Russland ist der viertgrösste Fischproduzent der Welt. Jedes Jahr holt die dortige Fischindustrie 4,7 Millionen Tonnen Tiere aus dem Wasser. Die Ware exportiert das Land in die ganze Welt. Laut den Vereinten Nationen belief sich der Warenwert dieser Exporte im Jahr 2022 auf 7,4 Milliarden US-Dollar. Tendenz steigend.
Der russische Egli oder der Alaska-Seelachs landen auch auf Schweizer Tellern. Daran haben die umfassenden Sanktionen gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine nichts geändert. Im vergangenen Jahr importierten Schweizer Händler 646 Tonnen russischen Fisch. Das entspricht einem Wert von über 7,2 Millionen Franken, wie das Bundesamt für Zoll auf Anfrage von CH Media bekannt gibt.
Beliebt ist der preisgünstige Fisch aus Russland besonders in der Gastronomie. Dort zählt bei der Kalkulation des Menüpreises jeder Rappen. Der Grosshändler Transgourmet, der zur Coop-Gruppe gehört, verkauft beispielsweise russische Eglifilets für 17.90 Franken pro Kilogramm. Im Onlineshop ist dessen Herkunft transparent ausgewiesen: gefangen in Russland, verarbeitet in Kasachstan. Zum Vergleich: Schweizer Egli kostet fast dreimal so viel - über 50 Franken pro Kilo.
Weniger klar ersichtlich ist die Herkunft der «Quality Fish Finger» aus dem aktuellen Transgourmet-Prospekt. Dort heisst es zur Herkunft des Fisches nur: «FAO 61/67». Dieser Code bezeichnet nach internationalem Standard das Fanggebiet im Nordost- und Westpazifik. Dass auch Russland den Nordwestpazifik intensiv befischt, ist für die Kundschaft nur mit zusätzlicher Recherche nachzuvollziehen. Gemäss Schweizer Recht ist eine solche Deklaration allerdings zulässig.
Es ist hierzulande ebenfalls nicht verboten, russischen Fisch zu importieren und zu verkaufen. Die Sanktionspakete der EU unterbinden zwar die Einfuhr von russischem Kaviar und Krustentieren - nicht aber von Fisch. «Weder die Sanktionsmassnahmen der EU noch der Schweiz sehen zurzeit ein Verbot über die Einfuhr von Fisch aus der Russischen Föderation oder eine damit verbundene Deklarationspflicht vor», schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auf Anfrage. Zudem sei die «weltweite Nahrungsmittelversorgung der Schweiz ein wichtiges Anliegen».
Dass Putins Fisch weiterhin ungehindert seinen Weg auf die hiesigen Teller findet, sorgt in der Branche für Irritationen. Ein erfahrener Schweizer Händler, der mit seiner Firma seit Jahren Fisch aus Estland und Finnland importiert, findet: «Es ist verlogen, dass wir tonnenweise russischen Fisch einkaufen, während wir Putin fast überall sonst massiv sanktionieren.» Es sei klar, dass Russland durch seinen Fischexport «zu Schundpreisen» versuche, an dringend benötigte Devisen zu kommen. «Da sollten wir nicht mitmachen.»
Selbst wenn die Schweiz keine eigenständigen Sanktionen ergreifen könne, findet der Händler, solle zumindest russischer Fisch klarer deklariert werden. Er ist überzeugt, dass dadurch der Absatz bereits zurückgehen würde.
Eine deutlich härtere Linie fahren die Vereinigten Staaten. Nach dem russischen Angriffskrieg haben sie früh nicht nur Öl, Gas oder Gold auf ihre Sanktionsliste gesetzt, sondern auch die russische Fischerei ins Visier genommen.
Im vergangenen Jahr sah sich US-Präsident Joe Biden gar gezwungen, das entsprechende Gesetz zu verschärfen. Denn Wladimir Putin hatte versucht, seine Exporte über China zu verschleiern.
Wie der Herrscher im Kreml die Fisch-Sanktionen austrickste, erklärte der republikanische Abgeordnete aus Alaska, Dan Sullivan, anlässlich der Gesetzesdebatte im US-Senat: «Die Regime von Wladimir Putin und Xi Jinping arbeiten zusammen, um amerikanische Sanktionen zu umgehen. Sie schicken Fisch und Meeresfrüchte, die in russischen Gewässern gefangen wurden, nach China. Dort wird die Ware von uigurischen Sklavenarbeitern verarbeitet und dann in die Vereinigten Staaten geliefert.» Ein verschärftes Importverbot, so Sullivan, schade deshalb nicht nur Putins Kriegsmaschinerie, sondern sei auch ein Beitrag im Kampf gegen chinesische Zwangsarbeit.
Die Ukraine begrüsst solche Anstrengungen. Eine Beamtin, die für die Sanktionspolitik zuständig ist, stellte kürzlich gegenüber «Al Jazeera» die rhetorische Frage: «Sind die Leben einiger hundert Ukrainer so viel wert wie eine Krabbe oder ein Lachs?» Die Botschaft aus Kiew an die EU und die Schweiz: Der Fisch stinkt vom Kopf her. Wer russischen Fisch kauft, unterstützt Wladimir Putin.
Die Schweiz besitzt allerdings wenig Spielraum, um Putins Fischgeschäft zu unterbinden. Der Bundesrat stützt sich auf die Sanktionen der EU und der UNO. Eigene Sanktionen kann und will er nicht ergreifen. Ob entsprechende Massnahmen bei kommenden europäischen Sanktionspaketen ein Thema seien, wollte eine Sprecherin der EU-Kommission auf Anfrage nicht beantworten.
Transgourmet, die Coop-Tochterfirma und Gastro-Grosshändlerin, gibt keine Zahlen zum Umsatz mit russischem Fisch preis. «Die Nachfrage in der Gastronomie richtet sich nach der Fischart und der Weiterverarbeitung der Produkte. Dabei sind Preis und Verfügbarkeit entscheidend. Die von der EU erlassenen Sanktionen gegen Russland für Krustentiere und Kaviar werden von uns vollumfänglich umgesetzt.»
Transgourmet besass einst enge Verbindungen zu Russland. Zum Unternehmen, das Coop 2011 kaufte, gehörten auch Ableger in Russland. Diese verkaufte Transgourmet allerdings kurz nach Putins Angriffskrieg an das dortige Management und zog sich vollständig aus dem Land zurück.
Ganz von Russland gelöst hat sich Transgourmet nicht, wie das Angebot an russischem Fisch zeigt. Entschiedener durchgegriffen hat hier der Mutterkonzern Coop. Im Detailhandel wollte er der Kundschaft russische Lebensmittel nicht mehr zumuten und kippte sie im März 2022 aus dem Sortiment, darunter auch Tiefkühlfisch und Wodka. Für die Gastronomie, so scheint es, ist der russische Fisch aber noch gut genug. (aargauerzeitung.ch)
Tat Nr. 418: Coop unterstützt den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, indem es Fisch aus Russland importiert&verkauft. Das Unternehmen leistet so einen wichtigen Beitrag zur Zerstörung von Energieinfrastruktur und Kindergärten in der Ukraine.
Am Besten würde man JEGLICHEN Handel mit Russland verbieten, solange sich dieses nicht ans Völkerrecht hält.
Jeder Konsument hat es also in der eigenen Hand. Ich befürchte aber, dass vielen das eigene Portemonnaie näher ist als die politische Meinung.