Die Betreiber des Eurotunnels wollen die Schienenverbindungen zwischen Grossbritannien und dem europäischen Festland massiv ausbauen. In einer Pressemitteilung informierte Getlink – das Unternehmen hinter dem Eurotunnel – über eine neue Partnerschaft mit dem Londoner Hochgeschwindigkeitsbahnhof St. Pancras Highspeed. Ziel der unterzeichneten Absichtserklärung ist es, internationale Zugreisen zwischen Grossbritannien und Kontinentaleuropa schneller, günstiger und bequemer zu machen.
Das Potenzial ist erheblich: Aktuell nutzen etwa 1800 Passagiere pro Stunde den Eurotunnel. Laut einer Studie der London St. Pancras Highspeed könnte die Kapazität jedoch auf bis zu 5000 Reisende pro Stunde gesteigert werden. Als eine mögliche neue Verbindung nennt der CEO von Getlink neben Deutschland und Frankreich auch die Schweiz.
Die SBB dürften sich freuen, verfolgt die Bahn doch schon länger das Ziel, eine umsteigefreie Verbindung zwischen der Schweiz und London zu etablieren. Einer solchen Direktverbindung stehen gemäss dem Tages-Anzeiger aber aktuell noch drei Herausforderungen im Weg:
Die schnellsten Züge im SBB-Fuhrpark, die Giruno-Züge, sind mit einer Maximalgeschwindigkeit von 250 km/h zu langsam für das französische Hochgeschwindigkeitsnetz. Zudem gibt es strenge Brandschutzanforderungen für den Eurotunnel.
Eine Zusammenarbeit mit der französischen SNCF könnte die Lösung sein, da sie mit dem Eurostar bereits zugelassene und sehr schnelle Züge durch den Tunnel betreibt. Der Eurostar erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h.
Ein zweites Hindernis für die Direktverbindung ist die Sicherheitsabfertigung. Reisende nach Grossbritannien müssen vor der Zugreise eine Kontrolle durchlaufen, ähnlich wie am Flughafen, mit Passkontrolle und Check-in. Dies liegt daran, dass das Vereinigte Königreich nicht zum Schengen-Raum gehört und besondere Sicherheitsanforderungen für den Eurotunnel gelten.
In der Schweiz gibt es bisher keine Infrastruktur für solche Kontrollen an den Bahnhöfen, da alle Perrons offen sind. Die Bahnsteige müssten daher für diese speziellen Kontrollen umgebaut werden – und das nur für wenige Verbindungen pro Tag.
Im November 2023 erklärte Philipp Mäder, Leiter des Internationalen Personenverkehrs der SBB, dass eine Reisezeit von Basel nach London in rund fünf Stunden möglich wäre. Entscheidend sei, dass die Kosten für die Eurotunnel-Durchfahrt gesenkt werden. Konkret sagte er damals auf einer Fachtagung des Schweizerischen Reiseverbands in Parma:
Die Kosten sind tatsächlich ein entscheidender Faktor. Besonders bei internationalen Verbindungen entscheiden sich viele Passagiere bewusst für die günstigste Option. Und das ist in Europa mehrheitlich das Flugzeug. Laut einer Analyse von Greenpeace aus dem Jahr 2023 sind Reisen mit dem Zug in Europa im Durchschnitt 71 Prozent teurer als mit dem Flugzeug.
Auf Anfrage von watson wollten die SBB noch keinen konkreten Zeitpunkt für eine mögliche Direktverbindung nach London nennen. Die Medienstelle teilte jedoch mit, man begrüsse die verstärkte Zusammenarbeit zwischen St. Pancras Highspeed und Getlink. Zudem habe man 2022 eine Studie gestartet, um zu prüfen, «ob, unter welchen Rahmenbedingungen und in welchem Zeithorizont sich Direktverbindungen zwischen der Schweiz und London realisieren lassen». Die SBB werden die Ergebnisse an der Jahresmedienkonferenz am 6. März 2025 präsentieren.
anderen würde entfallen.