Plötzlich funkelt es die User auf Instagram an – das frisch gelaserte blaue Auge eines jungen Mannes. Er ruft auf Englisch: «Unglaublich, Sie haben mein Leben für immer verändert!» Seine Augenpartie ist mit einer Plastikfolie bedeckt, das andere Auge ist noch braun.
Am Schluss sieht man ihn mit künstlich wirkenden blauen Augen in die Kamera strahlen. Der Eingriff, dem sich der Mann in Mailand unterzogen hat, wird nun auch in der Schweiz angeboten. So wirbt die Instagramseite «flaak_new_color» damit, dass sie seit knapp einem halben Jahr einen Standpunkt in Lausanne hat.
Wie ein Blick in die Bildergalerie zeigt, werden die meisten Eingriffe aber nicht in der Schweiz, sondern in Frankreich durchgeführt. Es fällt zudem auf, dass die Menschen, die sich für diesen Eingriff entscheiden, vorher auch schon ihre Nase operiert, die Lippen aufgespritzt, oder ihre Zähne mit Kronen besetzt haben.
Wir haben die Instagramseite mit einem privaten Profil angeschrieben. Es folgt sofort eine standardisierte Antwort, beginnend mit: «Hello! The price to make your dream come true is 8990€», zu Deutsch: «Hallo! Der Preis, um dir deinen Traum zu erfüllen, beträgt 8900 Euro.» Zudem erhalten wir zwei Whatsapp-Nummern von Frauen, die wir kontaktieren sollen, wenn wir uns für eine Behandlung interessieren.
Wenn man eine der Frauen kontaktiert, erhält man eine freundliche Sprachnachricht. Fragt man danach, ob eine Laserbehandlung in Lausanne möglich ist, sagt die Mitarbeiterin, dass dies möglich sei – empfiehlt aber, nach Nizza zu reisen, da dort mehr freie Termine verfügbar seien. Diese Informationen bestätigt die Mitarbeiterin auch gegenüber einer offiziellen watson-Anfrage.
Die Methode, mit der die Augenfarbe geändert wird, heisst «Keratopigmentation». Mit der kosmetischen ringförmigen Keratopigmentation wird die Farbe des Auges nach Belieben und permanent verändert. Dabei handelt es sich um eine Hornhauttätowierung durch einen Femtosekundenlaser. Bei diesem Eingriff werden Hohlräume in die Hornhaut gebrannt, die mit einem Farbpigment gefüllt werden. Oft entscheiden sich Menschen mit braunen Augen dazu, ihre Augenfarbe zu ändern – beliebt sind dabei blaue Augen. Brisant: Googelt man den Begriff «Keratopigmentation», stösst man primär auf Seiten, auf denen vor dem Eingriff abgeraten wird.
So hat sich auch die Westschweizer Influencerin Layyons Valença dazu entschieden, den Eingriff in Lausanne vorzunehmen. Gegenüber dem brasilianischen Nachrichtenportal G1 erklärte Valença, dass sie vor dem Eingriff ständig Kontaktlinsen getragen habe und sich deshalb für die permanente Koloration entschieden habe.
Der Eingriff ist in der Schweiz erlaubt, birgt aber viele Gefahren. Der Präsident der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG), Christoph Kniestedt, rät dringend von dem Eingriff ab. Es könnte zu Hornhautnarben, Blendung, Visusverminderung oder gar zum Verlust des Auges kommen. Es gebe bis dato nur eine sichere Möglichkeit, sich die Augenfarbe zu ändern: farbige Kontaktlinsen.
Und selbst wenn es zu keinen Komplikationen kommt – ob das Ergebnis wirklich so ist, wie sich die Patienten es wünschen, kann nicht garantiert werden. Es gab Fälle, bei denen die frisch gefärbten Augen durch das Sonnenlicht verblassten. Ob das bei der Methode, welche die Ärzte in Lausanne anwenden, auch geschehen kann, ist unklar.