Ihre Firma vermietet Service-Apartments während des WEF Davos. Wie genau funktioniert Ihr Geschäftsmodell?
Anonym*: Die über 60 Wohnungen in unserem Portfolio gehören privaten Eigentümern, welche uns für diese Zeit den Auftrag für die Vermietung geben. Dazu kommt eine Wohnung, die wir ganzjährig vermieten – ausser während der WEF-Woche geht diese an einen langjährigen WEF-Kunden. Das wurde aber im Mietvertrag so festgehalten.
Die 60 Wohnungen: Sind das Zweitwohnungen oder gehören sie in Davos lebenden Personen?
Der Grossteil sind Zweitwohnungen. Etwa 40 Prozent gehören Davoserinnen und Davosern, die in dieser Woche Ferien machen oder an einem anderen Ort unterkommen. Um die eigene Wohnung zu vermieten, braucht es aber einen grossen Aufwand von den Eigentümern.
Welcher?
Die Eigentümer müssen ihre ganze Wohnung leer räumen, damit wir diese während dem WEF vermieten können. Das heisst, sie dürfen etwa keine Kleider mehr in den Schränken haben, das Badezimmer muss leer sein, einzig die leer geräumten Möbel bleiben. Alle ihre Sachen müssen sie dann irgendwo deponieren. Diesen Aufwand macht man nicht für 2000 Franken.
Was ist die Preisspanne der Wohnungen?
Das kommt auf den Standort und die Ausstattung an. Preissteigernd sind eine Nähe zur Davoser Promenade und zum Kongresszentrum sowie ein hoher Ausbaustandard. Die teuerste Wohnung kostet 20’000 Franken für die WEF-Woche. Wir akzeptieren aber nicht alle Wohnungen.
Haben Sie ein Beispiel?
Wir hatten einen Anruf von einem Davoser, der ein einziges Zimmer in seiner abgelegenen Wohnung anbieten wollte. Die Küche und das Badezimmer hätten mit den restlichen Bewohnern geteilt werden müssen. Dafür wollte er 10’000 Franken. Das stimmt dann für uns eher nicht.
Was bieten Sie Ihrer Kundschaft für die gehobenen Preise?
Wir geben nicht einfach die Schlüssel ab und verlangen viel Geld. Im Preis inklusive ist ein vollumfänglicher Concierge-Service. Die Wohnung wird mehrfach gereinigt, wir stellen der Kundschaft Essen sowie Getränke zur Verfügung und sie erhalten einen Fahrdienst an ihre Anlässe. Wir versuchen, ihnen alle Wünsche zu erfüllen.
Zum Beispiel?
Wenn einem Kunden etwa ein Kabel für den Drucker fehlt, dann organisieren wir das. Und wenn jemand um zwei Uhr morgens eine Bitte hat, dann versuchen wir, auch zu helfen. Eine Kundin hat mich einmal mitten in der Nacht angerufen, sie könne ihre Wohnung nicht öffnen, weil ihre Finger zu kalt seien.
Und was haben Sie dann gemacht?
Dann bin ich zu ihr in die Wohnung gefahren und habe die Türe geöffnet. Solche Sonderwünsche sind aber eher die Ausnahme. Die WEF-Gäste sind nicht so «snobby», wie viele denken. Sie sind sehr bodenständig und dankbar, dass wir ihnen helfen – gerade weil sie mit einer schneereichen Alpenstadt oft überfordert sind. Zum Service gehört deshalb auch, dass wir sie etwa auf passende Kleidung für die kalten Tage aufmerksam machen.
Kaviar-Bestellungen um zwei Uhr morgens gibt es also nicht?
Nein, unsere Kundschaft ist nicht so – obwohl wir teils sehr hochrangige Menschen bedienen, die auch Meetings mit Bundesräten haben.
Und die bezahlen den Preis gerne?
Die meisten der Kundinnen und Kunden sind bereits viele Jahre bei uns, und sie schätzen den All-Inclusive-Service sehr. Ich bin sicher, dass unser Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
*Name der Redaktion bekannt
Ich war selber 3-4 mal dort in der WEF Woche als IT Support einer grösseren internationalen Firma...