Am Mittwochmorgen hat eine technische Panne bei der Flugsicherung Skyguide fast den gesamten Schweizer Flugverkehr lahmgelegt. Der Luftraum musste gesperrt, Starts verschoben und Maschinen umgeleitet werden. Doch: Warum war Basel nicht betroffen von der Sperre und was war eigentlich mit Rettungsflügen?
Der Luftraum über der Schweiz gehört zum hoheitlichen Staatsgebiet der Schweiz. Und Skyguide ist die Flugsicherungsgesellschaft, die einen Grossteil dieses Schweizer Luftraums sowie Teile des angrenzenden Luftraums in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien überwacht. Skyguide ist im Schweizer Luftraum sowohl für die zivile als auch die militärische Flugsicherung verantwortlich.
Um eine effiziente Abwicklung des Flugverkehrs zu gewährleisten, ist der Luftraum in verschiedene Sektoren und Luftraumklassen unterteilt. Skyguide ist unter anderem für das Management des Luftraums über der Schweiz verantwortlich, damit der Luftverkehr sicher und geordnet ablaufen kann. Unter anderem plant und sichert Skyguide die Abläufe, in denen sich der Flugverkehr von oder zu Schweizer Flughäfen oder im Transit über die Schweiz bewegt. Dazu kommuniziert die Gesellschaft auch mit anderen Flugsicherungsgesellschaften und -dienststellen.
Die Informatikpanne von Skyguide hat auch den Verkehr auf dem Euroairport Basel-Mülhausen beeinträchtigt – obwohl dieser auf französischem Territorium liegt. Für die An- und Abflüge des Euroairport ist Skyguide nicht verantwortlich, sondern die französische Zivilluftfahrtbehörde DGAC. Diese überwacht Teile des Luftraums über der Nordwestschweiz.
Trotzdem: Es hätten am Morgen nur wenige Starts und Landungen durchgeführt werden können, teilte die Kommunikationsabteilung des Flughafens auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Zudem seien bis 08.30 Uhr zwei Langstreckenflüge der Swiss nach Basel-Mülhausen umgeleitet worden.
Weitere Angaben waren vorerst nicht in Erfahrung zu bringen.
Obwohl der Luftraum über der Schweiz während der Skyguide-Panne gesperrt war, konnte man auf dem Flugradar einzelne Objekte ausmachen. Wer flog da?
Unter anderem waren Helikopter der Rega in der Luft unterwegs. Mathias Gehrig von der Medienstelle der Rega bestätigt gegenüber watson: «Unsere Rettungshelikopter fliegen in der Regel unter Sichtflugbedingungen und sind darum von der Flugraumsperre nicht betroffen.»
According to Eurocontrol there is a system failure in Switzerland right now:
— Flightradar24 (@flightradar24) June 15, 2022
LSAZ and LSAG (Zurich and Geneva). Zero rate regulations due to system failure. High delays.
Live map https://t.co/OcDzZ0ssJD pic.twitter.com/93HsF4J4HL
Wie viele Flüge von der Panne betroffen sind, konnte eine Skyguide-Sprecherin nicht sagen.
Flugzeuge, die auf dem Weg in die Schweiz sind, mussten auf Flughäfen im Ausland ausweichen. Die Flugzeuge mussten andere Flughäfen anfliegen, sagte die Skyguide-Sprecherin. In der Schweiz sei dies zum Beispiel Basel. Im Ausland wurden jene Flughäfen ausgewählt, die dem jeweiligen Flug am nächsten waren.
Die Swiss schreibt in einer Medienmitteilung, dass die anfliegenden Langstreckenflüge in Nachbarländer umgeleitet wurden. Angeflogen wurden etwa Lyon, Mailand und Wien.
Der Zürcher Flughafen blieb offen, sagte eine Flughafen-Sprecherin gegenüber Keystone-SDA. Auch das Check-in sei weitergelaufen. Die Boardings wurden jedoch gestoppt.
Die Flugsicherung Skyguide hat die Ursache für die stundenlange IT-Störung gefunden. Es handle sich um einen Netzwerkfehler. «Ein Cyberangriff ist definitiv ausgeschlossen», sagte eine Skyguide-Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur awp.
Der Netzwerkfehler sei im Skyguide-Rechenzentrum in Genf aufgetreten. Und weil der Fehler im Netzwerk aufgetreten sei, habe das zweite Skyguide-Zentrum in Dübendorf den Betrieb nicht überbrücken können, hiess es weiter. Deshalb habe die Flugsicherung entschieden, aus Sicherheitsgründen den ganzen Luftraum zu sperren, sagte die Skyguide-Sprecherin.
Die IT-Störung wurde laut einer Sprecherin gegen 4 Uhr morgens entdeckt.
Ab 9 Uhr wurde der Flugbetrieb schrittweise wieder hochgefahren, wie der Flughafen am Morgen meldet. Auch in Genf starteten erste Maschinen.
Update 2: Der Flugbetrieb am Flughafen Zürich läuft wieder. Der Flugbetrieb ist bis 09:30 Uhr bei 50% Kapazität geplant, ab 09:30 Uhr bei 75% Kapazität. Wir empfehlen Passagieren, die Fluginformationen der Airline zu beachten.
— Zurich Airport (@zrh_airport) June 15, 2022
Seit 10 Uhr läuft der Flugbetrieb wieder mit 100 Prozent der Kapazität. Es sei am Mittwoch jedoch mit Verspätungen zu rechnen, twitterte der Flughafen Zürich.
@FlySWISS totales #Chaos am #FlughafenZuerich 1 Umbuchungsschalter offen und hunderte Passagiere zum umbuchen! #skyguide #swiss pic.twitter.com/pyMENPlSDf
— Beat Roth (@redfam01) June 15, 2022
Die waren grösstenteils wenig begeistert ab den Verzögerungen. Es kam zu erheblichen Verspätungen am Boden und in der Luft. Passagiere sollen sich auch nach dem Ende der Störung weiterhin bei ihrer Airline über den Status ihres Fluges informieren.
Die Fluggesellschaften seien verpflichtet, die Passagiere angemessen zu betreuen und einen Alternativtransport anzubieten, twitterte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl).
Grounding einmal anders: Wegen Flugsicherheitspanne bei @skyguide bleiben alle Flieger am @zrh_airport am Boden. Die Ferien in Mykonos müssen warten…😥😥😥 #zrh #airport #flughafen #zürich #zurich #skyguide #skygate pic.twitter.com/LuM5z680kv
— Fabio Mauerhofer (@FabioMauerhofer) June 15, 2022
(Newsdesk, mit Material der sda)
Ärger kann man verdauen. Oder sollte man können.