Schweiz
Interview

Bundesratskandidat Ritter im watson-Interview

Im Anschluss an die Medienkonferenz hat watson Markus Ritter zum Video-Interview getroffen.Video: watson/Seline Meier / David Indumi / Hanna Dedial
Interview

Bundesratskandidat Ritter: «Ich kann keine Verhandlungen auf Englisch führen»

Markus Ritter will Bundesrat werden. Der Bauernpräsident lancierte am Dienstag seine Kandidatur an einer Medienkonferenz in St. Gallen. Was Ritter für das Amt mitbringt und was nicht, erzählt er im Gespräch mit watson.
28.01.2025, 18:1129.01.2025, 13:52
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Selbstsicher wirkt Markus Ritter an der Medienkonferenz anlässlich seiner Bundesratskandidatur. Ja, beinahe siegessicher. Darauf angesprochen sagt er: «Siegessicher kann man heute sicher nicht sein. Das ist der erste Schritt einer langen Kandidatur.»

Eine seriöse Kandidatur sei ihm wichtig gewesen, weil er auch die Bevölkerung erreichen und überzeugen wolle, sagt er zu watson. Darum möchte er auch stark, pointiert und gut auftreten.

Herkulesaufgabe «VBS»

Keine Frage, Markus Ritter meint es ernst. Er doppelt nach: «Ich will zeigen, dass ich diese Aufgabe will.» Damit meint er insbesondere auch die Aufgabe als Vorsteher des Verteidigungsdepartements. Dieses zu übernehmen, sei schon ein bisschen eine Herkulesaufgabe. Eine Herkulesaufgabe, die wohl viele abschreckt. Nach Bundesrätin Viola Amherds Rücktrittsankündigung haben zahlreiche Mitte-Politikerinnen und -Politiker, denen Bundesratsambitionen nachgesagt wurden, abgesagt.

Ritter hingegen traut sich das VBS zu. Obwohl er keine Erfahrung in der Sicherheitspolitik vorweisen kann. Er sagt:

«Ich finde das ein tolles Departement und bin bereit, die Verantwortung zu übernehmen.»
Markus Ritter
Nationalrat Markus Ritter an einer Medienorientierung der Mitte des Kantons St. Gallen zu seiner Kandidatur fuer den Buendesrat, am Dienstag, 28. Januar 2025, in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller ...
Bisher der einzige Kandidat: Mitte-Nationalrat Markus Ritter gibt sich siegessicher.Bild: keystone

Handicap «Bauer»

Noch ist Markus Ritter der einzige der Mitte-Partei, der seine Bundesratskandidatur bekannt gegeben hat. Seine Wahlchancen stehen gut. Als Bauernpräsident ist er im Parlament weit über die Parteigrenzen hinweg gut vernetzt.

Darauf angesprochen, wer überhaupt eine Chance hätte, gegen seine Kandidatur anzukommen, antwortet Ritter diplomatisch: «Wir haben sehr viele gute Leute in der Mitte-Fraktion. Es gibt einige, die sich eine Kandidatur überlegen. Im Moment ist völlig offen, wer noch kommen könnte.»

Was bisher jedoch gegen Ritter spricht: seine Gemeinsamkeiten mit jenen, die bereits im Bundesrat sitzen. Ritter kommt aus dem Kanton St. Gallen, genauso wie Karin Keller-Sutter. Und er hat einen bäuerlichen Hintergrund, genauso wie Albert Rösti, Guy Parmelin, Elisabeth Baume-Schneider und Beat Jans.

Nationalrat Markus Ritter spricht an einer Medienorientierung der Mitte des Kantons St. Gallen zu seiner Kandidatur fuer den Buendesrat, am Dienstag, 28. Januar 2025, in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehr ...
Ritter wünscht sich eine zweite Mitte-Kandidatur.Bild: keystone

Für SVP-Nationalrat Thomas Hurter ist Markus Ritter keine Option als Bundesrat. Die Bauern seien jetzt schon überproportional in der Landesregierung vertreten. Angesprochen, ob er als Bauer überhaupt gewählt werden würde, sagt Ritter: «Ich würde nicht kandidieren, wenn ich mir keine Chancen ausrechnen würde. Ich kandidiere nicht als Bauer, auch nicht als Vertreter von St. Gallen. Ich kandidiere als Bundesrat, um die Gesamtschweiz zu vertreten und das VBS zu übernehmen.» Seine Kritiker wolle er überzeugen, indem er aufzeige, wie er die Aufgaben im VBS anpacken würde.

