Schweiz
Gesellschaft & Politik

Rimoldi prahlt mit Ohrfeige an EDU-Politiker – dieser erstattet Anzeige

KEYPIX - Nicolas Rimoldi, Praesident von der Bewegung Mass-Voll und weitere Personen verschiedener Gruppierungen reichen ueber 15 000 Unterschriften fuer das E-ID Referendum ein, am Dienstag, 22. Apri ...
Hat eine Ohrfeige verteilt: Nicolas Rimoldi. Bild: keystone

Rimoldi prahlt mit Ohrfeige an EDU-Politiker – dieser hat Anzeige erstattet

Nach einer tätlichen Attacke auf den Berner EDU-Grossrat Samuel Kullmann zeigt Mass-Voll-Präsident Nicolas Rimoldi kein Bedauern. Jetzt hat das Opfer Anzeige erstattet.
22.04.2025, 18:4322.04.2025, 20:31
Mehr «Schweiz»

Nicolas A. Rimoldi, Chef von Mass-Voll und selbsternannter Freiheitsaktivist, prahlt auf dem Coronaverharmloser-Kanal StrickerTV, wie er EDU-Grossrat Samuel Kullmann angegriffen und geschlagen hat.

Zugetragen hatte sich die Szene vergangenen Donnerstag. Der Grund: Rund um die Einreichung der Referendumsunterschriften gegen das E-ID-Gesetz ist ein heftiger Streit entbrannt.

Mehrere Komitees, die Unterschriften gesammelt und diese zur Beglaubigung an ein anderes Komitee übergeben hatten, monierten, dass ein Teil ihrer Bögen ohne ihr Wissen bereits bei der Bundeskanzlei eingereicht worden sei. Der Übeltäter? Die EDU. Die Geschmähten? Die Mass-Voll-Bewegung. Zumindest, wenn es nach Rimoldi geht. Das wollte er so nicht hinnehmen.

«Fick dich und verpiss dich, Kullmann»

Im Interview mit StrickerTV schildert Rimoldi, wie er dem EDU-Grossrat Samuel Kullmann eine Ohrfeige verpasst hat. «Ich habe ihn auf der Strasse angetroffen und fragte freundlich, ob er wusste, dass wir von seiner Partei belogen wurden. Doch er grinste nur süffisant, bejahte und lief davon.» Für Rimoldi sei das «maximale Respektlosigkeit» gewesen. Also handelte er.

«Ich drückte ihm auf den Rücken, lief um ihn herum und gab ihm eine Ohrfeige. Selbstverständlich wusste ich, was ich mache. Aber ich werde mich nicht entschuldigen. Nein: Fick dich und verpiss dich, Kullmann.»

Von Reue keine Spur.

Rimoldi inszeniert sich als Märtyrer und Verteidiger einer «bestohlenen Bewegung». Die «Flättere» bezeichnet er als politische Waffe. Und das Opfer? Das wird von ihm im über 50-minütigen Interview verspottet und verhöhnt. «Er hat geweint wie eine kleine B***h. Ich hoffe, Kullmann lernt daraus und behandelt Menschen nun mit Respekt und Anstand.»

Anzeige eingereicht

watson hat den betroffenen Grossrat Samuel Kullmann telefonisch erreicht. Er bestreitet Rimoldis Sicht. «Zuerst habe ich ihm erklärt, dass ich betreffend des organisatorischen Ablaufs der Unterschriftenübergabe nicht näher involviert war.» Er habe Rimoldi jedoch gesagt, dass er davon gewusst habe, dass die EDU die Unterschriften ohne Mass-Voll abgeben möchte und er das Vorgehen unterstütze. «Und ich meinte, dass niemand mehr mit ihm zusammenarbeiten möchte. Das machte ihn richtig wütend.»

Samuel Kullmann, Grossrat EDU-BE, vom Referendumskomitee spricht an einer Medienkonferenz ueber das E-ID Gesetz, am Montag, 7. April 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
EDU-Politiker: Samuel Kullmann. Bild: keystone

Schliesslich habe Rimoldi angefangen, die EDU und ihn zu beleidigen, weshalb er das Gespräch beendet und sich abgewandt habe. «Als ich dann in Richtung Bahnhof lief, habe ich plötzlich diesen ‹Chlapf› gespürt auf der linken Gesichtsseite.»

Kullmann bestätigt, am Dienstag deswegen eine Anzeige gegen Rimoldi erstattet zu haben. «Die Polizei sagt, dass das Verfahren normalerweise zwei bis drei Monate dauert – aber in diesem Fall, wegen des Geständnisses von Rimoldi, könnte es auch schneller gehen.»

Die Entscheidung, Anzeige zu erstatten, sei ihm nicht leicht gefallen: «Was wir hoffen, ist, dass physische Angriffe eine rote Linie bleiben. Verbal kann man sich streiten – aber Gewalt darf kein Mittel sein. Ich hoffe, dass diese Anzeige dazu beiträgt, dass diese Grenze gehalten wird.»

Rimoldi zeigt sich davon jedoch unbeeindruckt. «Ich werde die Busse und Strafe akzeptieren – und aus eigenem Sack bezahlen.» Und er ergänzt, sichtlich zufrieden: «Ich bete für Kullmanns Seele.»

Mittlerweile hat Mass-Voll 15'000 neue Unterschriften gegen die staatliche E-ID bei der Bundeskanzlei eingereicht.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
201 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Madison Pierce
22.04.2025 18:59registriert September 2015
Ich hoffe, die Rumprahlerei und fehlende Reue führt zu einer Strafe im oberen Bereich des Spielraums.
5019
Melden
Zum Kommentar
avatar
ThrashMetalHead
22.04.2025 19:01registriert Januar 2020
Doch doch, wahre Demokraten und Verteidiger der Freiheit, diese Gestalten!
4597
Melden
Zum Kommentar
avatar
AFK
22.04.2025 19:05registriert Juni 2020
Einfach IMMER klar gegen Rimoldis Ideen stimmen und ansonsten ignorieren, ist die beste Antwort auf solche Typen.
46011
Melden
Zum Kommentar
201
    Haben Eltern mehr oder weniger Stress? Die Kinder als Kosten-Nutzen-Rechnung
    Eltern sind weniger gestresst als Kinderlose, besagt eine neue Studie. Wirklich? Allein, dass wir diese Frage stellen, spricht Bände.

    Wenn unsere Kleinste aufwacht, dann lächelt sie über das ganze Gesicht, so breit, dass sich Grübchen in den dicken Backen bilden. Allein der Umstand, dass da ihre Familie ist, ein neuer Tag anbricht, macht sie glücklich. Jeden einzelnen Tag. Ausnahmslos. Und das färbt ab.

    Zur Story