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Trump-Zölle auf die Schweiz: So reagiert der Bundesrat

epa12007676 Swiss Federal President Karin Keller-Sutter (R) and Federal Councillor Guy Parmelin attend a press conference on the new import tariffs into the US, in Bern, Switzerland, 03 April 2025. US ...
Die konsternierten Gesichter der Bundesräte Parmelin und Keller-Sutter sagen eigentlich alles: man ist nicht erfreut. Bild: keystone

«Ich bin enttäuscht»: So reagiert der Bundesrat auf Trumps Zölle

Donald Trump hat am Mittwochabend Zölle in der Höhe von 32 Prozent auf Schweizer Produkte beschlossen. Der Bundesrat hat sich am Mittwoch in einer ausserordentlichen Pressekonferenz dazu geäussert – die wichtigsten Punkte.
03.04.2025, 14:4203.04.2025, 17:47
Team watson
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Das wichtigste zuerst: keine Gegenzölle

Die wohl brennendste Frage wird gleich zu Beginn geklärt: Reagiert die Schweiz (wie beispielsweise Kanada) auf die erhobenen Zölle mit eigenen Zöllen? Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter erläutert:

«Eine Eskalation ist nicht im Interesse der Schweiz, wehsalb wir auf Gegenmassnahmen verzichten.»

Somit sind Gegenzölle von Schweizer Seite auf US-Produkte vorerst vom Tisch. Aber: «Der Plan A wäre: keine Zölle. Was Plan B, C oder D ist, muss man dann schauen.»

Zölle haben Bundesrat überrascht

Ein Journalist fragt: «Der Bundesrat scheint von Trumps Entscheid überrascht worden zu sein. Hat man die Unberechenbarkeit unterschätzt?» Keller-Sutter antwortet:

«Wir waren nicht überrascht vom Entscheid an sich – aber von der Höhe und der Berechnungsgrundlage. Es war wie: 1 + 1 = 3.»

Auf die Frage, ob sie vom US-Präsidenten genervt sei, antwortet sie: «Ich bin enttäuscht. Man wusste zwar, dass das kommt. Dass man aber eine so rudimentäre Berechnung gegenüber einem Handelspartner macht, enttäuscht mich.»

Auch Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin geht davon aus, dass die amerikanische Rechnung, wonach die Schweiz bereits jetzt 61 Prozent Zoll auf US-Güter erhebe, nicht ganz korrekt sei. Man sei wohl folgend auf diese Zahl gekommen:

Im Handel zwischen der Schweiz und den USA bestehe ein Defizit von 38,5 Milliarden US-Dollar, zu Nachteilen der USA. Amerika importiere jährlich Schweizer Güter im Wert von 63,4 Milliarden USD.

«Wenn wir nun 38,5 Milliarden durch 63,4 Milliarden teilen, kommen wir auf den Wert von 0.607. Gerundet also auf jene 61 Prozent, die Trump auf der Tafel aufführt.»
Swiss Federal Councillor Guy Parmelin speaks during a press conference on the new import tariffs into the US, Thursday, April 3, 2025, in Bern, Switzerland. US President Trump has announced new tariff ...
Bild: keystone

Parmelin: Zölle nicht gerechtfertigt

Guy Parmelin hält die Zölle für nicht gerechtfertigt. Er führt an, dass die Schweiz sich stets für Marktöffnung und Rechtssicherheit eingesetzt habe. «99 Prozent der US-Waren werden zollfrei in der Schweiz in den Verkehr gebracht. Der aus Handelsbasis berechnete durchschnittliche Zollsatz beträgt 0,02 %.» Zudem:

«Die protektionistische Handelspolitik und Massnahmen der USA scheinen mit sachfremden politischen Zielen zusammenzuhängen – das stellt die Schweiz vor Herausforderungen.»

Keller-Sutter pflichtet ihm bei: Die Schweiz habe immer ein gutes Verhältnis zu den USA gepflegt – trotz früherer Konflikte etwa im Steuerbereich. «Unsere Firmen schaffen dort viele gutbezahlte Jobs – im Schnitt 130'000 Dollar Jahreslohn.»

So schätzt der Bundesrat die Auswirkungen ein

Parmelin rechnet damit, dass sich die Konjunktur wegen der US-Massnahmen schwächer entwickeln wird als bisher erwartet. «Im Vergleich zu anderen Handelspartnern trifft es die Schweiz ziemlich hart – härter als etwa die EU oder Grossbritannien.»

Zwar sei es «positiv, dass die Pharmaindustrie verschont bleibt», doch für andere Branchen werde’s eng: Maschinenbau, Chemie, Uhren, Schokolade, Käse – «für diese Industrien wird die US-Entscheidung zu einer erheblichen Belastung.»

Eric Scheidegger, der Stv. Direktor des SECO, relativiert ein bisschen: «Gegenmassnahmen von anderen Handelspartnern wie der EU oder China sind im Moment schwierig einzuordnen.» Ob es wirtschaftliche Abfederungsmassnahmen brauche, lasse sich deshalb noch nicht sagen. Derzeit gehe man aber «nicht von einem scharfen Einbruch der Konjunktur» aus.

Wie geht es jetzt weiter?

Keller-Sutter fasst zusammen, dass die Regierung die Ankündigung der USA zur Kenntnis genommen hat und das Wirtschaftsdepartement die Auswirkungen nun im Detail prüfen werde. Sie und Parmelin werden in den nächsten Tagen Kontakt mit den USA aufnehmen. Zudem kündigt sie zwei wichtige Termine an: Am 11. April wird sie auf Einladung der polnischen Ratspräsidentschaft am Ecofin-Treffen teilnehmen und am 23. April reist sie zum G20-Treffen nach Washington.

Ob es dort zu einem Treffen mit dem US-Präsidenten kommt, ist noch offen – doch die Chancen scheinen schlecht zu stehen. Auf die Frage, ob der Bundesrat direkte Kontakte zu Donald Trump oder seinem Umfeld habe, muss Keller-Sutter mit einem Nein antworten:

«Es gab bisher keine Möglichkeit, auf höchster Ebene Kontakte zu knüpfen – aber das heisst nicht, dass das nicht möglich wird.»

Grundsätzlich scheint die Strategie des Bundesrates sich aber nicht gross geändert zu haben. Die Schweiz werde nun «den Dialog mit den USA suchen, um allfällige Missverständnisse auszuräumen und günstige Marktzugangsbedingungen zu schaffen», so Wirtschaftsminister Parmelin. Der Bundesrat werde sich weiterhin dafür einsetzen, «eigenständig zu bleiben, gute Beziehungen mit den USA und anderen internationalen Partnern zu pflegen und den Zugang zum US-Markt zu sichern.»

Und was, wenn diese Strategie scheitert? Was ist mit den genannten Plänen B,C, und D? Dazu sagt Keller-Sutter nur:

«Wir wollen alle Optionen offenhalten – aber wir treffen keine Gegenmassnahmen, bevor die Lage nicht sauber analysiert ist.»
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266 Kommentare
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el_bengalo
03.04.2025 15:11registriert April 2016
Bundesrat RöstI: «Ich persönlich tendiere eher zu Trump.»
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ImmerMitderRuhe
03.04.2025 15:04registriert Februar 2023
Der Bundesrat bedauert, beobachtet, bewegt sich nicht.
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memento
03.04.2025 14:57registriert September 2015
Der Bundesrat wird "beobachten".
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