Nicolas A. Rimoldi, Chef von Mass-Voll und selbsternannter Freiheitsaktivist, prahlt auf dem Coronaverharmloser-Kanal StrickerTV, wie er EDU-Grossrat Samuel Kullmann angegriffen und geschlagen hat.
Zugetragen hatte sich die Szene vergangenen Donnerstag. Der Grund: Rund um die Einreichung der Referendumsunterschriften gegen das E-ID-Gesetz ist ein heftiger Streit entbrannt.
Mehrere Komitees, die Unterschriften gesammelt und diese zur Beglaubigung an ein anderes Komitee übergeben hatten, monierten, dass ein Teil ihrer Bögen ohne ihr Wissen bereits bei der Bundeskanzlei eingereicht worden sei. Der Übeltäter? Die EDU. Die Geschmähten? Die Mass-Voll-Bewegung. Zumindest, wenn es nach Rimoldi geht. Das wollte er so nicht hinnehmen.
Im Interview mit StrickerTV schildert Rimoldi, wie er dem EDU-Grossrat Samuel Kullmann eine Ohrfeige verpasst hat. «Ich habe ihn auf der Strasse angetroffen und fragte freundlich, ob er wusste, dass wir von seiner Partei belogen wurden. Doch er grinste nur süffisant, bejahte und lief davon.» Für Rimoldi sei das «maximale Respektlosigkeit» gewesen. Also handelte er.
«Ich drückte ihm auf den Rücken, lief um ihn herum und gab ihm eine Ohrfeige. Selbstverständlich wusste ich, was ich mache. Aber ich werde mich nicht entschuldigen. Nein: Fick dich und verpiss dich, Kullmann.»
Von Reue keine Spur.
Rimoldi inszeniert sich als Märtyrer und Verteidiger einer «bestohlenen Bewegung». Die «Flättere» bezeichnet er als politische Waffe. Und das Opfer? Das wird von ihm im über 50-minütigen Interview verspottet und verhöhnt. «Er hat geweint wie eine kleine B***h. Ich hoffe, Kullmann lernt daraus und behandelt Menschen nun mit Respekt und Anstand.»
watson hat den betroffenen Grossrat Samuel Kullmann telefonisch erreicht. Er bestreitet Rimoldis Sicht. «Zuerst habe ich ihm erklärt, dass ich betreffend des organisatorischen Ablaufs der Unterschriftenübergabe nicht näher involviert war.» Er habe Rimoldi jedoch gesagt, dass er davon gewusst habe, dass die EDU die Unterschriften ohne Mass-Voll abgeben möchte und er das Vorgehen unterstütze. «Und ich meinte, dass niemand mehr mit ihm zusammenarbeiten möchte. Das machte ihn richtig wütend.»
Schliesslich habe Rimoldi angefangen, die EDU und ihn zu beleidigen, weshalb er das Gespräch beendet und sich abgewandt habe. «Als ich dann in Richtung Bahnhof lief, habe ich plötzlich diesen ‹Chlapf› gespürt auf der linken Gesichtsseite.»
Kullmann bestätigt, am Dienstag deswegen eine Anzeige gegen Rimoldi erstattet zu haben. «Die Polizei sagt, dass das Verfahren normalerweise zwei bis drei Monate dauert – aber in diesem Fall, wegen des Geständnisses von Rimoldi, könnte es auch schneller gehen.»
Die Entscheidung, Anzeige zu erstatten, sei ihm nicht leicht gefallen: «Was wir hoffen, ist, dass physische Angriffe eine rote Linie bleiben. Verbal kann man sich streiten – aber Gewalt darf kein Mittel sein. Ich hoffe, dass diese Anzeige dazu beiträgt, dass diese Grenze gehalten wird.»
Rimoldi zeigt sich davon jedoch unbeeindruckt. «Ich werde die Busse und Strafe akzeptieren – und aus eigenem Sack bezahlen.» Und er ergänzt, sichtlich zufrieden: «Ich bete für Kullmanns Seele.»
Mittlerweile hat Mass-Voll 15'000 neue Unterschriften gegen die staatliche E-ID bei der Bundeskanzlei eingereicht.