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- Eric Cartman, Visionär und Menschenfreund
Sie sind gekommen, um zu bleiben: Hunderte Klimaaktivisten besetzen seit den frühen Montagmorgenstunden den Bundesplatz in Bern. In einer minutiös geplanten Aktion haben sie im Herzen der politischen Schweiz eine Zeltstadt errichtet, die an ein Openair-Festival erinnert.
Die grosse Frage ist nun, ob und wann die Polizei das Lager räumt.
Die auffälligsten Punkte:
Den besten Überblick auf das Klima-Camp hat Bieber (24), der extra aus Deutschland angereist ist. In einem rund drei Meter hohen Hochsitz sitzt er in einer Hängematte und schaut auf den Bundesplatz. «Meine Aufgabe ist es, den Überblick zu behalten, was auf dem Platz so geht», sagt er zum watson-Reporter. Wenn die Polizei anrücken sollte, wird er also wohl zuerst Alarm schlagen.
Wie weiter mit dem Klima-Camp? Im Plenums-Zelt auf dem Bundesplatz diskutieren die Klimaaktivisten über das weitere Vorgehen. Und zwar basisdemokratisch. «Die Frage ist etwa, ob wir dem Wochenmarkt für Dienstag einen Teil des Platzes überlassen», so eine Aktivistin.
Im Hauptzelt sollen in den nächsten Tagen zudem zahlreiche Workshops und Diskussionen stattfinden – wenn das Lager nicht schon bald durch die Polizei geräumt wird.
Ein Thema ist etwa die Rolle der Banken in der Klimakrise. Kein Wunder: Gleich hinter dem Zelt befindet sich der Sitz der Nationalbank sowie eine Filiale der Credit Suisse.
Die Klimaschützer haben auf dem Bundesplatz dutzende Zelte aufgestellt. Eines davon gehört «Krümel» und ihrer Kollegin «Zwirbel», die aus Basel angereist sind. Dem watson-Reporter gewähren sie bereitwillig einen Blick ins Zelt: «Neben T-Shirts haben wir auch eine spannende Lektüre eingepackt: Und zwar das Buch ‹Einführung in den Anarchismus›». Dazu kommen Broschüren, wie man sich bei Repression durch die Polizei verhalten soll.
«Wir geniessen jetzt mal die Sonne und schauen, wie es weitergeht», so die zwei Frauen.
Kurz vor Sessionsbeginn drängen sich vor und auf den Heuballen-Abschrankungen hunderte Klimaaktivisten. Sie singen und skandieren ihre Botschaften. «Ich hoffe, dass uns auch die Politiker zuhören und endlich wirkliche Massnahmen gegen den Klimawandel ergreifen. Es geht um Leben und Tod», sagt eine Frau. Die Klimaschützerinnen sind ein heterogener, bunt zusammengewürfelter Haufen. Denn erstmals haben sich Organisationen wie Extinction Rebellion oder der Klimastreik für einen grossen Anlass zusammengetan.
«Friendly reminder: There is no Planet B», steht etwa auf einem Transparent. Derweil hält ein Senior ein Schild mit der Aufschrift «Der Boden ist vergiftet, hört auf damit» in die Höhe.
Wenig Freude daran haben die Parlamentarier. In einem Brief fordern sowohl National- und Ständerat die sofortige Räumung des Camps.
Zu einem Zeltdorf gehört natürlich auch eine Festival-Küche. Dort steht Toni und schöpft Spaghetti aus schwarzen Bohnen «Aglio et Olio». Der Aktivist ist einer von rund zehn Personen, die für das leibliche Wohl der Aktivistinnen sorgen. Selbstverständlich gibt es nur vegetarische Kost. «Wir machen 400 Mahlzeiten pro Tag», sagt Toni und schöpft einen weiteren Teller. Das Essen ist für alle gratis. Wer will, kann etwas in die Kollekte geben. Für alle Nahrungsmittel haben die Organisatoren bislang 6500 Franken ausgeben, wie sie auf einem Schild schreiben.