Der Unternehmer und ehemalige Politiker Edgar Oehler ist in der Nacht auf Donnerstag verstorben. Das bestätigte die Mitte St. Gallen gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er galt als umtriebige Persönlichkeit mit vielen Facetten.
Zuerst hatte das St. Galler Tagblatt mit Verweis auf eine Edgar Oehler nahestehende Person den Todesfall vermeldet. Der Rheintaler startete schon früh eine politische Karriere. 1971 wurde er 29-jährig für die damalige St. Galler CVP in den Nationalrat gewählt. Dort blieb er 24 Jahre lang bis 1995, als seine Partei eine Amtszeitbeschränkung einführte.
Während seiner Zeit als Nationalrat war Oehler bis 1985 Chefredaktor der mittlerweile eingestellten Tageszeitung «Die Ostschweiz». Danach begann er eine Karriere als Unternehmer. Er prägte unter anderem den Bauzulieferer Arbonia Forster (AFG) mehrere Jahre.
Oehler trimmte Arbonia Forster auf einen rigorosen Expansionskurs. Zwischen 2004 und 2008 wurden nicht weniger als acht zum Teil grössere Unternehmen wie der Fensterbauer EgoKiefer und der Küchenbauer Miele zugekauft.
Daneben war Oehler einer der grössten Aktionäre beim FC St. Gallen. Er engagierte sich massgeblich beim Bau des neuen Fussballstadions, das dank Sponsoring der Namensrechte in den ersten Jahren als AFG-Arena bezeichnet wurde.
Die Finanzkrise 2008/2009 brachte jedoch das AFG-Imperium ins Wanken. Bei Arbonia Forster musste Oehler in der Folge abtreten. 2011 nach roten Zahlen in der Jahresrechnung zuerst als Firmenchef und dann als Verwaltungsratspräsident. Mit dem Verkauf der Aktienmehrheit schied Oehler 2014 ganz aus dem Unternehmen aus.
Mit 72 Jahren verabschiedete sich Oehler jedoch nicht von seiner Geschäftstätigkeit. Er kaufte die STI-Gruppe, deren chinesische Tochterfirma ihm bereits gehörte.
Erst mit knapp 81 Jahren trat Oehler etwas kürzer. Er übergab die Geschäftsleitung der Firmengruppe an seine Töchter, blieb aber Verwaltungsratspräsident und alleiniger Eigentümer.
Aufsehen erregte CVP-Nationalrat Edgar Oehler 1990. Als Leiter einer inoffiziellen Parlamentarierdelegation reiste er nach Bagdad. Die als «Operation Kalif» bezeichnete Aktion erreichte nach Gesprächen mit irakischen Behörden zunächst die Freilassung von 16 Schweizer Geiseln.
Der umtriebige Mann aus Balgach SG schrieb sowohl als Industrieller als auch als Politiker Geschichte. Er verstarb in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 83 Jahren. Oehler hinterlässt seine Frau Marianne und vier Töchter. (sda)