Der Ausfall war historisch. Am 15. Juni musste Skyguide wegen eines technischen Fehlers den Schweizer Luftraum sperren. Die Panne führte zu zahlreichen Verspätungen und gestrichenen Flügen. Nach einigen Stunden und der Behebung des Problems kehrten die Skyguide-Fluglotsinnen und -lotsen zur Normalität zurück und die Maschinen von Swiss und Co. konnten wieder starten und landen.
Doch damit ist das Flugsicherungsunternehmen in Bundesbesitz nicht aus dem Schneider. Nicht nur, weil die Analyse des technischen Problems noch am Laufen ist. Sondern auch, weil Skyguide mit einem Personalengpass konfrontiert ist. Dies betonte Skyguide-Chef Alex Bristol noch am selben Tag wie der Flugraumsperrung im Interview mit CH Media. Bis im Sommer 2023 habe man wohl noch genügend Fluglotsen.
Pro Jahr bildet Skyguide bis zu 50 Studierenden aus. Nun glaubt Skyguide ein Rezept gefunden zu haben. Um Nachwuchspersonal zu rekrutieren, werde man den Studierenden ab dem neuen Ausbildungsjahrgang, der im September startet, einen höheren Lohn gewähren, wie Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir sagt.
Der Studiengang «Dipl. Flugverkehrsleiter:in HF» ist für Teilnehmende kostenlos. Im ersten Kursjahr bekommen diese aber neu eine Ausbildungsentschädigung von 4000 Franken pro Monat – doppelt so viel wie zuvor. Im zweiten und dritten Jahr beträgt die Ausbildungsentschädigung monatlich 5000 Franken pro Monat. Bisher waren es 2400 Franken.
Laut Huguenin-dit-Lenoir werden so künftig auch Darlehen obsolet, welche Studenten während ihrer Ausbildung zum Flugverkehrsleiter bei Skyguide anfordern konnten. Man sei überzeugt, damit gute Voraussetzungen für die Zukunft zu schaffen. Anzeichen für einen Engpass gibt es schon heute. In Genf habe man aktuell noch elf freie Plätze für den Kurs, der im September beginnt – so viele wie noch nie zu diesem Zeitpunkt.
Eine eindeutige Erklärung hat Skyguide dafür nicht. «Möglicherweise hat es mit der Pandemie zu tun, mit der aktuellen Situation in der Flugbranche oder dem Wandel der Bedürfnisse der Generation Z», sagt Huguenin-dit-Lenoir. In Genf sind es noch zehn, im Tessin noch einen.
Die Studierenden müssen einen Matura- oder Lehrabschluss vorweisen können und zwischen 18 und 30 Jahre alt sein. Die Ausbildung dauert rund 30 Monate. Danach wartet nicht nur viel Verantwortung, sondern auch eine fürstliche Entlöhnung. Das Durchschnittssalär der Lotsen-Crew an den Flughäfen Zürich und Genf beträgt 180'000 Franken – und dies bei einer 35-Stunden-Woche.
Hinzu kommen je nach Alter bis zu 35 Ferientage. Und alle fünf Jahre gibt es 6000 Franken für einen zweiwöchigen Erholungsurlaub im Wellness-Hotel. Und: Der Bund möchte das Pensionierungsalter zwar auf 60 Jahre erhöhen, doch aktuell liegt es noch immer bei 56 – und dabei möchten es die Gewerkschaften auch belassen.
Diese grosszügigen Arbeitsbedingungen scheinen auch Skyguide-Chef Alex Bristol unangenehm. So sagte er in einem Interview mit CH Media vor zwei Jahren:
Aktuell zählt Skyguide 562 Flugverkehrsleiterinnen und -leiter. Die hohen Löhne führen denn auch zu hohen Kosten. So gehörte Skyguide vor der Pandemie laut einem Report von Eurocontrol mit 810 Euro pro Flugstunde zu den teuersten Flugsicherungsbehörden. Der Durchschnitt beträgt nur 509 Euro. Dies könnte Airlines vermehrt dazu verführen, einen Bogen um die Schweiz machen.
Das weiss auch Bristol: «Diese Diskrepanz zum Ausland macht uns in der Tat Sorgen.» Die Schweiz sei für die Fluggesellschaften klein genug, um sie zu umfliegen. Gleichzeitig sei der Spielraum von Skyguide klein. «Denn EU-Flugsicherungsfirmen erhalten Geld aus Brüssel für ihre Investitionen. Wir müssen sie über die Preise wieder reinholen.» Frankreich habe über die letzten vier Jahre hinweg über 150 Millionen Euro von der EU erhalten. «Also können sie den Airlines günstigere Preise anbieten. Wir nicht.»