Die Kulturförderstiftung Pro Helvetia baut per sofort ihre Führungsebene um. Auslöser ist die Liebesbeziehung von Direktor Philippe Bischof zu einer Kadermitarbeiterin, die ihm bisher direkt unterstellt war. Bischof tritt zudem zwei Jahre vor Ende seiner Mandatsdauer zurück.
Bischof gibt die Verantwortung für den Bereich «Aussennetz und Internationales» ab, weil seine Partnerin diese Abteilung leitet. Dies gab der Stiftungsrat am Mittwoch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA bekannt. Bischof ist damit per sofort nicht mehr Vorgesetzter seiner Partnerin.
Die Verantwortung für die Auslands-Abteilung geht an Bischofs Stellvertreter. Bischof wiederum übernimmt im Gegenzug die Informatik. Wichtig sei gewesen, die hierarchische Beziehung zwischen den zwei Kaderleuten aufzulösen, so die Verantwortlichen.
Die Beziehung zwischen Bischof und der Bereichsleiterin war im Sommer bekannt geworden und hatte die Frage aufgeworfen, wie Firmen oder – wie in diesem Fall – eine öffentlich-rechtliche Stiftung mit Liebe unter Kaderleuten umgehen sollten.
Dass wie so oft «die Frau geopfert wird», also gehen muss, kam für Pro Helvetia dabei nicht infrage. Schliesslich habe sie sich nichts zuschulden kommen lassen. Die Mitarbeitenden wurden am Mittwochvormittag über die Rochade informiert.
Eine langfristige Lösung soll die Rochade jedoch nicht sein. Geplant ist, dass sie nur bis Juni 2025 anhält. Auf diesen Termin beabsichtigt Bischof sein Amt nämlich abzugeben – rund zwei Jahre früher als vorgesehen. Seine Mandatszeit würde erst im November 2027 enden.
Dieser Entscheid sei über längere Zeit gereift, sagte er. «Ich möchte klar mehr Zeit fürs Privatleben haben.» Er habe zudem so viele Jahre Kulturarbeit gemacht, es gebe noch viele andere Bereiche, die ihn ebenfalls interessieren würden.
Ein sofortiger Abgang kam für Bischof jedoch nicht infrage, weil sich die Kulturpolitik aktuell in einer Übergangszeit befindet. Im Dezember wird der Nachfolger von Bundesrat Alain Berset (SP) gewählt. Damit erhält das Bundesamt für Kultur einen neuen Vorsteher und Pro Helvetia einen neuen direkten Ansprechpartner.
Gleichzeitig braucht die Stiftung auf 2024 einen neuen Stiftungsratspräsidenten, weil die Amtszeit des bisherigen Präsidenten, Charles Beer, Ende Dezember abläuft.
Nächstes Jahr steht zudem noch die neue Kulturbotschaft auf der Traktandenliste des Parlaments. Diese ganzen Wechsel wolle er noch als Direktor miterleben, sagte Bischof. Die Suche nach seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin beginnt jedoch schon bald. Im Frühling wird die Direktions-Stelle ausgeschrieben.
Die Stiftung hat das Ziel, die Schweizer Kultur im In- und Ausland zu fördern. Sie gibt dafür jährlich rund 45 Millionen Franken Steuergelder aus. (yam/sda)
(yam/sda)