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Bauernpräsident Ritter sieht Wolf als existentielle Gefahr für Alpbetriebe

Markus Ritter, Praesident des Schweizer Bauernverbandes, aufgenommen an einer Medienkonferenz des St. Galler und Schweizer Bauernverbandes zu den Wolfsrissen im Gebiet, am Dienstag, 5. August 2024, au ...
Markus Ritter am Dienstag auf der Alp Halde in Flumserberg.Bild: keystone

Bauernpräsident Ritter sieht Wolf als existentielle Gefahr für Alpbetriebe

06.08.2024, 14:33
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Auf einer Alp in den Flumserbergen haben Wölfe in den vergangenen Wochen trotz Herdenschutzmassnahmen 20 Schafe gerissen. Bauernpräsident Markus Ritter forderte am Dienstag eine wirkungsvollere Regulierung der Wolfsbestände. Ansonsten sei die Alpwirtschaft in Gefahr.

Die Situation auf der Alp Halde oberhalb von Flums sei eskaliert, schrieb der St. Galler Bauernverband in einer Mitteilung. Wölfe rissen dort in den vergangenen vier Wochen 20 Schafe. Dabei umgingen sie Herdenschutzmassnahmen und verletzten einen Herdenschutzhund massiv.

Vertreter von Landwirtschaft und SVP forderten am Dienstag an einer Medienkonferenz eine Lockerung der Regeln für Abschussbewilligungen. Wölfe auf der Alp Halde dürften derzeit nicht geschossen werden, da es sich kaum um ein Einzeltier handelt, das vermutete Rudel jedoch nicht nachgewiesen ist.

Der Handlungsspielraum zum Abschuss der Wölfe sei aufgrund der geltenden gesetzlichen Grundlagen in diesem Fall massiv eingeschränkt. Das zwinge Älpler dazu, tatenlos zuzuschauen, wie die Wölfe Schaden anrichteten, kritisierte Bauernpräsident Markus Ritter. Diese stellten sich offen die Frage, ob es so noch Sinn mache und die Alpwirtschaft seriös weitergeführt werden könne.

Ritter spricht von «Wettrüsten»

Wölfe müssten Wildtiere jagen, sagte Ritter. Spezialisierten sie sich jedoch auf Nutztiere, «ist das weder für die Schweizer Alpwirtschaft noch die Landwirtschaft akzeptabel und tragbar». Das derzeitige «Wettrüsten», bei dem die Schutzmassnahmen laufend verbessert würden, die der Wolf letztlich zu umgehen lerne, ergebe keinen Sinn. Es brauche eine Anpassung der Jagdverordnung.

Für die Medienorientierung am Dienstag stieg auch der St. Galler Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner (FDP) auf die Alp Halde auf 1750 Meter über Meer. Er zeigte Verständnis für die Emotionen aufgrund der Wolfsrisse. Bezüglich Abschüsse gelte jedoch Bundesgesetz.

Markus Ritter, Praesident des Schweizer Bauernverbandes, spricht an einer Medienkonferenz des St. Galler und Schweizer Bauernverbandes zu den Wolfsrissen im Gebiet, am Dienstag, 5. August 2024, auf de ...
Medienkonferenz auf der Alp Halde.Bild: keystone

Gleichzeitig sagte Tinner, dass es auch für den Wolf Platz haben müsse. Und er stellte den Vergleich her zu zahlreichen Alp-Schafen, die jedes Jahr aufgrund von anderen Ereignissen wie Abstürzen oder Blitzschlägen sterben. Im Kanton St. Gallen seien dies zwischen 300 und 400 Schafe jährlich, erklärte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Wolfsrisse an Nutztieren verzeichnete der Kanton St. Gallen in diesem Jahr bisher insgesamt 52. Davon wurde bei 23 Tieren ein vorschriftsgemässer Herdenschutz festgestellt.

Hirte sollen sich mit Waffen wehren

Ständerätin Esther Friedli (SVP) betonte, die Alp Halde zeige die «verfehlte Wolfspolitik der vergangenen Jahre» exemplarisch. Sie forderte den einfacheren Abschuss ganzer Rudel schadensstiftender Wölfe.

Staenderaetin Esther Friedli spricht an einer Medienkonferenz des St. Galler und Schweizer Bauernverbandes zu den Wolfsrissen im Gebiet, am Dienstag, 5. August 2024, auf der Alp Halde in Flumserberg.  ...
Esther Friedli spricht von einer «verfehlten Wolfspolitik der vergangenen Jahre».Bild: keystone

Noch weiter ging Martin Keller, Präsident des St. Galler Schafzüchterverbands. Er verlangte die Bewaffnung der Hirten, damit sie bei Wolfsangriffen «einen Verteidigungsschuss tätigen können». (sda)

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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
06.08.2024 14:40registriert Oktober 2019
Ein paar wenige gerissene Schafe, für die die Besitzer entschädigt werden, sind also existenzbedrohend für die Alpwirtschaft. Der Klimawandel hingegen nicht, der bringt nur mehr schönes Wetter 🙃
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Chris_A
06.08.2024 14:59registriert Mai 2021
Hatten wir nicht eine Abstimmung über das Jagdgesetz das von Volk abgelehnt wurde. Das heisst das Volk will den Schutz des Wolfes und keine willkürlichen Abschüsse. Folglich handeln Leute wie Ritter, Rösti oder Friedli gegen den Volkwillen.
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Yolanda Hecht
06.08.2024 14:56registriert Juni 2022
Die kommerzielle Schafzucht ist bei uns unrentabel, bezahlt wird sie vom Steuerzahler. Wenn nun die Wölfe zu stark aufrüsten und immer mehr Schafe reissen, wird sie zu teuer. Ich schlage vor, wir stellen die Millionen-Zahlungen an die Schafzüchter ein. Dann fressen die Wölfe schnell keine Schafe mehr.
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