Gleich zwei öffentliche Warnungen hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am Mittwoch ausgestossen. Gewarnt wird vor einem Bade-Enten-Set, das Lipo verkauft hat, und einem Fangball-Set, das Otto's in den Regalen hatte. Beide Läden haben diese Produkte inzwischen aus dem Handel genommen.
Aber die bereits verkauften Enten schwimmen noch in Schweizer Badewannen, und auch mit den Bällen wird gespielt. Deshalb empfiehlt das BLV, diese Spielsachen nicht mehr zu verwenden.
Beide Spielwaren haben einen zu hohen Gehalt an Phthalaten. «Das sind chemische Verbindungen, welche als so genannte ‹Weichmacher› Kunststoffen zugegeben werden, damit diese elastischer werden», erklärt Alda Breitenmoser, Präsidentin des Verbandes der Kantonschemikerinnen und Kantonschemiker der Schweiz (VKCS).
Das Problem ist, dass gewisse Phthalate eine hormonähnliche Wirkung aufweisen. Das kann unter Umständen einen Einfluss auf die Fortpflanzung haben oder die Leber schädigen. «Entsprechend ist die Verwendung dieser Stoffe eingeschränkt oder gar verboten», sagt Breitenmoser, die Amtsleiterin des Amts für Verbraucherschutz des Kantons Aargau ist. Wie hoch die effektiv gemessenen Werte der giftigen Spielsachen sind, unterliegt allerdings dem Amtsgeheimnis.
Schon vor einiger Zeit hat man festgestellt, dass Spielzeug, das online in China bestellt wird, oft viel zu hohe Phthalat-Werte hat. Im Mai zeigte der «Kassensturz», dass fünf der getesteten zehn Produkte des Online-Anbieters Temu gefährliche Weichmacher enthielten. Das ist bedrohlich, werden doch rund drei Viertel aller weltweit verkauften Spielwaren in China hergestellt.
Die beanstandeten Bade-Enten von Humbert & Brandt GmbH und das Fangball-Set der Marke Toss and Catch wurden nicht von Bundesamt untersucht. Solche Prüfungen machen die kantonalen Behörden unter der Führung der Kantonschemikerinnen und -chemiker, in diesem Fall von jenen des Kantons Aargau. Nach gefährlichen Spielwaren oder Lebensmitteln gesucht wird stets mit Stichproben, die in allen Kantonen gemacht werden.
«Die Auswahl erfolgt sogenannt risikobasiert, das heisst, wir untersuchen vor allem jene Produkte, bei denen wir aufgrund unserer Erfahrung Mängel vermuten», sagt Alda Breitenmoser. Die Auswahl der Produkte treffen ebenfalls die Kantone.
Für den Nachweis von Phthalaten wurde aus der Ente wie auch dem Fangball-Set im Labor ein flüssiges Substanzgemisch hergestellt. Danach wird jeweils in einem aufwendigen Trennverfahren, Chromatografie genannt, das Substanzgemisch aufgetrennt. Darauf wird darin nach dem Vorhandensein von Phthalaten gesucht. Und – wie in diesem Fall – gefunden.
In diesem Jahr gab es bisher 21 Warnungen zu unsicheren Lebensmitteln oder Gegenständen. Davon zwei wegen zu hoher Phthalat-Gehalten. 2023 waren es total 20 öffentliche Warnungen, was etwa dem Durchschnitt über mehrere Jahre entspricht. Nur weil an Weihnachten viele Spielzeuge geschenkt werden, wird übrigens nicht mehr analysiert als sonst im Jahr.