Die Basler Fasnacht ist per se hochpolitisch. Die Cliquen kommentieren und parodieren das Weltgeschehen und die Gesellschaft während ihrer «drei scheenschte Dääg» auf unterschiedlichste Weise.
So werden Schnitzelbängge in stickigen Cliquen-Kellern zu Mehlsuppe und viel Alkohol bejubelt und beklatscht. Die jeweiligen Cliquen-Sujets werden mittels Latternen, «Zeedel», Larven und Kostümen oder Wagen durch die Strassen getragen und an die Bevölkerung gebracht.
«Doch einige Fasnachtscliquen überschreiten mit der Umsetzung ihrer Sujets eine rote Linie», wie die «BZ Basel» es formuliert.
Die Alte Garde der Clique «Sans Gêne» zum Beispiel marschierte während des Cortèges am Montag mit stereotypischen Chinesenhüten. Auf diese montiert waren auffällig schmale Augen, die mit Insektenfühlern verziert waren. Sie referieren dabei wohl auf die asiatische Tigermücke, die ursprünglich aus Südostasien stammt und sich in Basel ausbreitet.
Dazu verteilten die Fasnächtler «Zeedel» mit den Versen:
«Nit nur Dierwält nimmt stark zue,
Zuewanderer steere au no d Rue.
D Aazaal von deene Gnosse,
isch die letschte Joor in d Heechi gschosse.
Vom Kääfer dien mir ze de Dytsche koo,
dreihundertduusig hänn scho sich niider gloo.»
Ob es sich bei der Kostümierung um eine rassistische Darstellung handle, lasse sich ohne Kontext nicht einschätzen, schreibt Alma Wiecken von der Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) auf Anfrage gegenüber watson. Sie betont aber:
Weiter entdeckte eine Journalistin der «BZ Basel» beim Flanieren durch die Gassen eine Clique, die verschiedene Flaggen mit sich führen – darunter von Staaten, die derzeit in der Kritik stehen. Ebenfalls getragen wird eine Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika, die seit 1865 nicht mehr existieren und nie als Staat anerkannt waren. Die Flagge gilt in den USA als Symbol für Sklaverei und Rassismus und ist ennet des grossen Teiches in rechtsradikalen Kreisen verbreitet.
Auch die Laterne der Clique «Revoluzzer 1956» ist negativ aufgefallen. Auf der Zeichnung wackeln die Waggis am Cortège an der Menge vorbei – die aus stereotypisch gezeichneten indigenen, asiatischen oder dunkelhäutigen Menschen besteht.
Darüber steht:
«S'isch – oh Gruus – zem Gryyne.
Sie leehn alli Fremde-n-yyne.
Macht hoch die Tür die Tore weit.
Gseesch numme Fremdi weit und breit.»
In der abgebildeten Zuschauerschaft steht auch ein Mann mit einer roten, riesigen Nase, einem Bart und einem hohen, schwarzen Hut – eine stereotypische Darstellung eines Juden. Jonathan Kreutner vom Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) sagt dazu gegenüber watson:
Doch was sagt denn der Leitfaden des Fasnachts-Comités – den Organisatoren der Basler Fasnacht –, den Kreutner anspricht?
Tatsächlich sind solche rassistischen Ausreisser gar nicht im Sinne des Comités. Auf der Homepage heisst es in einem Informationsschreiben für Besucherinnen und Besucher der Fasnacht:
Diese Info haben wohl ein paar wenige Waggis nicht gelesen.
Das Fasnachts-Comité schreibt auf Anfrage, wie mit solchen Fällen umgegangen werde und ob sie Konsequenzen hätten für die Cliquen: «Wir werden den Fall wie immer abhandeln, nach der Fasnacht.»
Und «nach der Fasnacht» ist seit Donnerstagmorgen um kurz nach 4 Uhr. (yam)
Die stereotypischen Chinesenhüte gehen völlig in Ordnung.
So wird "der Angst" vor Chinas Imperialismus Ausdruck verliehen. Es wird also der Staat China repräsentiert und nicht der Chinese. Das sollte eine Journalistin eigentlich unterscheiden können.
Man muss die Fasnacht nicht ZU intellektuell angehen. Es längt öppe.