Vor allem bei bürgerlichen Mittepolitikern soll der Film über Christoph Blochers Bruder Gerhard (verstorben 2016) das Fass zum Überlaufen gebracht haben: Fast 300'000 Zuschauer sahen sich am 5. Dezember 2007 in der Sendung «Reporter» den Film «Gebrüder Blocher» an. Sieben Tage später, am Mittwoch, 12. Dezember 2007, wurde Christoph Blocher abgewählt.
Die Zahl der Menschen, die diese eine Szene vor dem Rheinfall kennen, dürfte indes weit höher liegen als 300'000. Vor der Kamera setzt der pensionierte Pfarrer aus Hallau zu einem fiktiven Zwiegespräch mit seinem Bruder an. Darin spricht er über die «Festung Bundeshaus» und wie es trotz all den Panzern und dem Sperrfeuer nicht gelungen sei, hineinzukommen. «Jetzt bist du drin.» Zu seinen Worten zückte er vor laufender Kamera ein Taschenmesser und sagte:
Besonders abstrus wird es ab Minute 15:50, als Gerhard Blocher die Gegner seines Bruders ins Lächerliche zieht und sagt, möglicherweise gingen sie selbst mit ihren Taschenmessern auf Christoph los, womöglich hielten sie es aber verkehrt herum.
Es sind Filmszenen für die Ewigkeit, sie haben sich ins Gedächtnis der Fernsehzuschauer und -zuschauerinnen gebrannt. Filmemacher Roland Huber gelang es wie kaum einem anderen, seine Protagonisten total authentisch zu zeigen. Als bekennender Blocher-Gefolgsmann – nicht etwa weil er die Ideen Christoph Blochers teilte, sondern aus reiner Faszination – prägte er unser aller Bild der Familie Blocher nachhaltig.
Auch dazu beigetragen hat ein anderer Huber-Dok, derjenige über Blochers Tochter, jetzige Nationalrätin, damals «erst» EMS-Chefin, Magdalena Martullo-Blocher. Die «seven thinking steps» gehören bis heute ins Repertoire jedes Sprüchleinklopfers und sind so etwas wie ein Synonym für die Herangehensweise zur Problemlösung.
Huber ermöglichte den Zuschauern mit seinem Film «Der Aufstieg der Magdalena Martullo, EMS-Boss» von 2010 einen intimen Blick in die Firma, die Blochers Aufstieg begründete. Unvergessen ist die Szene, als Martullo einen Ems-Kadermitarbeiter zusammenstaucht: «You dreamer, du!», wirft sie ihm an den Kopf. Das war stilprägend für Martullo, die erst Jahre danach ihre politische Karriere als Nationalrätin startete.
Nun ist Roland Huber, zuletzt in Graubünden wohnhaft, in seinem 70. Lebensjahr gestorben, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. Zu seinem weiteren Vermächtnis gehören Doks über Hildegard Schwaninger, Emilie Lieberherr oder Walter Stürm.
Der 1950 in Dietikon geborene Huber war ursprünglich Schriftsetzer und Bildhauer. 1979 begann er beim Schweizer Fernsehen, nachdem er bei der Migros-Zeitung «Die Tat» in den Journalismus eingestiegen war.
Ihm aber eine Mitschuld an der Abwahl Blochers nach zu sagen, ist ein wenig übertrieben.
Wenn ich mich richtig erinnere war die Abwahl von Blocher schon länger im Hintergrund geplant.
Kann mich aber auch täuschen.