Auf diesen Schritt hätte der Schaffhauser Erziehungsdirektor Patrick Strasser lieber verzichtet. Aber als Ende Woche sichtbar wurde, wie viele der Schüler im Kanton positiv auf das Coronavirus getestet wurden, war für sein Erziehungsdepartement und den kantonsärztlichen Dienst bald einmal klar: Es braucht die Maske wieder. Und so tragen seit Montag im Kanton Schaffhausen alle Schülerinnen und Schüler auf den Stufen Sek I und Sek II wieder eine Gesichtsbedeckung.
Zuvor waren in Schaffhausen innert einer Woche 40 Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Zum Vergleich: Vor den Sommerferien verzeichnete der Kanton bei seinen Reihentestes pro Woche kaum einmal mehr als einen oder zwei Fälle. «Dass die Fallzahlen derart explodieren, hat uns überrascht», sagt Patrick Strasser. Vorerst für zwei Wochen gilt nun für die älteren Schüler wieder eine Maskenpflicht.
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Der SP-Politiker hofft, dass sein Kanton einfach mit dem Ferienrückkehrer-Effekt zu kämpfen hat. Und dass die Zahlen bald wieder sinken. Bis dahin gilt die Maskenpflicht. «Es geht uns darum, die Schulen offen zu halten. Die Maskenpflicht ist dafür ein einfaches, wirkungsvolles Instrument», sagt Strasser.
Schaffhausen ist nicht der einzige Kanton, in dem das Virus grassiert. In Baselland fielen in der ersten Schulwoche 61 von rund 2000 klassenweise durchgeführten Pooltests positiv aus – ein Anteil von drei Prozent. 158 Schüler und 14 Lehrkräfte befinden sich in Isolation.
Der Kanton Aargau verzeichnete letzte Woche 39 positive Pooltests. Auch das entspricht einem Anteil von drei Prozent. Vor den Sommerferien waren es noch 0.1 Prozent gewesen. Man habe zwar mit mehr Fällen gerechnet, aber nicht in diesem Ausmass – Faktor 30 –, schreibt die Aargauer Gesundheitsdirektion.
Wie in Schaffhausen müssen nun auch im Kanton Aargau gewisse Schüler wieder zur Maske greifen – in 27 Schulen wurde eine zweiwöchige Maskenpflicht angeordnet. Noch sind das Ausnahmefälle. Zwar hat jeder Kanton unterschiedliche Regeln, doch generell gilt, dass die Maske aus vielen Schweizer Schulen mehr oder weniger verschwunden ist. Allerdings setzt nun bereits wieder ein Gegentrend ein.
Der schweizerische Lehrerverband LCH betrachtet den kantonalen Flickenteppich bei den Corona-Massnahmen an den Schulen schon länger kritisch. Zentralsekretärin Franziska Peterhans sagt, man würde sich «mehr Koordination wünschen».
Generell sind in den Augen des Lehrerverbands die Kantone nun angehalten, genau zu prüfen, ob es eine Maskenpflicht für gewisse Altersstufen wieder braucht. Dass die Kantone nach den Sommerferien bei den Reihentests viele positive Fälle entdeckten, ist für Peterhans ein Beleg für die Wirksamkeit des Instruments. «Jede Schule sollte diese durchführen», sagt sie.
Im Aargau, in Baselland oder in Schaffhausen haben die vielen Corona-Fälle an den Schulen die Behörden überrascht, doch immerhin können sie nun darauf reagieren. Die aktuellen Resultate zeigten, dass die Tests sinnvoll seien, heisst es aus Baselland. Denn nur so könnten asymptomatische Virenträger einfach erkannt werden. Andere Kantone verzichten weiterhin ganz auf die Reihentests – und wissen deshalb auch weniger gut, wie verbreitet das Virus an ihren Schulen ist.
Zu diesen Kantonen gehört Thurgau. Dort ist Monika Knill die zuständige Regierungsrätin.
Machen sie die hohen Zahlen aus den Kantonen, die mit den Reihentests arbeiten, nervös? «Nein», sagt Knill, «wir setzen bis auf weiteres auf das gezielte Ausbruchstesten». Ihr sind derzeit drei Orte bekannt, an denen im Thurgau seit Schulbeginn Ausbruchstestungen notwendig geworden seien. Dabei habe man «zum Glück» keine Häufung von asymptomatischen neuen Fällen entdeckt. Im Thurgau will man die Situation weiterhin genau beobachten. Die nächste Lagebeurteilung soll am Donnerstag, eineinhalb Wochen nach dem Schulbeginn, gemacht werden.
Auch St. Gallen verzichtet auf die Durchführung von Reihentests. Wie die Situation sich dort präsentiert, war gestern nicht detailliert in Erfahrung zu bringen. Auf Anfrage schreibt der Kanton lediglich, es gebe bisher «keine Auffälligkeiten im Vergleich zu vor den Sommerferien». Die Frage, ob im Kanton bereits Ausbruchstestungen durchgeführt werden mussten, beantwortet die Medienstelle genauso wenig wie jene nach der Anzahl der nach den Sommerferien positiv getesteten Schülerinnen und Schüler.