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Mobilität: Warum geteilte E-Trottis dem Klima schaden

epa07627037 Women ride an CIRC e-scooter (former FLASH) in Herne, Germany, 05 June 2019. Even before electric pedal-scooters are allowed nationwide on 15 June, a first provider will start a rental ser ...
Geteilte E-Scooter reduzieren den Autoverkehr nicht – zumindest in der Stadt. Bild: EPA/EPA

Warum E-Trottis dem Klima schaden

03.01.2022, 16:3303.01.2022, 17:02
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Weltweit haben E-Trotti-Anbieter wie Tier, Lime oder Bird Städte mit ihren Scootern übersät. Ihre Mission: Sie wollen die Zentren vor dem Verkehrskollaps bewahren und dabei die Umwelt schonen.

Das Problem

Die Hoffnung hat sich bislang zerschlagen, wie eine Studie der ETH am Beispiel Zürich zeigt. Denn geteilte Elektro-Trottis ersetzen in der Limmatstadt bislang kaum Autofahrten, sondern Wege zu Fuss sowie Trips mit Velo, Tram und Bus – welche ohnehin schon nachhaltig sind. Dies zeigt die Rekonstruktion von 65'000 Fahrten. «Unter den aktuellen Bedingungen schaden geteilte E-Trottis und E-Bikes dem Klima mehr, als dass sie nützen», sagt ETH-Forscher Daniel Reck.

«Unter den aktuellen Bedingungen schaden geteilte E-Trottis und E-Bikes dem Klima mehr, als dass sie nützen.»
Daniel Reck, ETH
Statt Autofahrten ersetzen geteilte E-Trottis ÖV-Reisen.
Statt Autofahrten ersetzen geteilte E-Trottis ÖV-Reisen.

Denn Sharing-Angebote verschlechtern die Ökobilanz der Städte nicht nur wegen des fehlenden Umsteigeeffekts von Autos auf E-Scooter. Ein weiteres Problem ist die kurze Lebensdauer der flinken Flitzer. Diese landen derzeit gemäss «NZZ am Sonntag» nach rund zwei Jahren auf dem Schrottplatz. Und stossen so inklusive Produktion mehr Treibhausgase aus, als sie substituieren.

Die Überraschung

Anders sieht die Lage bei selbst gekauften E-Bikes und E-Scootern aus, die in der Schweiz längst den Massenmarkt erobert haben. «Private E-Trottis ersetzen deutlich häufiger Fahrten mit dem eigenen Auto», heisst es in der Studie weiter. Private Mikromobilität reduziere daher die CO₂-Emissionen und nütze dem Klima unter dem Strich. Das Motto «Sharing is caring» gilt bei der Mikromobilität also nicht – im Gegenteil.

Die Massnahmen

Städte sollten das Pendeln mit privaten E-Trottis und E-Bikes darum fördern, indem sie beispielsweise spezielle Parkzonen für die Mikromobilität an ÖV-Hotspots schaffen, so die Studienautoren weiter.

Idealerweise würden geteilte E-Trottis das Einzugsgebiet des Nahverkehrs vergrössern und in den Aussenquartieren die «letzte Meile» zu den Wohnungen erschliessen, heisst es weiter im Bericht.

Positionsdaten analyisert

Am meisten werden die E-Scooter rund um den Zürcher HB benutzt.
Am meisten werden die E-Scooter rund um den Zürcher HB benutzt. Bild: eth

Bisherige Studien, welche den geteilten E-Trottis und E-Bikes eine viel bessere Klimabilanz attestierten, gingen in den Berechnungen noch häufiger davon aus, dass sie eine Autofahrt ersetzen würden. Die Untersuchung der 65'000 Fahrten konnte die Nutzerpräferenzen aber präziser erfassen. Denn die Forschenden sammelten drei Monate lang die Positionsdaten, Buchungen sowie Umfragedaten von 540 Studienteilnehmenden in der Stadt Zürich. Diese wurden mit Informationen zum Wetter und zu den jeweils verfügbaren Mobilitätsmöglichkeiten ergänzt. So entstand ein Modell der Verkehrsmittelwahl, das geteilte E-Trottis, E-Bikes, den ÖV, Velo, Strecken zu Fuss und den Autoverkehr umfasst.

Vorteil für Publibikes

Sicht auf eine Velostation mit Fahrraeder von PubliBike, am Dienstag, 18. September 2018, in Bern. Nach Eroeffnung der Stationen konnten die Veloschloesser problemlos geknackt werden und die Fahrraede ...
Pendler bevorzugen Publibikes für den Arbeitsweg. Bild: KEYSTONE

Anders als bei den geteilten E-Trottis helfen an fixen Stationen angebotene Leihvelos hingegen, den Verkehr zu reduzieren. «Die zeitlichen Muster deuten darauf hin, dass fix platzierte Fahrräder vor allem für den Arbeitsweg bevorzugt werden und somit eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des Autoverkehrs in den Hauptverkehrszeiten spielen können», so die Studienautoren. Die bessere Verfügbarkeit sei zudem ein Pluspunkt. Zudem sind die Preise der Publibikes tiefer als jene der geteilten E-Scooter.

(amü)

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103 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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D0M
03.01.2022 16:50registriert Oktober 2016
Nein? Wirklich? Wer hätte das gedacht....
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Dr no
03.01.2022 16:38registriert Mai 2018
Das ist auch so ein Irrsinn der heutigen Zeit. Warum sich nicht mit Muskelkraft fortbewegen ? Die Dinger brauchts einfach nicht. Alles muss elektrisch sein, vom Trotti, über die Zahnbürste zur Rolltreppe. Aber woher wir den Strom nehmen sollen, das wissen wir nicht.
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SBRUN
03.01.2022 17:00registriert September 2019
Mues denn alles es Motörli ha? Ich habe ein mittlerweile 21J MTB, ca 80‘000 km, wird pro Jahr 2 Mal erneuert, Material pro Refit ca. 200 CHF, Zeitaufwand 2h, ich liebe das Teil, und schneller als die E-Trottis bin alleweil. Das ist für mich nachhaltig, und ich verdanke sicher dem MTB, dass für mich, 67J, Blutdruck Senker kein Thema sind.
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