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Stetige Felsabbrüche verhindern Räumungsarbeiten in Blatten VS

KEYPIX - A view of the Kleines Nesthorn mountain showing the trace of the rocks which broke off and slid towards the valley above the village of Blatten, Switzerland, Sunday, June 1, 2025. A large par ...
Das kleine Nesthorn nach dem Felssturz.Bild: keystone

Stetige Felsabbrüche verhindern Räumungsarbeiten in Blatten VS

03.06.2025, 16:3203.06.2025, 19:24
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Nach der Bergsturzkatastrophe ist in Blatten im Walliser Lötschental ist weiter keine Entspannung in Sicht. Am Kleinen Nesthorn kam es am Dienstag weiterhin stetig zu kleineren Felsabbrüchen. Wegen der Gefahr sind im Gebiet nach wie vor keine gross angelegten Räumungsarbeiten möglich.

Der Schuttkegel in der Talsohle sei nach wie vor nicht begehbar und nicht für Räumungseinsätze freigegeben, sagte Fernando Lehner vom Regionalen Führungsstab der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Der Korridor oberhalb des Gletschers fasst etwa 300'000 Kubikmeter Gestein. Am Birchgletscher war die Lage derweil stabil. Es gab keine erkennbaren Veränderungen, wie der Regionale Führungsstab mitteilte.

Am Dienstag fanden Teilbegehungen des Schuttkegels durch Naturschadenexperten statt. Dabei aktualisierten sie die Risikobeurteilung. Zudem wurde abgeklärt, ob einzelne Zonen für bestimmte Arbeiten in Absprache mit dem Führungsstab freigegeben werden könnten.

Notstrasse am Freitag fertig

Priorität habe etwa der Bau einer Rettungsstrasse nach Ried und Eisten, das Freischaufeln des neuen Bachbetts der Lonza und das Entfernen des Schwemmholzes mit dem Helikopter, erklärte Lehner. Nach Angaben des Führungsstabs vom Abend ist die provisorische Strasse voraussichtlich bis Freitag fertig.

In den Weilern Wyssried und Eisten überprüften Fachleute die Statik der stehen gebliebenen Wohngebäude. Sie sind stabil und das Betreten möglich. Der Führungsstab will Bewohnerinnen und Bewohnern darum einen begleiteten Kurzbesuch am Freitag oder Samstag ermöglichen.

Sobald weitere Dorfgebiete freigegeben sind, erfolgen auch dort Statiküberprüfungen. Die Einsturzgefahr von Ställen und anderen landwirtschaftlichen Bauten war am Dienstag noch nicht abgeklärt. Der Zutritt zu ihnen bleibt gemäss Führungsstab verboten.

Unveränderter Pegelstand

Der Pegelstand des Sees hinter dem Schuttkegel pendelte sich ein. Bezüglich der Wetterlage gebe es derzeit keine besonderen Herausforderungen, hiess es beim Führungsstab.

Der See war durch die aufgestaute Lonza entstanden. Ab Freitag begann das Wasser langsam, sich einen Weg aus der Aufstauung zu bahnen. Es bestand zeitweise grosse Gefahr, dass der See überläuft und Überschwemmungen weiter unten im Lötschental verursacht. Einsatzkräfte überwachen die Lage ständig.

Der Fluss füllte den vorsorglich entleerten Stausee in Ferden weiterhin auf. Weil die Konzentration der Ablagerungen im Wasser zu hoch war, konnte nach wie vor nicht turbiniert werden, wie Lehner sagte. Der Grundablass des Stausees blieb daher teilweise geöffnet. Diese Massnahme ermöglicht den Abfluss des Wassers vom Stausee in die Lonza.

Die am Vortag wieder aufgenommene Suche nach dem Vermissten wurde am Dienstag fortgesetzt. Der 64-jährige Einheimische war offenbar vom Gletscherabbruch am Mittwochnachmittag überrascht worden, als er sich um seine Schafe kümmern wollte.

Solidarische Kantone

Nach der Katastrophe ist die Solidarität mit der Bevölkerung im Lötschental weiterhin gross. Am Dienstag gaben die Kantone Graubünden, Glarus, Uri und St. Gallen bekannt, dass sie Blatten finanziell unterstützen werden.

Der Solidaritätsbeitrag Graubündens an Blatten beläuft sich auf 200'000 Franken. St. Gallen und Uri überweisen der Bevölkerung des Lötschentals aus ihren Lotteriefonds einen Betrag 300'000 beziehungsweise 25'000 Franken. Der Glarner Regierungsrat kündigte einen Beitrag von 50'000 Franken aus dem Sozialfonds für die Patenschaft mit Berggemeinden an.

Die Schwyzer Gemeinden Lauerz und Arth ihrerseits riefen mit einer Spendenaktion zur Solidarität mit Blatten auf. In beiden Gemeinden weckten die Bilder aus dem Lötschental Erinnerungen an den Bergsturz von Goldau im Jahre 1806, hiess es.

Auch bei der Glückskette gehen weiterhin viele Spenden ein. Der vorläufige Spendenbetrag belief sich am Dienstagnachmittag auf rund 6,6 Millionen Franken. (nib/sda)

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Gletscherabbruch in Blatten VS
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Gletscherabbruch in Blatten VS

Der Fluss Lonza ist vom Geröll vollständig aufgefüllt worden. Das Wasser staut sich nun in einem entstandenen See auf.

quelle: keystone / jean-christophe bott
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«Ich konnte den Staub schmecken» – Anwohnerin berichtet vom Gletschersturz in Blatten
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