Ein Sozialarbeiter eines LGBTQ-Jugendtreffs hatte eine Dreierbeziehung mit einem 18-jährigen Schützling und seinem Mann. Während noch immer ein Strafverfahren wegen Verdachts auf strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität hängig ist, eröffnet der Leiter eine neue Beratungsstelle in der Ostschweiz. Der Tages-Anzeiger berichtete darüber.
Die Staatsanwaltschaft St.Gallen bestätigte, dass ein Strafverfahren gegen den Leiter und seinen Mann läuft. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Sozialarbeiter war Mitbegründer des Vereins Sozialwerk.LGBT+ und arbeitete dort die vergangenen vier Jahre.
Der betroffene Teenager suchte damals als 17-Jähriger den Verein auf, da er wegen seiner Homosexualität Opfer von Beleidigungen, Mobbing und tätlichen Angriffen wurde. Der Jugendtreff war für queere Teenager ab 13 Jahren gedacht, welche in ländlichen und meist konservativen Gegenden aufwuchsen.
Der Mann des Leiters des Jugendtreffs, welcher ebenfalls eine beratende Funktion hatte, begann eine Beziehung mit dem damals 17-jährigen Jugendlichen.
Der Mann sagte gegenüber der Staatsanwaltschaft: «Diese Beziehung ist im Juni in eine Dreierbeziehung übergegangen und mein Mann war auch Teil davon.» Die zwei Männer waren beide über 40. Der Jugendliche hegte aber eine grosse Abneigung gegen den Sozialarbeiter. Deshalb beendete der Jugendliche die Liaison mit dem Ehepaar, da sie ihm «zu viel» wurde.
In der queeren Community haben die Anschuldigungen für Aufruhr gesorgt. Die LGBT-Dachverbände Pink Cross, Lesbenorganisation Schweiz und Transgender Network Switzerland kritisierten «den Machtmissbrauch» scharf. Das Sozialwerk.LGBT+ ist bei ihnen aufgrund dessen als Mitglied ausgeschlossen worden.
Der Sozialarbeiter eröffnete nach seinem Ausschluss aus dem Verein Sozialwerk.LGBT+ im September eine neue Praxis für Partnerschaft und Sexualität, wo er auch eine Familienberatung anbietet. Gemäss seinem Anwalt ist dies erlaubt. Zudem denkt der Anwalt, dass das hängige Verfahren «höchstwahrscheinlich» eingestellt werde.
Avenir Social, der Berufsverband Soziale Arbeit in der Schweiz, meint dazu: «Sexuelle Beziehungen im Rahmen eines Beratungsverhältnisses sind in jedem Fall inakzeptabel.» Es sei unerheblich, ob dies gemäss Gesetz strafbar sei oder nicht.
Auch für Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, ist das Ganze völlig unverständlich. Für ihn sei die Eröffnung einer neuen Praxis ein Zeichen für die Uneinsichtigkeit des Sozialarbeiters. Er kritisiert zudem die fehlende Qualitätssicherung für Coaches in der Schweiz. Heggli sagt gegenüber dem Tages-Anzeiger: «Selbst mit einer solchen Vorgeschichte kann man offenbar in der Schweiz weiter vulnerable Menschen beraten.»
(kek)
warum auch nicht potenzielle Opfer schützen... nein der Täter ist wichtiger.