Schweiz
Bern

Nun ist es offiziell: Städter sind militärfaul

ARCHIV --- ZU DEN VORSCHLAEGEN ZUR WEITERENTWICKLUNG DER ARMEE DER SICHERHEITSPOLITISCHEN KOMMISSION DES STAENDERATES STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Rekruten der Infanterie stehen ...
Bild: KEYSTONE

Nun ist es offiziell: Städter sind militärfaul

24.03.2017, 16:3024.03.2017, 16:42
Mehr «Schweiz»

Handwerker, Bauern und Techniker sind eher militärdiensttauglich als Studenten, Büroangestellte und Verkäufer. Die tiefste Tauglichkeitsrate weisen Hilfsarbeiter auf. Das zeigt eine Studie der Universität Zürich im Auftrag der Armee.

Für die am Freitag veröffentlichte Studie wurden Tauglichkeitsentscheide von über 240'000 Stellungspflichtigen in den Jahren 2010 bis 2015 untersucht, wie das Verteidigungsdepartement (VBS) mitteilte.

Dabei zeigte sich, dass die Tauglichkeit mit dem sozioökonomischen Berufsstatus zusammenhängt. Das Alter wirkt sich ebenfalls aus: Je älter ein Stellungspflichtiger ist, desto untauglicher ist er.

Städter eher untauglich

Daneben spielt die Herkunft eine Rolle: Stellungspflichtige ländlicher Herkunft sind eher tauglich als Städter. Je grösser die Stadt, desto mehr Untaugliche. Konservativ und rechts stimmende Gemeinden haben zudem höhere Tauglichkeitsquoten als links und progressiv-liberal stimmende.

Es gibt aber auch Unterschiede nach Sprachregionen. Unter den französischsprachigen Stellungspflichtigen sind mehr Untaugliche als unter den Deutschschweizern. Die italienischsprachigen Stellungspflichtigen befinden sich dazwischen. Besonders hohe Tauglichkeitsraten weisen Nidwalden, Appenzell Innerrhoden und Obwalden auf (zwischen 70 und 80 Prozent), besonders tiefe Raten Jura, Zürich und Genf (zwischen 50 und 55 Prozent).

Vor allem psychische Gründe

Bei den Gründen für die Untauglichkeit liegen psychische Probleme an der Spitze. Zuweilen kommen mehrere Diagnosen zusammen, doch weisen 76 Prozent aller militärdienstuntauglichen Stellungspflichtigen einen psychischen Hauptbefund auf, wie der Studie zu entnehmen ist.

Davon haben rund 27 Prozent eine Diagnose, die im Zusammenhang mit dem Militärdienst steht, zum Beispiel eine Autoritätsproblematik oder Anpassungsauffälligkeiten. Die übrigen psychischen Diagnosen betreffen die ganze Bandbreite psychischer Erkrankungen, etwa Depressionen und paranoide Persönlichkeitsstörungen.

Skelett und Bewegungsapparat

Rund 30 Prozent haben einen Hauptbefund in der Kategorie «Skelett, Weichteile, Bewegungsorgane». Im Rekrutierungszentrum Rüti sind deutlich mehr Stellungspflichtige von einem solchen Befund betroffen als in den anderen Zentren.

In den Zentren Lausanne und Mt. Ceneri wiederum ist der Anteil der Stellungspflichtigen mit einer psychischen Diagnose im Zusammenhang mit dem Militärdienst höher als in den anderen Zentren. Innerhalb der Berufe sind die Untauglichkeitsgründe etwa gleich verteilt.

Folgestudie in Auftrag gegeben

Generell nahm die Militärdiensttauglichkeit leicht ab, von 65.2 Prozent im Jahr 2010 auf 61.6 Prozent im Jahr 2014. 2015 war die Tauglichkeitsrate mit 63.6 Prozent wieder etwas höher.

Verantwortlich für die Studie ist Frank Rühli von der Universität Zürich, der die Stellungspflichtigen letztes Jahr nach Bauchumfang untersucht hatte. Zur aktuellen Studie soll es eine Folgeuntersuchung geben: Die Armee lässt die Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren untersuchen.

So könnte zum Beispiel geprüft werden, ob Studenten aus ländlichen Gebieten eher militärdiensttauglich sind als Studenten aus Städten. Die Ergebnisse werfen auch die Frage auf, ob Teile der Unterschiede aus den Prozessen in den Rekrutierungszentren hervorgehen, wie es im Bericht heisst. (nfr/sda)

Von Curry bis Militärschoggi: 12 Armee-Rationen im Direktvergleich

1 / 14
Von Curry bis Militärschoggi: 12 Armee-Rationen im Direktvergleich
Armee-Rationen müssen nahrhaft, energiespendend, gesund und vor allem hygienisch unbedenklich sein. Das wird den Soldaten in verschiedenen Ländern der Welt vorgesetzt. Hier die Kost der Schweizer Armee.

bild: watson/obi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
37 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ass
24.03.2017 17:06registriert Januar 2017
Sehr interessante Aussage: : Je älter ein Stellungspflichtiger ist, desto untauglicher ist er.
391
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lester Nygaard
24.03.2017 18:38registriert Juli 2015
Zivi und stolz drauf✌
6630
Melden
Zum Kommentar
avatar
olga
24.03.2017 17:35registriert November 2014
haha ja klar "untauglich" :)
362
Melden
Zum Kommentar
37
Nur 9 Monate im Amt: UBS-Boss Ermotti streicht Monster-Bonus für 2023 ein
UBS-Chef Sergio Ermotti hat mit seiner Rückkehr zur Grossbank ordentlich mehr Lohn kassiert. Für neun Monate 2023 verdiente er 14,4 Millionen Franken.

Für UBS-Chef Sergio Ermotti hat sich die Rückkehr zur Grossbank auch mit Blick auf den Gehaltscheck gelohnt. Überhaupt verdienten die Top-Kader und Verwaltungsräte der UBS deutlich mehr.

Zur Story