Die wilde WEF-Vergangenheit von Beat Jans – so drang er einst verkleidet ins Areal ein
Vor einem Jahr wagte Albert Rösti den Sprung ins kalte Wasser: Kaum zwei Wochen als Bundesrat im Amt, hatte er am WEF in Davos seine ersten Treffen auf Ministerebene. Rösti war so neu, dass Robert Habeck, Deutschlands Wirtschaftsminister, seinen Namen noch nicht wirklich kannte: Er bezeichnete den SVP-Bundesrat als Herrn «Röstli».
Dieses Jahr ist nun Beat Jans der Rookie des Bundesrats am Jahrestreffen. Seit Neujahr ist der SP-Mann Justizminister. Er wolle das WEF nutzen, um Kontakte im Migrationsbereich zu knüpfen, teilt der Bund mit. Darunter wohl vorab solche mit Kollegen aus dem EU-Raum. Jans trifft sich zudem mit dem irakischen Aussenminister Fouad Hussein sowie Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti.
Anders als Rösti vor einem Jahr ist Jans freilich nicht zum ersten Mal am WEF präsent. Schon 2001 gelangte er auf das Gelände – verkleidet als Manager.
Es war die Zeit, als Globalisierungskritiker und Umweltorganisationen mit verschiedensten Protestformen gegen das Treffen der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft mobil machten. Zu ihnen gehörte auch der heutige Bundesrat.
Die Anfahrt nach Davos war damals grossräumig abgeriegelt. In Landquart gab es Kontrollen, Demonstranten wurden von der Polizei eingekesselt. Später kam es zu Ausschreitungen.
Trotzdem schafften es Jans und seine Mitstreiter «in den stacheldrahtgesäumten Hochsicherheitstrakt des World Economic Forum», wie er selber kurz darauf in einem Gastbeitrag in der «Basler Zeitung» schrieb:
Dies gelang nicht zuletzt, weil Fernsehteams, darunter ARD und BBC, auf das Grüppchen aufmerksam geworden waren und sie begleiteten.
Erst als die WEF-Kritiker Flugblätter verteilten, dämmerte den Sicherheitsleuten, dass etwas nicht stimmen konnte: «Polizisten führten uns ab, fotografierten unsere Schaumgummibäuche, unsere Verbrechermienen und legten Akten an. Nach gut zwei Stunden waren wir wieder frei.»
Am Tag seiner Wahl in den Bundesrat nahm Jans am 13. Dezember gegenüber Fernsehen SRF Stellung zu dem Coup aus jungen Jahren: Es sei eine «ziemlich subversive Aktion» gewesen, räumte er ein. Aber damals sei das WEF nicht öffentlich gewesen, auch Journalisten hätten keinen Zutritt gehabt. «Heute ist es eine Veranstaltung, die sehr viel transparenter ist.»
Karin Keller-Sutter trifft unter anderen die Finanzminister aus Saudi-Arabien und Südafrika. Guy Parmelin und Albert Rösti führen wie letztes Jahr ein Gespräch mit Deutschlands Vizekanzler Robert Habeck. Rösti wird zudem an einem Panel mit Brasiliens Energieminister Alexandre Silveira de Oliveira teilnehmen.
Ignazio Cassis trifft sich mit EU-Kommissar Maros Sefcovic; schon am Sonntag präsidiert er das vierte Treffen zur Friedensformel der Ukraine mit Vertretern aus 80 Staaten. Beat Jans knüpft Kontakte, und Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider bleibt in Bern.
(aargauerzeitung.ch)
