Schweiz
Justiz

Luzern: Mann misshandelte mindestens acht Minderjährige

Das Luzerner Kriminalgericht hat sein Urteil über jenen Mann gefällt, der seine Ehefrau in Littau erstach.
Der Angeklagte muss sich heute vor dem Luzerner Kriminalgericht verantworten.Bild: Shutterstock

Mann in Luzern misshandelte mutmasslich acht Minderjährige – und bezahlte die Eltern

03.12.2024, 10:18
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Ein 74-jähriger Schweizer muss sich am Dienstag vor dem Luzerner Kriminalgericht wegen mehrfachem Menschenhandel sowie mehrfachen sexuellen Handlungen an acht minderjährigen Knaben verantworten. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von 12 Jahren sowie eine ordentliche Verwahrung.

Täter teilweise geständig

Der Angeklagte hat sexuelle Handlungen mit zwei Kindern eingestanden. Einzig gegen den Vorwurf des Menschenhandels wehrte er sich.

Dieser Vorwurf sei an den Haaren herbeigezogen, sagte der Beschuldigte. Es seien ja keine weiteren Personen angeklagt und man könnte nicht mit sich selber handeln.

Während der Befragung gab der Beschuldigte zu, pornografisches Material «als Erinnerung» hergestellt zu haben, wenn die Jungen bei ihm zu Besuch waren. Die Videoanrufe, in denen die Jungen jeweils nackt waren, habe er aufgezeichnet, weil er es «einfach lustig» fand.

Vorgeschichte

Die Knaben – sieben davon Brüder – wurden im Zeitraum von 2015 bis 2022 mehrfach gegen ein Entgelt zum Beschuldigten nach Hause gebracht, wo er sie sexuell ausbeutete, wie aus der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft hervorging.

Der Beschuldigte nahm mutmasslich sexuelle Handlungen an den Kindern vor, zwang sie, solche an ihm vorzunehmen und nötigte die Brüder zudem, die Handlungen aneinander vorzunehmen. Dabei filmte er die Opfer vielfach und stellte daraus pornografisches Material her.

Der Beschuldigte lernte die Eltern der Kinder über einen in der Anklageschrift erwähnten «Vermittler» kennen. Anschliessend begann er einzelne Kinder – die der deutschen Sprache nicht mächtig waren – jeweils für ein bis drei Wochen bei sich zu beherbergen. Ein Junge war beim ersten Delikt neun Jahre alt, ein anderer elf.

Über die Jahre soll der Beschuldigte mehrere zehntausend Franken an die finanziell schwach aufgestellte Familie aus der Slowakei ausbezahlt haben, wie es hiess. Er bestreitet jedoch, das Geld für die sexuellen Handlungen bezahlt zu haben. Viel mehr habe er die Familie unterstützen wollen.

Gemäss Anklageschrift sind alle ihm vorgeworfenen strafbaren Handlungen vorsätzlich geschehen. Der Beschuldigte kannte das Alter der Kinder und wusste, dass ihnen die Einwilligungsfähigkeit fehlte. Er manipulierte die Jungen und setzte sie mehrfach psychisch unter Druck. (sda)

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85 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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donmartin49@gmail.com
03.12.2024 06:58registriert Oktober 2022
Auch die Eltern sollten nicht ohne eine saftige Strafe davonkommen.
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Radio Eriwan
03.12.2024 06:58registriert Dezember 2022
Leider wird es dann wohl weniger, eventuell gar bedingt oder mit vorzeitiger Entlassung wegen ‚guter Führung‘.

Wird Zeit das Strafrecht anzupassen, so dass es Mindeststrafen PRO TAT gibt.
Hier zB 8 * 12 Jahre ohne jede Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung.

Und ja, auch die Eltern sollten hart bestraft werden und nie mehr in die Nähe ihrer Kinder kommen.
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Rikki-Tiki-Tavi
03.12.2024 07:53registriert April 2020
Welche Abgründe sind hier tiefer, jene beim Täter, oder jene bei den Eltern? Es macht mich immer wieder sprachlos und traurig, zu was Menschen fähig sind.
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