Das Berghotel Langis liegt wenige 100 Meter vom Bundesasylzentraum Glaubenberg entfernt. Am Montagabend erhält es um 19.30 Uhr einen Anruf von der Kantonspolizei Obwalden: Bombenalarm im Bundesasylzentrum. Etwa eine Viertelstunde später beherbergt das Hotel rund 240 Asylsuchende und die BAZ-Mitarbeitenden: Hier, auf knapp 1500 Meter über Meer bei einem Wander- und Langlaufparadies ob Sarnen, sind sie in Sicherheit.
Stephan Thalmann ist seit 2008 Wirt und Eigentümer des Berghotels. Gläser, Messer, spitzige Gegenstände werden als Vorsichtsmassnahme weggeräumt. Die Hotelcrew versorgt die Asylsuchenden mit Sandwiches und Getränken. Sicherheitskräfte sorgen dafür, dass sie nicht zu den Hotelzimmern gelangen. Nach und nach schreitet die Evakuierung voran. Bis Mitternacht bringt ein Car nach dem anderen die Asylsuchenden in die nahe gelegenen BAZ nach Emmen und Eigenthal im Kanton Luzern. Bis tief in die Nacht helfen BAZ-Mitarbeitende im Hotel bei den Reinigungsarbeiten. Thalmann lobt ihren Einsatz ebenso wie jenen der Sicherheitskräfte: «Sie haben tolle Arbeit geleistet.»
Seinen Lauf nimmt das Drama, nachdem BAZ-Mitarbeitende am Montagabend eine schriftliche Bombendrohung entdecken. Der Urheber ist noch nicht ermittelt. Gemäss Recherchen von CH Media verlangte er 15'000 Franken - ansonsten werde das BAZ in die Luft gejagt.
Die Drohung löst einen Grosseinsatz aus. Die Feuerwehr Sarnen rückt aus, auch der Rettungsdienst ist vor Ort. Wie viele Polizisten im Einsatz stehen, verrät die Kantonspolizei Obwalden nicht. Gemäss Recherchen von CH Media sind es Dutzende. Spezialisten der Kantonspolizeien Nidwalden, Luzern, Zürich und Bern leisten Unterstützung. Spürhunde durchsuchen das Bundesasylzentrum die ganze Nacht auf Sprengstoff. Nach einer Feinsuche erfolgt am Dienstag die Entwarnung: Das BAZ kann wieder bezogen werden. Im Verlauf des Nachmittags bringen die Cars die Asylsuchenden auf den nebelverhangenen Glaubenberg zurück. Im Hof erholen sie sich beim Zigarettenrauchen vom Schreck.
Justizminister Beat Jans dankte der Polizei und der Feuerwehr für den «raschen und professionellen Einsatz», wie das Staatssekretariat für Migration am Montagmorgen mitteilte. Noch nie zuvor kam es in einem BAZ zu einem Bombenalarm.
Der Bombenalarm auf dem Glaubenberg reiht sich ein in eine Serie von Vorfällen rund um BAZ, die zu Polizeigrosseinsätzen führten. Anfang Februar hielt ein iranischer Asylsuchender aus dem Bundesasylzentrum Boudry NE an einem Abend zwölf Passagiere und den Lokomotivführer in einem Regionalzug als Geiseln. Beim Polizeieinsatz wurde der Geiselnehmer getötet.
Im vergangenen Dezember schrie ein algerischer Asylbewerber aus dem BAZ Boudry auf einem Pausenplatz in Cortaillod «Allahu akbar» und löste damit einen Anti-Amok-Alarm aus. Der Mann wurde unterdessen im Rahmen des sogenannten Dublin-Verfahrens nach Deutschland abgeschoben.
Dazu klagen die Menschen in Boudry über viel Kleinkriminalität. In Obwalden tönt es nicht anders. Auch im Berghotel Langis haben Asylbewerber schon Geld gestohlen, sagt Eigentümer Stephan Thalmann. Im ÖV kommt es zu Belästigungen. Ein Post-Sprecher sagte etwa gegenüber Tele 1 und Pilatus Today, dass Asylsuchende, die mit dem Postauto von Sarnen auf den Glaubenberg unterwegs sind, bisweilen alkoholisiert seien, die Fahrzeuge verschmutzten und sich respektlos gegenüber dem Fahrpersonal verhielten. Die Obwaldner Regierung sprach in der Antwort auf einen SVP-Vorstoss neulich von einer «hohen Ereignisdichte» im Zusammenhang mit dem BAZ Glaubenberg, «oft konzentriert auf ein paar wenige Asylsuchende».
Etwa drei Mal pro Monat muss die Polizei zum BAZ Glaubenberg ausrücken. Oft verwickelt in die Streitereien sind Personen mit Suchtverhalten und psychischen Problemen. Im letzten Mai etwa waren 60 Personen in eine Auseinandersetzung involviert. Es wurden Messer gezückt, Steine flogen. Ein Stein traf einen Kurden am Auge, sodass er sich in Spitalpflege begeben musste.
Bundesrat Beat Jans verschärft die Gangart im Asylbereich. Bei einem Besuch des BAZ in Chiasso kündigte er letzte Woche an, die 24-Stunden-Verfahren für Asylsuchende mit praktisch null Aussichten auf einen positiven Entscheid auf alle Bundesasylzentren mit Verfahrensfunktion auszudehnen. Bis jetzt wurden die Verfahren, die vor allem Menschen aus den Maghreb-Staaten betreffen, probehalber im BAZ Zürich durchgeführt. Zudem will Jans die Zusammenarbeit zwischen den Migrations- und den Strafverfolgungsbehörden verbessern.
Zum Bombenalarm auf dem Glaubenberg muss Jans schon nächste Woche öffentlich Stellung nehmen. Die Obwaldner SVP-Nationalrätin Monika Rüegger will in der Fragestunde unter anderem wissen, ob die 24-Stunden-Verfahren auch für die Asylsuchenden auf dem Glaubenberg angewendet werden und wie viele Asylsuchende ohne Aussicht auf einen positiven Entscheid dort untergebracht sind. Rüegger sagt: «Die Bevölkerung fühlt sich im Stich gelassen.» (aargauerzeitung.ch)
Eine taugliche Lösung dazu sehe ich leider nicht in der Praxis.
Ist unsere Politik (links sowie rechts) echt nicht fähig diese Problematik zu lösen und sich nicht in gegenseitigen Grabenkriegen und Schuldzuweisungen zu verzetteln?
Je länger wir warten, desto schlimmer wird die Situation - analog übrigens dem UA Krieg.