Selbstsicher wirkt Markus Ritter an der Medienkonferenz anlässlich seiner Bundesratskandidatur. Ja, beinahe siegessicher. Darauf angesprochen sagt er: «Siegessicher kann man heute sicher nicht sein. Das ist der erste Schritt einer langen Kandidatur.»
Eine seriöse Kandidatur sei ihm wichtig gewesen, weil er auch die Bevölkerung erreichen und überzeugen wolle, sagt er zu watson. Darum möchte er auch stark, pointiert und gut auftreten.
Keine Frage, Markus Ritter meint es ernst. Er doppelt nach: «Ich will zeigen, dass ich diese Aufgabe will.» Damit meint er insbesondere auch die Aufgabe als Vorsteher des Verteidigungsdepartements. Dieses zu übernehmen, sei schon ein bisschen eine Herkulesaufgabe. Eine Herkulesaufgabe, die wohl viele abschreckt. Nach Bundesrätin Viola Amherds Rücktrittsankündigung haben zahlreiche Mitte-Politikerinnen und -Politiker, denen Bundesratsambitionen nachgesagt wurden, abgesagt.
Ritter hingegen traut sich das VBS zu. Obwohl er keine Erfahrung in der Sicherheitspolitik vorweisen kann. Er sagt:
Noch ist Markus Ritter der einzige der Mitte-Partei, der seine Bundesratskandidatur bekannt gegeben hat. Seine Wahlchancen stehen gut. Als Bauernpräsident ist er im Parlament weit über die Parteigrenzen hinweg gut vernetzt.
Darauf angesprochen, wer überhaupt eine Chance hätte, gegen seine Kandidatur anzukommen, antwortet Ritter diplomatisch: «Wir haben sehr viele gute Leute in der Mitte-Fraktion. Es gibt einige, die sich eine Kandidatur überlegen. Im Moment ist völlig offen, wer noch kommen könnte.»
Was bisher jedoch gegen Ritter spricht: seine Gemeinsamkeiten mit jenen, die bereits im Bundesrat sitzen. Ritter kommt aus dem Kanton St. Gallen, genauso wie Karin Keller-Sutter. Und er hat einen bäuerlichen Hintergrund, genauso wie Albert Rösti, Guy Parmelin, Elisabeth Baume-Schneider und Beat Jans.
Für SVP-Nationalrat Thomas Hurter ist Markus Ritter keine Option als Bundesrat. Die Bauern seien jetzt schon überproportional in der Landesregierung vertreten. Angesprochen, ob er als Bauer überhaupt gewählt werden würde, sagt Ritter: «Ich würde nicht kandidieren, wenn ich mir keine Chancen ausrechnen würde. Ich kandidiere nicht als Bauer, auch nicht als Vertreter von St. Gallen. Ich kandidiere als Bundesrat, um die Gesamtschweiz zu vertreten und das VBS zu übernehmen.» Seine Kritiker wolle er überzeugen, indem er aufzeige, wie er die Aufgaben im VBS anpacken würde.
Damit das Parlament dieses Ungleichgewicht verhindern könnte, bräuchte es eine weitere Kandidatur aus den Reihen der Mitte. Auch Ritter wünscht sich eine solche. Der Grund: Einer-Kandidaturen werden von der Bundesversammlung nicht gerne gesehen. Ritter betont aber auch, dass es für eine Bundesratskandidatur einiges an Organisation brauche. Interessierte sollten ihre Kandidatur darum schnell auf die Beine stellen.
Ob Markus Ritter seine Partei im Bundesrat optimal vertreten würde? Tatsache ist: Im Nationalrat stimmt er oft anders ab, als die Mehrheit der Mitte-Fraktion. Das zeigt eine Auswertung des Abstimmungsverhaltens der Nationalräte von Januar bis Dezember 2024, die watson durchgeführt hat. Neben Mitte-Nationalrat Thomas Rechsteiner stimmt der Bauernpräsident innerhalb der Fraktion am «zweitrechtesten» ab. Darauf angesprochen sagt Ritter: «Für mich ist die Ideologie viel weniger wichtig als der Erfolg für die Schweiz und die Bevölkerung.»
Schafft es Ritter in den Bundesrat, wäre er der fünfte Mann in der Landesregierung. Die Geschlechterverteilung wäre nicht mehr ausgeglichen. Ritter weist darauf hin, dass sich bis Montag noch eine Mitte-Frau für die Bundesratswahl aufstellen lassen könne. In der Mitte-Fraktion gäbe es sehr viele gute Frauen. Auch in den Kantonen.
Markus Ritters Präsentation ist souverän. Nur in einer Angelegenheit ist er nicht sattelfest: Dem ausgehändigten Lebenslauf an der Medienkonferenz ist zu entnehmen, dass er neben Deutsch auch in Französisch verhandlungssicher ist. Aber wie sieht es mit Englisch aus? Auf Englisch könne er keine Verhandlungen führen, aber ein Bier oder etwas zu essen könne er bestellen, gibt Ritter zu. Und fügt an:
Das watson-Interview im Video:
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