Februar 2018: Das Unheil nimmt seinen Anfang. San Diego bekommt seine eigenen E-Scooter. Verschiedene Start-ups wie «Bird» oder «Lime» bieten ihre smoothen Gefährte der breiten Masse zur Fortbewegung an. Etwas, das zur umweltfreundlichen Ausrichtung der Stadt passt; San Diego will die Treibhausgasemissionen senken. Schnell finden sich bis zu 30'000 Benutzerinnen und Benutzer auf den E-Scootern wieder. Ein Boom, wie er im Buche steht.
Doch bereits im folgenden Sommer wehren sich diverse Geschäftsinhaber und Bewohner der Stadt gegen die motorisierten Trottinette. Der Türsteher eines Clubs sagt zur «New York Times», dass die E-Scooter vor dem Club herumgeworfen wurden und BesucherInnen darüber stolperten. Ausserdem habe er mindestens 20 Unfälle mit E-Scootern beobachtet.
Allgemein kommt es immer wieder zu teils schweren Unfällen. Im Frühling erschien eine dreimonatige Studie des «Centers for Disease Control and Prevention» und den «Public Health and Transportation Departments» in Austin, Texas, die aufzeigt, dass pro 100'000 Rollerfahrten 20 Menschen verletzt wurden.
Im Dezember starb ein Mann in Chula Vista, einem Vorort von San Diego, nachdem er auf einem E-Scooter von einem Auto angefahren worden war. Ein Tourist starb einige Monate später, nachdem er mit seinem Leihroller gegen einen Baum gekracht war und auch bei Zusammenstössen der E-Scooter kam es schon zu tödlichen Unfällen.
So kam es, dass die Aktivistengruppe «Safe Walkways» Beschwerde gegen die E-Scooter bei den Regierungsbehören in San Diego einreichten. Die über Facebook organisierte Gruppe demonstrierte ausserdem auf der Promenade des Mission Beach und hielt Schilder in die Höhe mit «Safety Not Scooters» oder «BoardWALK».
Die Stadtverwaltung von San Diego will jetzt etwas gegen die Masse der Roller unternehmen. Praktisch an jeder Ecke sieht man irgendwelche Gefährte rumliegen. Bis zu 70 auf einem Haufen, so die Reporterin der «New York Times». Das soll sich ändern – und zwar mit Regulierungen. Im Juli dieses Jahres beschränkte San Diego die Bewilligungen der E-Scooter auf 20'000 Stück. Ausserdem wurden an drei Tagen 2500 E-Scooter beschlagnahmt, die gegen das Parkverbot verstiessen.
Cities around the country + world are grappling with What To Do About Scooters.
— Erin Griffith (@eringriffith) September 4, 2019
I went to one of them - San Diego - to see how the future of personal mobility is shaping up. Here's the story: https://t.co/jcukiM413v
Man habe den E-Scooter-Betreibern klar gemacht, dass man mit aller Härte gegen sie vorgehen werde, so die Stadtverwaltung. Diese räumen zum Teil Fehler ein und sind bestrebt, ihre Fahrzeuge sicherer zu machen. So rüsten sie beispielsweise die E-Scooter mit besseren Akkus, grösseren Rädern oder längerer Laufzeit aus.
Bei allem Ärger, zwei Bewohner von San Diego dürfen sich über die E-Scooter-Flut freuen. Nämlich Dan Borelli und John Heinkel von «ScootScoop». Sozusagen E-Scooter-Kopfgeldjäger. Der Veloverleiher und der Abschleppdienst-Betreiber haben sich nämlich zusammengetan und räumen eigenhändig die E-Scooter von privatem Grund und Boden. Weil diese da illegalerweise abgestellt wurden, werden sie jetzt von den beiden gesammelt und den E-Scooter-Betreibern in Rechnung gestellt.
50 Dollar fürs Einsammeln, 2 Dollar pro Tag fürs Lagern. Ein Geschäft, das sich lohnen dürfte, haben sie doch schon über 12'500 E-Scooters abgeschleppt. Im Auftrag von 250 ortsansässigen Firmen. Einige Betreiber hätten ihre Gefährte tatsächlich wieder zurückgekauft, freuen sich die beiden in der «New York Times».
Viel Grund zur Freude haben sie aber nicht lange. Die beiden E-Scooter-Kopfgeldjäger wurden von den grossen Betreibern «Lime» und «Bird» verklagt, legten aber Berufung ein.
Lindsey Haswell, Kommunikationsleiterin von «Lime», bezeichnete die beiden als «opportunistische Geschäftsleute, die auf den Strassen Roller stehlen, ohne das Gesetz zu respektieren und versuchen, auf Kosten von San Diego Profit zu machen.»
Und so wird der E-Scooter-Krieg in San Diego wohl noch eine Weile weitergehen, denn Haswell gibt sich in der «New York Times» kämpferisch und meint: «Wir haben in San Diego ebenso viele Anhänger wie Kritiker.»
Aber hauptsache man muss nicht mehr zu Fuss gehen...
E-Scooter und E-Bikes sind nur dann umweltfreundlich wenn sie statt des Autos oder Motorrads eingesetzt werden.
Werden sie hingegen statt dem Velo oder Gehen eingesetzt bedeuten sie schlicht noch mehr Konsum, Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung...
War anfangs Jahr in Helsinki und bin dort öfters mit den E-Scooter rum gefahren, gab absolut keine Probleme damit..