Tierforscher kennen die Technik schon seit Jahrzehnten. Sie statten Tiere mit kleinen Peilsendern aus, um sie im Regenwald oder in der weitläufigen Savanne wiederzufinden. Mit derselben Technik machen Polizisten in Genf und Yverdon seit 2016 Jagd auf Velodiebe. «Trakyv» heisst das System, das von der Basler Polizei «mit Interesse beobachtet» wird, wie Sprecher Toprak Yerguz auf Anfrage sagt.
Das System ist eine Kooperation zwischen Velohändlern und Polizei. Erstere bieten ihren Kunden an, die Velos mit einem kleinen Sender auszustatten, dessen Akku zehn Jahre halten soll. Die Polizei ihrerseits hat ihre Fahrzeuge mit Empfängern ausgestattet, die einen Radius von rund 30 Metern abdecken. Einige zehntausend Franken kostet es gemäss Hersteller, eine Flotte Polizeiautos mit Empfängern auszustatten. Die einzelnen Sender sind zwischen 60 und 80 Franken teuer, zusätzliche Kosten entstehen keine, weil nicht über das Mobilfunknetz gesendet wird.
Als drittes Element fungiert das Smartphone, das mit dem Peilsender am Velo gekoppelt wird. Wird das Zweirad gestohlen, kann dies via Smartphone-App an die Polizei übermittelt werden. Sobald das Signal eines als gestohlen gemeldeten Velos vom Polizei-Empfänger registriert wird, schlägt dieser Alarm. Grégoire Junod von der Lausanner Polizei sagt gegenüber der Zeitung «24 Heures»: «Das System wäre noch viel effizienter, wenn andere Städte es auch einsetzen würden. Und wieso eigentlich nicht die Grenzwache?»
Bis jetzt hat «Trakyv» den Sprung über den Röstigraben noch nicht geschafft. Polizeisprecher Yerguz sagt denn auch: «Das System hat derzeit eine kleine geografische Verbreitung. Damit sich eine allfällige Investition lohnen könnte, braucht es beide Seiten: Polizei und Velobesitzer.»
Vergangene Woche meldete die Basler Staatsanwaltschaft einen spektakulären Fall. Ein Velodieb konnte überführt werden, der innert eines Jahres rund 300 Velos geklaut und via einer Internet-Plattform verkauft hat. Auf die Schliche gekommen ist ihm die Polizei dank des Hinweises einer Frau, die ihr eigenes, gestohlenes Velo auf der Plattform wiedererkannt hat. Auch wegen dieses Täters ist die Anzahl gemeldeter Velodiebstähle im laufenden Jahr höher als in Vorjahren. Bis Ende Mai sind im Stadtkanton über 1000 Velos gestohlen worden, wie die Polizei gegenüber dem «Regionaljournal» sagte. Besonders beliebt bei Dieben ist die Innenstadt, wie eine Auswertung der Polizei zeigt. Jedes sechste seit 2015 gestohlen gemeldete Velo stand in diesem Stadtteil (siehe Tabelle unten). Vom Bruderholz hingegen wurden in demselben Zeitraum lediglich 56 Velodiebstähle gemeldet, aus Bettingen gar lediglich 13.
Technik im Kampf gegen Velodiebe war bereits im Jahr 2015 ein Thema im Kantonsparlament. Nora Bertschi forderte damals die Regierung auf zu prüfen, ob Velodiebe nicht mittels GPS-Trackern aufgespürt und überführt werden könnten. Dazu sollte die Polizei Velos verteilen, die mit einem Sender ausgestattet sind. Bertschi nannte das Beispiel Holland, wo solche «Lockvogel-Velos» eingesetzt würden, was zu einer Halbierung der Anzahl Diebstähle geführt habe.
Die Regierung antwortete, dass sie «das gezielte Platzieren von unabgeschlossenen mit GPS-Sendern ausgerüsteten Velos durch die Polizei im Sinne eines ‹agent provocateur› aus rechtsprinzipiellen Überlegungen» ablehne. Privatpersonen stehe es hingegen frei, einen GPS-Überwachungssender zu erwerben und an ihrem Velo zu befestigen. Was sie nicht sagte: Bei diesen Modellen ist – im Gegensatz zu den «Trakyv»-Sendern – für jeden Sender ein Mobilfunkvertrag nötig, dessen monatliche Kosten die Velobesitzer zu tragen haben. (bzbasel.ch)
30 Meter Reichweite finde ich dann doch etwas wenig...