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Direkte SBB-Zug-Verbindung Schweiz-London: So stehen die Chancen

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Der Eurotunnel verbindet das europäische Festland mit Grossbritannien – bald vielleicht auch mit Direktzügen aus der Schweiz.Bild: www.imago-images.de

Zug statt Flug: So stehen die Chancen für eine Direktverbindung Schweiz–London

In fünf Stunden direkt mit dem Zug nach London. Das könnte bald Realität werden. Die Betreiber des Eurotunnels prüfen neue Hochgeschwindigkeitsstrecken – auch in die Schweiz. Doch es gibt drei entscheidende Hürden.
26.02.2025, 10:2226.02.2025, 10:22
Thomas Wey
Thomas Wey
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Die Betreiber des Eurotunnels wollen die Schienenverbindungen zwischen Grossbritannien und dem europäischen Festland massiv ausbauen. In einer Pressemitteilung informierte Getlink – das Unternehmen hinter dem Eurotunnel – über eine neue Partnerschaft mit dem Londoner Hochgeschwindigkeitsbahnhof St. Pancras Highspeed. Ziel der unterzeichneten Absichtserklärung ist es, internationale Zugreisen zwischen Grossbritannien und Kontinentaleuropa schneller, günstiger und bequemer zu machen.

Das Potenzial ist erheblich: Aktuell nutzen etwa 1800 Passagiere pro Stunde den Eurotunnel. Laut einer Studie der London St. Pancras Highspeed könnte die Kapazität jedoch auf bis zu 5000 Reisende pro Stunde gesteigert werden. Als eine mögliche neue Verbindung nennt der CEO von Getlink neben Deutschland und Frankreich auch die Schweiz.

Die SBB dürften sich freuen, verfolgt die Bahn doch schon länger das Ziel, eine umsteigefreie Verbindung zwischen der Schweiz und London zu etablieren. Einer solchen Direktverbindung stehen gemäss dem Tages-Anzeiger aber aktuell noch drei Herausforderungen im Weg:

Die Züge

Die schnellsten Züge im SBB-Fuhrpark, die Giruno-Züge, sind mit einer Maximalgeschwindigkeit von 250 km/h zu langsam für das französische Hochgeschwindigkeitsnetz. Zudem gibt es strenge Brandschutzanforderungen für den Eurotunnel.

Eine Zusammenarbeit mit der französischen SNCF könnte die Lösung sein, da sie mit dem Eurostar bereits zugelassene und sehr schnelle Züge durch den Tunnel betreibt. Der Eurostar erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h.

Eurostar in London
Der Eurostar im Bahnhof London – der Hochgeschwindigkeitszug benötigt für die Strecke London–Paris gerade einmal zwei Stunden.Bild: Shutterstock

Die Sicherheit

Ein zweites Hindernis für die Direktverbindung ist die Sicherheitsabfertigung. Reisende nach Grossbritannien müssen vor der Zugreise eine Kontrolle durchlaufen, ähnlich wie am Flughafen, mit Passkontrolle und Check-in. Dies liegt daran, dass das Vereinigte Königreich nicht zum Schengen-Raum gehört und besondere Sicherheitsanforderungen für den Eurotunnel gelten.

Der Eurostar Terminal im Bahnhof London Euston (während der COVID-19 Pandemie).
Das Eurostar-Terminal im Bahnhof London Euston (Archivbild).Bild: www.imago-images.de

In der Schweiz gibt es bisher keine Infrastruktur für solche Kontrollen an den Bahnhöfen, da alle Perrons offen sind. Die Bahnsteige müssten daher für diese speziellen Kontrollen umgebaut werden – und das nur für wenige Verbindungen pro Tag.

Bist du schon mal mit dem Zug nach London gefahren? Wenn ja, wie war es?

Die Kosten

Im November 2023 erklärte Philipp Mäder, Leiter des Internationalen Personenverkehrs der SBB, dass eine Reisezeit von Basel nach London in rund fünf Stunden möglich wäre. Entscheidend sei, dass die Kosten für die Eurotunnel-Durchfahrt gesenkt werden. Konkret sagte er damals auf einer Fachtagung des Schweizerischen Reiseverbands in Parma:

«Die Infrastruktur ist auf dieser Strecke – unter anderem wegen der Fahrt durch den Eurotunnel – teuer.»
Philipp Mäder, Leiter internationaler Personenverkehr

Die Kosten sind tatsächlich ein entscheidender Faktor. Besonders bei internationalen Verbindungen entscheiden sich viele Passagiere bewusst für die günstigste Option. Und das ist in Europa mehrheitlich das Flugzeug. Laut einer Analyse von Greenpeace aus dem Jahr 2023 sind Reisen mit dem Zug in Europa im Durchschnitt 71 Prozent teurer als mit dem Flugzeug.

SBB informieren am 6. März

Auf Anfrage von watson wollten die SBB noch keinen konkreten Zeitpunkt für eine mögliche Direktverbindung nach London nennen. Die Medienstelle teilte jedoch mit, man begrüsse die verstärkte Zusammenarbeit zwischen St. Pancras Highspeed und Getlink. Zudem habe man 2022 eine Studie gestartet, um zu prüfen, «ob, unter welchen Rahmenbedingungen und in welchem Zeithorizont sich Direktverbindungen zwischen der Schweiz und London realisieren lassen». Die SBB werden die Ergebnisse an der Jahresmedienkonferenz am 6. März 2025 präsentieren.

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Unter dem Atlantik – Passagiere bleiben im Eurotunnel stecken
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170 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Knut Knallmann
26.02.2025 10:37registriert Oktober 2015
Seien wir ehrlich: Eine Direktverbindung wird es unter diesen Voraussetzungen nicht geben. Man könnte allerdings zumindest den Umsteigevorgang verbessern. Mein (unqualifizierter) Vorschlag: Ab Zürich/Basel und Genf/Lausanne mit den bereits im Einsatz stehenden TGV’s eine Direktverbindung nach Lille über das Disneyland und Paris CDG mit optimalen Anschlüssen in Lille an den Eurostar nach London. So gäbe es zum einen neue Direktverbindungen und die Kofferschlepperei in Paris vom einen Bahnhof zum
anderen würde entfallen.
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Merida
26.02.2025 10:36registriert November 2014
Wären Flugreisen so teuer, wie sie sein müssten, wenn Kerosinsteuern etc. bezahlt würden, gäbe es absolut keinen Grund mehr, die Bahn zu verschmähen...
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Bikemate
26.02.2025 10:40registriert Mai 2021
Das wäre richtig cool, und ein zusätzlicher Grund London wieder mal zu besuchen :-)
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