Schweiz
Gesellschaft & Politik

Abgabe auf Kleidungsstücke – wie Public Eye Fast Fashion den Kampf ansagt

A Chinese man looks through discarded clothes at a recycling center in Beijing, China, Tuesday, Dec. 15, 2009. China, India and other developing nations boycotted U.N. climate talks Monday, bringing n ...
Kleiderabfälle in einem Recyclingzentrum in Peking, China. Bild: AP

Immer mehr Kleidung landet auf dem Müll – nun wird eine Fast-Fashion-Abgabe gefordert

Fast Fashion boomt, die Umwelt leidet und der Bundesrat setzt auf Eigenverantwortung. Nun fordert eine NGO Abgaben auf Kleidungsstücke.
07.05.2025, 10:0007.05.2025, 13:19
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In der Schweiz werden jährlich 110'000 Tonnen Kleidung weggeworfen. Das entspricht 15'700 ausgewachsenen Elefanten. Oder anders gesagt: 13 kg Kleiderabfall pro Einwohnerin und Einwohner.

Und die Zahlen steigen. Mit dem Aufstieg chinesischer Ultra-Fast-Fashion-Riesen wie Shein und Temu, die Kleidung billig verkaufen, explodiert die weltweite Produktion von Kleidung.

Die Umweltauswirkungen sind enorm: Die Produktion verschlingt Unmengen an Wasser und Energie, giftige und gesundheitsgefährdende Chemikalien kommen zum Einsatz. Darüber hinaus geht die Herstellung mit Niedriglöhnen und prekären Arbeitsbedienungen einher.

Und was geschieht mit dem wachsenden Berg an Altkleidern? Recycling wird oft als Lösung gesehen. Doch die Praxis sieht anders aus.

Rund die Hälfte des Kleiderabfalls der Schweiz wird für die Wiederverwendung oder Recycling gesammelt – doch nur ein kleiner Teil davon kann stofflich, also zu neuen Kleidern, recyclet werden, da billige und gemischte Materialien wie Polyester-Baumwolle schwer zu trennen sind. Weltweit liegt die textile Recyclingquote zu neuen Fasern bei unter einem Prozent.

Millionen von Produkten liegen nur einen Klick von einem entfernt.
Millionen von Produkten liegen nur einen Klick von einem entfernt.bild: shutterstock

Public Eye will Fast-Fashion-Brands an den Kragen und fordert mit einer neuen Petition den Bundesrat dazu auf, einen Schweizer Modefonds einzuführen. Modefirmen sollen für jedes neue Kleidungsstück, das sie auf den Schweizer Markt bringen, einen Beitrag in den Fonds zahlen. Dieser Beitrag richtet sich nach der Nachhaltigkeit des Produkts: je nachhaltiger, desto geringer der Betrag.

Die Abgaben könnten zwischen 50 Rappen und 2 Franken pro Stück liegen. Eine Fachkommission soll die genaue Höhe festlegen. Secondhand-Kleidung wäre von dieser Abgabe ausgenommen. Somit würde Fast-Fashion-Kleidung weniger attraktiv – und die Kreislaufwirtschaft für nachhaltige Mode in der Schweiz gefördert werden.

Mit der Petition kommt Public Eye dem Bundesrat zuvor. Zwar räumte dieser im April die durch Fast Fashion verursachten Probleme ein und betonte die Dringlichkeit eines Wandels, doch er setzt weiterhin auf freiwillige Brancheninitiativen. Der Nichtregierungsorganisation zufolge ist dieser Ansatz «völlig unzureichend».

Diese Altkleider-Mülldeponie steht sinnbildlich für die globalen Fast-Fashion-Auswüchse:

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71 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mulumbi
07.05.2025 12:04registriert April 2024
"Eigenverantwortung" wenn ich das schon lese, muss ich lachen. Spätestens seit Corona weiss ich, dass mit Eigenverantwortung so gut wie nichts zu erreichen ist. Eine Fast-Fashion-Abgabe ist längst angezeigt, die Zeiten grenzenlosen Konsums und Verschwendung ist vorbei.
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Minerva McGone
07.05.2025 11:50registriert Dezember 2021
Ja bitte, so ähnlich wie mit den Elektrogeräten. Dort gibts ja auch die vorgezogene Recyclinggebühr direkt beim Kauf - und seither sieht man hier eigentlich keine im Wald entsorgten Kühlschränke mehr.
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so wie so
07.05.2025 11:27registriert Juli 2015
Eine andere Möglichkeit wäre, die Entsorgung der Kleider kostenpflichtig zu machen. Das System "Altkleidersack" ist eigentlich überflüssig gworden. Die Textilien landen ja grösstenteils auf Deponien. Als das System eingeführt wurde, gab es viele Abnehmer für Secondhandkleidung. Heute ist der Markt völlig überflutet. Der Altkleidersack lässt einen auch noch im falschen Glauben, dass man mit der Entsorgung "etwas gutes tut". Eigentlich sollten Kleider entweder weitergegeben oder dann mit dem Restmüll entsorgt werden. Alles andere ist Augenwischerei.
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