Bereits letzten Freitag haben Aktivistinnen und Aktivisten der «letzten Generation», des Kollektivs «Erde brennt» und der internationalen Bewegung «End Fossil» die Aula eines Gymnasiums in Basel besetzt. Heute geht es also in Zürich weiter.
Mit den Besetzungen wollen die Jugendlichen auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Dazu gehört unter anderem, dass man sich im Schulunterricht mehr mit gegenwartsbezogenen Themen auseinandersetzten soll, wie der Klimakrise oder dem Ukrainekrieg.
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Um kurz nach 6 Uhr morgens versammelten sich Aktivistinnen und Aktivisten bei der Zentralwäscherei in Zürich, um von dort gemeinsam zur Schule zu gehen. Die Jugendlichen sind zwischen 11 und 20 Jahren alt. Sie scheinen etwas nervös zu sein, die Stimmung ist aber hervorragend.
Gegen 7 Uhr erreicht die Gruppe die Kantonsschule Enge, wo die Besetzung stattfinden wird. Die Schule empfängt die Aktivisten nach einer kurzen Diskussion mit dem Rektorat.
Um auf ihre Positionen aufmerksam zu machen – und den Raum, den sie heute für sich beanspruchen, auch mit Inhalten zu füllen –, haben die Jugendlichen ein Programm auf die Beine gestellt, das Workshops, offene Diskussionen und Musik umfasst. Auch Politisierende sind für die Workshops angekündigt.
Dabei dreht sich in den sechs besetzten Klassenzimmern nicht alles nur ums Klima. Auch Themen wie Gender, das Bildungssystem und der Leistungsdruck stehen auf dem Programm.
Etwa 150 Schüler und Schülerinnen würden sich derzeit aktiv an der Besetzung beteiligen, so die Aktivistin Johanna*. Jene Schülerinnen und Schüler, die an den Diskussionsrunden in den besetzten Schulzimmern teilnehmen, müssen mit einem Absenzeneintrag rechnen, wie Rektor Moritz Spillmann sagt.
Die 17-jährige Nora* gehört zu den Aktivisten an vorderster Front. Sie sagt, dass sie sich erhoffe, dass die Aktion «endlich» eine Veränderung im Bildungssystem bringen werde. Die Aktion sei bisher friedlich und erfolgreich verlaufen, so die Aktivistin.
Ob die Besetzer über Nacht in der Schule bleiben, ist noch offen. Gemäss Spillmann ist das noch nicht geklärt. Die Klimaschützer haben die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) eingeladen, vor Ort Stellung zu beziehen. Ob sie erscheinen wird, ist jedoch offen.
Die Schülerinnen und Schüler üben Kritik am Schulsystem. Sie sagen:
Oder:
Der Rektor der Kantonsschule Enge, Moritz Spillmann sagt gegenüber watson.
Die feministische Aktivistin Anna Rosenwasser ist ebenfalls in der Kanti Enge. Sie sagt, dass sie die Klimabewegung unterstütze, weil es darum gehe, dass unsere Lebensgrundlage nicht verschwinde. «Wenn wir das nicht aktiv bekämpfen, können wir gar nichts mehr machen. Diesen Widerstand möchte ich unterstützen, darum bin ich hier.»
Die Deutschlehrerin Beatrix Stoll unterstützt die Klimaaktivisten ebenfalls:
Es sei wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler diskutierten, neugierig seien, Fragen stellten – «genau so muss es sein. Die Jugendlichen hinterfragen ‹was ist hier los?›».
Eine andere Lehrperson sagt, dass bei noch niemand gefehlt habe. Das Interesse der Schüler und Schülerinnen sei nicht überwältigend.
Nicht alle Schüler und Schülerinnen der Kanti Enge unterstützen die Klimajugend. Ein Schüler sagt gegenüber watson, dass er die Idee zwar «nicht schlecht» finde, aber nicht mitmachen werde.
Der 18-jährige Kantischüler Luca* sagt watson, dass die Aktion «unnötig» sei. Die Klimaaktivisten hätten den falschen Ansatz.
Und auch eine Lehrperson äussert sich gegenüber watson kritisch: Die Forderungen der Aktivisten seien ein «Chrüsimüsi». Die Art und Weise, wie die Aktivisten auftreten, sei nicht zielführend, sondern «konfus».
An einem Geländer wurde ein Transparent der «Revolutionären Jugend Zürich» (RJZ) aufhängt. Die RJZ gehört zum Revolutionären Aufbau Zürich – einer Organisation, die dem linksextremen Spektrum zuzuordnen ist. Der Revolutionäre Aufbau wurde in Lageberichten des schweizerischen Nachrichtendiensts bereits als «Taktgeber der gewalttätigen linksextremen Szene» bezeichnet.
Die Klimaaktivisten schreiben dazu gegenüber watson:
Update folgt.
*Name der Redaktion bekannt.
(yam/sal/kma, mit Material der sda)