«Ich kandidiere nicht als Bauer, auch nicht als Vertreter von St. Gallen. Ich kandidiere als Bundesrat, um die Gesamtschweiz zu vertreten und das VBS zu übernehmen.»
Markus Ritter

Zweite Mitte-Kandidatur

Damit das Parlament dieses Ungleichgewicht verhindern könnte, bräuchte es eine weitere Kandidatur aus den Reihen der Mitte. Auch Ritter wünscht sich eine solche. Der Grund: Einer-Kandidaturen werden von der Bundesversammlung nicht gerne gesehen. Ritter betont aber auch, dass es für eine Bundesratskandidatur einiges an Organisation brauche. Interessierte sollten ihre Kandidatur darum schnell auf die Beine stellen.

Ob Markus Ritter seine Partei im Bundesrat optimal vertreten würde? Tatsache ist: Im Nationalrat stimmt er oft anders ab, als die Mehrheit der Mitte-Fraktion. Das zeigt eine Auswertung des Abstimmungsverhaltens der Nationalräte von Januar bis Dezember 2024, die watson durchgeführt hat. Neben Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner stimmt der Bauernpräsident innerhalb der Fraktion am «zweitrechtesten» ab. Darauf angesprochen sagt Ritter: «Für mich ist die Ideologie viel weniger wichtig als der Erfolg für die Schweiz und die Bevölkerung.»

Schafft es Ritter in den Bundesrat, wäre er der fünfte Mann in der Landesregierung. Die Geschlechterverteilung wäre nicht mehr ausgeglichen. Ritter weist darauf hin, dass sich bis Montag noch eine Mitte-Frau für die Bundesratswahl aufstellen lassen könne. In der Mitte-Fraktion gäbe es sehr viele gute Frauen. Auch in den Kantonen.

Markus Ritters Präsentation ist souverän. Nur in einer Angelegenheit ist er nicht sattelfest: Dem ausgehändigten Lebenslauf an der Medienkonferenz ist zu entnehmen, dass er neben Deutsch auch in Französisch verhandlungssicher ist. Aber wie sieht es mit Englisch aus? Auf Englisch könne er keine Verhandlungen führen, aber ein Bier oder etwas zu essen könne er bestellen, gibt Ritter zu. Und fügt an:

«Ich bräuchte einen Dolmetscher. Ich sage ehrlich, was ich kann und was nicht.»
Markus Ritter

Das watson-Interview im Video:

Video: watson/Seline Meier / David Indumi / Hanna Dedial
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195 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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goschi
28.01.2025 18:23registriert Januar 2014
schreckliche kandidatur, wenn das durchkommt, kann man den Bundesrat definitiv erstmal vergessen, rechtskonservative Dominanz mit Bauernthemen als Fokus offen für jeden Lobbyismus und dabei das staatsmännische Format von NULL.
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Ginguläri
28.01.2025 18:34registriert Februar 2024
… und das Basler Kantonsspital fordert von philippinischen Pflegekräften, dass sie innerhalb von 18 Monaten deutsch sprechen und Dialekt verstehen, aber ein (hoffentlich nicht) zukünftiger BR ist nicht einmal des Englischen mächtig …
🤔🤔🤔
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Elpampa
28.01.2025 18:29registriert September 2018
Um schon einmal zu helfen: Subventionen auf Englisch: subsidies…
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    Bevölkerung ist skeptisch gegenüber Mitte-Ticket – einer hat leicht die Nase vorn
    Das Ticket der Mitte-Partei löst gemäss einer aktuellen Umfrage bei der Bevölkerung wenig Begeisterung aus.

    20 Prozent der Befragten wünschen sich demnach den Zuger Regierungsrat Martin Pfister als Nachfolger von Verteidigungsministerin Viola Amherd, 18 Prozent sprechen sich für den St.Galler Nationalrat Markus Ritter aus.

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