Schweiz
Justiz

Ex-Elvetino-Chef Winter zu 36 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt

Ex-SBB-Manager muss ein Jahr ins Gefängnis – der Fall in 5 Punkten

Wolfgang Winter, Ex-CEO der SBB-Tochtergesellschaft Elvetino, ist am Freitag verurteilt worden. Er soll Elvetino um mehrere Hunderttausend Franken gebracht haben – das ist bekannt.
25.10.2024, 09:1725.10.2024, 15:01
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Was ist passiert?

Das Bezirksgericht Zürich hat den ehemaligen Chef der SBB-Tochtergesellschaft Elvetino, Wolfgang Winter, am Freitag zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Der 68-Jährige soll ein Jahr davon absitzen, für den Rest der Freiheitsstrafe gilt eine zweijährige Probezeit.

Wolfgang Winter, CEO elvetino AG, begruesst die Koch-Nationalmannschaft, die ab Juli fuer neue Kreationen in den Restaurants und Bistros zustaendig ist, am Dienstag 23. April 2013 in Bern. (KEYSTONE/M ...
Wolfgang Winter ist verurteilt worden.Bild: KEYSTONE

Das Gericht verurteilte zusätzlich zwei Kollegen des Ex-Elvetino-Chefs zu bedingten Freiheitsstrafen von 24 und 12 Monaten. Dazu kommen für die Beschuldigten Geldstrafen und Schadenersatzzahlungen von mehreren 100'000 Franken.

Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Wofür wurde Winter verurteilt?

Wegen diverser Vergehen – die Verurteilung erfolgte unter anderem wegen Veruntreuung, versuchtem Betrug und ungetreuer Geschäftsbesorgung.

ARCHIV - ZUR MELDUNG DASS DIE SBB BIS INS JAHR 2021 150 SPEISEWAGEN IM BETRIEB HABEN WILL, STELLEN WIR IHNEN DIESES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Logo des elvetino Speisewagens von aussen, aufgenommen a ...
Die Elvetino betreibt SBB-Restaurants.Bild: KEYSTONE

Wie die NZZ berichtet, wurde Elvetino unter anderem ein dubioser China-Deal zum Verhängnis. Winter soll gemeinsam mit seiner chinesischen Partnerin, die er einst als Elvetino-Barista an einem Schweizer Bahnhof kennenlernte, sowie einem alten Freund Strohfirmen gegründet und einen lukrativen Handel mit der Elvetino gestartet haben.

Dabei wurden in China billige Waren eingekauft, welche dann deutlich teurer an die Elvetino weiterverkauft wurden. Die Differenz behielten Winter und seine zwei Geschäftspartner für sich. Die Rede ist unter anderem von qualitativ unbrauchbaren Plastiktellern, Kaffeebechern und Brotkörben im Wert von 43'000.- Franken, welche man für 180'000 Franken an die SBB-Tochtergesellschaft weiterverkaufte.

Weiter soll Winter im Jahr 2012 einen alten Freund für ein lukratives Beratermandat angeworben haben. Dieser soll dabei einen Tagessatz von 2500 Franken erhalten haben – was laut Anklage das vereinbarte Kostendach um das Doppelte überschritt.

Ein Teil der Gelder floss laut der Anklage aber zurück an Winter. Diese Zahlungen wurden in einer Excel-Datei notiert, welche die Zürcher Behörden bei einer Hausdurchsuchung vorfanden. Bei den Überweisungen handelte es sich laut der Staatsanwaltschaft um sogenannte Kick-backs, Gegenleistungen für zu gut bezahlte Aufträge – und damit Schmiergeld.

Wie flogen sie auf?

Winter machte im Jahr 2017 einen entscheidenden Fehler: So flog er im Sommer mit seiner Partnerin und deren Sohn nach Hongkong, um die Eltern und Freunde der Familie zu besuchen. Dabei besuchte Winter auch Lieferanten seiner Importfirma.

Laut der Anklage stellte der Elvetino-CEO danach die Spesen dafür doppelt in Rechnung: sowohl bei seiner eigenen Firma als auch bei Elvetino. Dies liess die Geschäftsleitung und die SBB-Spitze misstrauisch werden. Kurz darauf wurde Winter entlassen und angezeigt.

Was sagten Winter und seine Kollegen dazu?

Die Beschuldigten hatten bezüglich der Elvetino-Vorwürfe auf Freisprüche gepocht. Dem Unternehmen sei gar kein Schaden zugefügt worden, hielt einer der beiden Verteidiger des Ex-CEOs fest.

Auch das Überweisen von Schmiergeldern wird von der Verteidigung bestritten. Die Rede ist von einem spontan vereinbarten «Freundschaftsdienst aus reiner Dankbarkeit». Das Geld habe der «Mitarbeitermotivation» bei der Elvetino gedient.

Wusste die SBB davon?

Laut der Staatsanwaltschaft nicht. Der Beschaffungsprozess sei so chaotisch gewesen, dass Winter quasi freie Hand gehabt habe. Die Elvetino-Geschäftsführung habe also ungehindert seine umstrittenen Projekte durchführen können.

(dab/sda)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bruchpilot
25.10.2024 09:38registriert Juli 2020
Wieso ist Golf bei Managern so beliebt? Es ist die einzige Sportart, bei der man den Schläger auch mit Handschellen halten kann.
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ingmarbergman
25.10.2024 10:32registriert August 2017
Gefängnis kostet den Steuerzahler nur noch mehr.

Und im Geld schwimmt der Typ danach trotzdem noch.

Bei Wirtschaftsdelikten braucht es dringend eine Verschärfung im Strafrecht: solange die Deliktsumme (+Zinsen und Geldstrafe) nicht 100% zurückbezahlt wird, wird sämtliches Vermögen eingezogen und Einkünfte auf das Existenzminimum gekürzt.
Und jegliche Beihilfe (z.B. Ehefrau die mit Tricks Geld versteckt) wird mit dem gleichen Strafmass verurteilt.
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emankciN
25.10.2024 09:35registriert August 2021
Es gibt doch noch ein wenig
Gerechtigkeit. Jetzt muss nur noch Trump verlieren und eingebuchtet werden, dann habe ich wieder Hoffnung für die Welt. Nur schade, dass man Roger Köppel nicht ausbürgern und nach Russland ausweisen kann, dann würde ich ein Fest feiern und euch allen eine Runde zahlen.
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    Nach Shitstorm: Meret Schneider will Regeln für Hassrede auf digitalen Plattformen
    Was in der realen Welt illegal ist, soll nun auch online nicht mehr geduldet werden: Die Schweiz soll auf sozialen Medien Fairness und Transparenz durchsetzen.

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