Stefan Legge: Es ist ein bisschen etwas dran an diesem Vorwurf: Man trifft sich, um Business zu machen. Aber der Grundgedanke des WEF ist ein anderer. Man sollte zwischen dem, was das WEF sein sollte, und dem, was es in der Realität ist, unterscheiden. Eigentlich ist es eine gute Idee, Politikerinnen und Politiker und Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen. Denn viele Probleme sind zu gross, als dass nur ein Akteur, also beispielsweise nur die Wirtschaft oder nur die Politik, sie alleine lösen könnte.
Aber es ist klar: Einige Teilnehmende gehen ans WEF mit dem Ziel, ihre Karriere zu fördern, oder ihr eigenes Unternehmen besser zu positionieren. Die Realität ist schlussendlich: Das WEF ist das, was die Leute, die daran teilnehmen, daraus machen. Der Spirit und das Ziel wäre eigentlich ein anderes – aber es sind nun mal Menschen und keine Engel, die am WEF teilnehmen.
Stefan Legge: Die Frage ist: Was wäre ohne das WEF passiert, wäre es dann noch schlimmer? Das WEF sorgt dafür, dass viele relevante Akteure aus den verschiedenen Bereichen sich an einem Ort treffen. Wenn man zwei Streithähne an einen Tisch bringt und diese wieder miteinander sprechen, ist das nicht verkehrt. Aber das heisst nicht, dass diese Streithähne ihren Konflikt dann auch lösen können.
Wir leben in einer Welt, in der die Interessen und die ideologischen Ansichten so weit auseinanderdriften, dass der Versuch, die Politikerinnen und Politiker an einen gemeinsamen Ort zu bringen, noch immer lobenswert ist. Leider bringen diese Treffen aber nicht immer den Erfolg, den man sich wünschen würde, weil die eigenen Interessen so unterschiedlich sind.
Stefan Legge: Die Business-Welt wünscht sich eine Lösung für den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Aber dieser ist extrem schwierig. Es mutet sich wohl niemand an, zu behaupten, eine Lösung zu kennen. Wie soll eine Lösung denn aussehen, mit der beide Kriegsparteien einverstanden sind?
Die Folgefrage wäre: Warum lädt man Selenskyj überhaupt ein, wenn es keine Lösung gibt? Es geht auch darum, das WEF in die Medien zu bringen und grosszumachen. Ich bin mir sicher, man hätte liebend gerne Vladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj an einen Tisch gebracht. Aber die Realität ist, dass Putin nicht kommen wird – dann kann man Selenskyj einladen, oder halt nicht. Wenn man ihn nun einlädt, kann man ein Signal senden, wo man politisch steht, das WEF ist dann doch nicht ganz so neutral, sondern eher auf der Seite der Ukraine.
Abschliessend muss ich sagen: Das Ziel, die Welt zu verbessern, welches sich das WEF gesetzt hat, stösst in diesem Konflikt an harte Grenzen.
Stefan Legge: Es gibt einen grossen Unterschied zwischen der normalen Bevölkerung und den allermeisten Teilnehmenden. Da ist ein riesiger Graben. Globalisierung heisst: Offene Märkte, internationaler Handel und dass man von einem Land in das andere reist. Der «Davos Man» oder die «Davos People» sind Menschen, die global denken und auch so unterwegs sind. Sie haben einen grossen Nutzen von der Globalisierung.
Aber: Es profitiert lange nicht jeder von dieser Globalisierung. Deshalb gibt es Kritik am WEF und dieser globalen Elite. Das WEF versucht nun – zu Recht – diese Kritik zu adressieren. Es sagt: «Wir nehmen auch diese Stimmen wahr und wir laden auch Leute ein, die globalisierungskritisch sind, oder politisch links sind und für andere Gruppen sprechen.»
Aber da muss man sich nichts vormachen: Die Vorstellung, dass man verschiedene Leute an einen Tisch bringt und dass das wirklich signalisiert, dass die globale Elite ein Interesse hätte, stärker auf die Bedürfnisse anderer einzugehen, wenn das zur eigenen Last geht, ist vielleicht etwas gar heroisch. Das WEF ist ein Ort, an dem verschiedene Interessen zusammengebracht werden, auch wenn keine Lösungen gefunden werden. Die Weltelite könnte sich auch privat treffen und niemand einbeziehen.
Stefan Legge: Dasselbe könnte man auch über Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP 28) sagen. Die Klimakrise wird nicht gelöst durch politische Regulierungen. Die Klimakrise wird – wenn sie denn überhaupt gelöst wird – durch technische Innovation gelöst. Diese Innovationen kommen zustande, wenn der Anreiz dafür da ist und die Voraussetzungen geschaffen werden. Dafür braucht es die Wirtschaft, die Politik und das grosse Finanzkapital, denn die Forschung kostet viel Geld.
Ich glaube, dass man sich zusammensetzt und über wirkliche Lösungen diskutiert – damit meine ich nicht Verzicht und andere Vorschläge, die man politisch nicht durchbringen wird –, ist richtig.
Ich glaube aber nicht, dass man deshalb mit dem Privatjet anreisen muss und dass es so viele Leute braucht. An dieser Kritik ist also wirklich etwas dran: Man reist mit einem Jet an, verschmutzt die Umwelt im extremen Masse, um dann über Klimaschutz zu sprechen. Das ist genauso absurd wie diese Konferenzen von Ökonomen, bei denen man sich in schönen Luxushotels trifft, um über Einkommensungleichheit zu sprechen.
Die Klimakrise wird nicht gelöst durch politische Regulierungen.
Doch wird sie.
Die Unternehmen bewegen sich nur wenn sie für sich einen Vorteil sehen oder dazu gezwungen werden.
Regulierung sind ein guter weg um das zu bewirken.
So könnte sehr schnell ein Riesen Markt geschaffen werden.
So kann ein teures Nischenprodukt viel schneller günstig werden.
Es bringt nichts nur in Forschung zu investieren die dann keiner in einem Produkt umsetzt, weil es viel Investitionen braucht und das Risiko hoch ist.
Sonst machen die meisten einfach weiter wie bisher.
Eben NEIN- es sind keine „normale Menschen „ mit normalen Alltagsproblemen.
Niemand erwartet, dass sie Engel wären.
Aber man würde zumindest erwarten, dass sie die Probleme der normalen Menschen ernst nehmen... denn ihr globaler Markt braucht normale Menschen, die es sich noch leisten können zu kaufen und auszugeben.
Doch weltweit wächst die Kluft zwischen Reich und „normal“. Un nicht nur wächst sie an: Sie explodiert regelrecht!