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Gesellschaft & Politik

Berset-Vertrauter sprach mit dem «Blick» auch über Ignazio Cassis

Bundespraesident Ignazio Cassis, links, und Bundesrat Alain Berset, rechts, kommen zur einer Medienkonferenz ueber die neusten Entscheide des Bundesrates zur Coronavirus-Pandemie, am Mittwoch, 16. Feb ...
Im öffentlichen Auftritt kollegial – und hinter den Kulissen? Bundesrat Alain Berset diskutiert mit Kollege Ignazio Cassis nach einer Medienkonferenz zur Coronalage am 12. Januar 2022.Bild: keystone

«Destabilisierung?» Berset-Vertrauter sprach mit dem «Blick» auch über Ignazio Cassis

Der Kommunikationschef von SP-Bundesrat Alain Berset und eine «Blick»-Journalistin haben sich über Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) ausgetauscht. Der Sonderermittler geht davon aus, dass Cassis in ein schlechtes Licht gerückt werden sollte.
16.01.2023, 06:28
Francesco Benini und Patrik Müller / ch media
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Vor Bundesratsentscheiden zu Coronamassnahmen gab es intensive Kontakte zwischen dem Gesundheitsministerium von Alain Berset (SP) und Marc Walder, dem Konzernchef der «Blick»-Herausgeberin Ringier. Der Verdacht: Es kam zu Amtsgeheimnisverletzungen. Doch die Einvernahmeprotokolle, über welche die «Schweiz am Wochenende» berichtet hatte, gehen über den Informationsaustausch zu Corona hinaus.

Sonderermittler Peter Marti befragte Marc Walder und Alain Berset als Auskunftspersonen sowie seinen damaligen Kommunikationschef Peter Lauener als Beschuldigten. Dabei kam er auch auf einen Austausch zwischen Lauener und einer «Sonntags-Blick»-Redaktorin zu sprechen, bei dem es, wie Marti vermutet, um eine «Destabilisierung von Bundesrat Cassis» ging. Aussenminister Ignazio Cassis (FDP) sollte in ein schlechtes Licht gerückt werden.

Marti legte in den Einvernahmen einen E-Mail-Verkehr vom 15. Oktober 2020 vor. Die Redaktorin bat Bersets Kommunikationschef Lauener um ein Hintergrundgespräch. «Ich schreibe einen Artikel über Herrn Cassis und warum er im Bundesrat immer noch nicht recht angekommen scheint», schrieb sie und erwähnte einen Medienauftritt, bei dem Cassis «fast fortwährend im Verteidigungsmodus» gewesen sei.

Dieser Auftritt sei «bezeichnend» gewesen, so die Journalistin im E-Mail. Sie fragte: «Hätten Sie heute oder morgen Zeit?» Lauener beantwortete ihr E-Mail nur 28 Minuten später: «Gerne. Ich melde mich.»

Marti fragte Lauener dazu: «Finden Sie es richtig, dass Sie oder Bundesrat Berset an einer derartigen Destabilisierung mittun könnten bzw. nur schon der Eindruck entsteht, dass solches geschehen könnte?» Laueners Antwort: «Ich sage nichts.»

Berset: «Ich möchte mich ja nicht strafbar machen»

Auch Berset wurde dazu befragt. Marti hielt ihm den Mailverkehr vor. «Ich mache keine Aussage», antwortete der Bundesrat. Auf die Frage, ob er wisse, was Lauener der Journalistin dann gesagt habe, erwiderte Berset: «Ich mache keine Aussage. Ich bin hier in einer ungemütlichen Situation, weil ich nicht weiss, was dieses Thema soll. Ich möchte mich ja nicht strafbar machen.»

Auf die weiteren Fragen zum Thema ging Berset nicht ein, etwa auf folgende: «Wie würden Sie reagieren, wenn Sie von derartigen Destabilisierungsversuchen von anderen Departementen gegenüber Ihnen erführen?»

Berset ist 2023 Bundespräsident und als solcher in einer besonderen Verantwortung für die Kollegialität und den Teamgeist im Gremium. Am Dienstag eröffnet er das WEF in Davos. Berset äusserte sich am Samstag im Westschweizer Radio RTS zu den publik gemachten Coronaprotokollen. Er kritisierte die «illegalen Indiskretionen» der «Schweiz am Wochenende». Diese seien «ziemlich skandalös». Peter Lauener hat bislang Anfragen von CH Media nicht beantwortet. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. (aargauerzeitung.ch)

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93 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yolanda Hecht
16.01.2023 07:14registriert Juni 2022
«Ich mache keine Aussage. Ich bin hier in einer ungemütlichen Situation, weil ich nicht weiss, was dieses Thema soll. Ich möchte mich ja nicht strafbar machen.»
Dieses Zitat tauchte schon m Zusammenhang mit den Corona-Leaks auf. Wo gehört es nun tatsächlich hin?
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Glücklicher
16.01.2023 07:22registriert Juni 2020
Ich verstehe diesen Artikel (sowie den gestern) nicht. Null Kontext, nur Interna aus der Befragung des Sonderermittlers (oder sind die öffentlich?), Vermutungen, Interpretationen und versuchte Beschuldigungen. Also machen die Journalisten ja irgendwie genau das, was sie vorwerfen - unsachliche Destabilisierung eines Bundesrats. (Was ich gegen keinen BR in Ordnung finde)
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wwwVid: WirWollenWenigerVideos!
16.01.2023 07:10registriert Januar 2022
Ich habe den Artikel jetzt 2x gelesen und keine einzige belastbare Anschuldigung gefunden - lediglich Behauptungen. Und eine Einladung zum Mediengespräch, welche der Bundesratssprecher annimmt. Gehört ja zu seinem Job. Soll ich mich jetzt trotzdem mal auf Vorrat empören?
9050
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