Berge von bunten Flyern und Prospekten im Briefkasten nerven. Das finden zumindest 60 Prozent der Schweizer Haushalte. Sie sprechen sich mit einem «Stopp Werbung»-Kleber am Briefkasten gegen Meldungen über Produktneuheiten und Dienstleistungen aus.
Prangt der Kleber am Briefkasten, darf die Schweizerische Post unadressierte Sendungen nicht hineinwerfen.
Trotzdem landet in vielen Briefkästen noch immer unerwünschte Werbung. GLP-Nationalrätin Katja Christ sind die Müllberge, die dadurch entstehen, ein Dorn im Auge. Nachforschungen hätten gezeigt, dass 53 Prozent der Werbung nur teilweise oder gar nicht angeschaut werde, schreibt Christ in einem politischen Vorstoss.
Die Nationalrätin fordert deshalb einen Systemwechsel, wie SRF berichtet. Neu soll nur Werbung erhalten, wer sich mit einem «Werbung OK»-Kleber am Briefkasten dazu entschieden hat. Diese Opt-in-Lösung ist nicht neu. Amsterdam setzt bereits seit 2018 darauf. Wer Werbung erhalten will, muss dieser, wie per E-Mail, ausdrücklich zustimmen. Die Bewohnerinnen und Bewohner der niederländischen Hauptstadt sparen dadurch 34 Kilogramm Abfall pro Haushalt.
Die Schweizerische Post hält wenig von Christs Vorschlag. «Ein Wechsel hätte grosse Auswirkungen auf die Post und die werbenden Firmen – insbesondere KMUs», sagt Léa Wertheimer, Leiterin Media Relations der Post.
«Physische Werbung ist für die Post ein wichtiger Geschäftszweig, der die ständig sinkenden Briefmengen abfedert», so Wertheimer weiter. Mithilfe der Werbesendungen könne die Grundversorgung der Bevölkerung in hoher Qualität erbracht werden – «und dies gänzlich ohne Steuergelder», fügt die Mediensprecherin an.
Tatsächlich kämpft die Post gegen die schrumpfenden Briefmengen. 2021 stellte die Dienstleisterin noch 1,8 Milliarden zu. 2011 waren es 2,3 Milliarden Zustellungen.
Rund die Hälfte des Briefvolumens der Post sei unadressierte Werbung. «Die physische Werbung sichert so Arbeitsplätze bei der Post und bei Firmen, die werben oder Werbeprodukte erstellen», so Wertheimer.
Doch auch bei der physisch verschickten Werbung kämpft die Post gegen Verluste. Seit 2014 hat sich das Volumen der unadressierten Sendungen um 12 Prozent reduziert.
Um dem entgegenzuwirken, schickt die Post regelmässig «Werbung OK»-Kleber mit offiziellem Schreiben an Schweizer Haushalte. So will sie auf «attraktive Warenmuster» aufmerksam machen, wie es in dem Schreiben heisst. Die Post hofft damit auch, dass der eine oder andere «Stopp Werbung»-Kleber vom Briefkasten verschwindet.
«Wir führen diese Massnahme regelmässig durch», so Wertheimer von der Post. Im April erhielten 200'000 Haushalte aus der Ostschweiz ein Schreiben. Im Oktober sollen Bewohnerinnen und Bewohner aus der Region Bern von der Post kontaktiert werden.
Weniger physische Werbung würde zwar Papier sparen. Umweltschonender sei es aber nur bedingt, heisst es von der Post. «Es ist falsch zu glauben, dass digitale Werbung keine Ressourcen beansprucht», sagt Wertheimer.
Jede Google-Ad und jedes Werbe-Mail verbrauche Strom und verursache Emissionen. Bei der Post würden seit Anfang 2022 das CO₂, das durch physische Sendungen entstehe, kompensiert. «Es ist daher nicht richtig, digitale Werbeformen aufgrund der Nachhaltigkeit gegenüber den gedruckten zu bevorzugen, solange die digital-verursachten Emissionen nicht kompensiert werden.»
offenbar hat sich die nachfrage nach buntem papiermüll drastisch verkleinert. somit wird es auch weniger nachfrage für prospektgestaltung und druckereiprodukte geben (welche sowieso grösstenteils im ausland produziert werden). schuhmacher und buchbinder gibt es heute auch (fast) keine mehr. so what?