar sein, sobald es peilt was das internet wirklich ist.
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