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Die Junge SVP kämpft gegen Wokeness – funktioniert das in der Schwe

Vorbild USA: Die Junge SVP kämpft gegen Wokeness – funktioniert das in der Schweiz?

Eine kleine linksalternative Szenebeiz gerät wegen eines abgebrochenen Reggaekonzerts in einen Shitstorm. Weshalb und lässt sich mit dem Kampf gegen Wokeness in der Schweiz Wählerinnen und Wähler gewinnen?
30.07.2022, 10:01
Doris Kleck / ch media
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David Trachsel, Praesident Junge SVP Schweiz, spricht waehrend einer Medienkonferenz zum Covid-19-Gesetz, am Freitag, 15. Oktober 2021, in Bern. Die SVP lehnt das Covid-19-Gesetz ab. (KEYSTONE/Peter K ...
David TrachselBild: keystone

Die Brasserie Lorraine ist eine linksalternative Kooperative in Bern, die sich dem Widerstand gegen Kapitalismus verschrieben hat. In der Beiz, in der einst auch Endo Anaconda arbeitete, verdienen alle gleich viel. Der Kampf gegen Rassismus und für Minderheiten wird grossgeschrieben. Und dieser Szenetreff ist plötzlich in aller Munde. Weil das Konzert der Reggaeband Lauwarm abgebrochen wurde. Mehrere Besucher fühlten sich unwohl, weil einige weisse Bandmitglieder Dreadlocks und afrikanische Kleidung trugen.

Ist das nun also ein Fall von kultureller Aneignung? Die Frage wird kontrovers diskutiert. Das sehr lokale Ereignis schaffte es selbst in deutsche Blätter wie die «Bild» oder die «Welt». Für Kulturwissenschafter Caspar Battegay von der Fachhochschule Nordwestschweiz ist dies kein Zufall. Das Ereignis berühre ein globales Thema: «Die politische Rechte nützt solche Fälle aus, um zu zeigen, wie schlimm linke Identitätspolitik ist.»

Die Debatte um kulturelle Aneignung schwappte von den USA auf die Schweiz über. Auch hier gibt es Stimmen, die sich dem Kampf gegen die «Wokeness» verschrieben haben. Woke bedeutet, wachsam gegenüber Minderheiten und Diskriminierung zu sein. So hat die Parteileitung der Jungen SVP schon im Frühling beschlossen, die Wokeness zum Thema zu machen.

Für ihren Präsidenten, David Trachsel, ist Woke eine Verbotskultur, die detailliert vorschreibt, was wir zu sagen und wie wir zu reden haben. «Unsere Kultur ändert sich gerade fundamental», sagt Trachsel. Und verweist auf die USA, wo Woke «wilde Blüten» treibe, welche auch in der Schweiz sichtbar würden.

Tatsächlich ist dort der Kampf für oder gegen Wokeness sehr politisch – damit lassen sich Wahlen gewinnen. Doch funktioniert das auch in der Schweiz? Politologe Lukas Golder, Co-Leiter des Forschungsinstitut GFS, zweifelt daran. Wokeness rege die Leute vielleicht auf, habe aber nichts mit existenziellen Alltagsfragen zu tun. Und die Schweiz sei erstens viel weniger stark polarisiert als die USA.

Und zweitens fehle der Boden: «Die Schweiz gilt als Erfolgsmodell, wenn es um die Integration von Minderheiten geht.» Dass die SVP nach Übersee schaue, erstaunt ihn hingegen nicht. Der Partei fehle es derzeit an grossen Mobilisierungsthemen. Das Rahmenabkommen mit der EU ist erledigt, im Asyl- und Ausländerrecht wurde vieles verschärft.

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109 Kommentare
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RicoH
30.07.2022 10:13registriert Mai 2019
Der SVP muss wirklich die Themen ausgehen, wenn sie sich als Wächter gegenüber Minderheiten und Diskriminierung aufspielt.
Ausgerechnet die SVP, die sich Ausgrenzung auf ihre Fahne geschrieben hat. Kannste dir nicht selbst ausmalen.
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Texas_1
30.07.2022 10:07registriert April 2021
"Woke bedeutet, wachsam gegenüber Minderheiten und Diskriminierung zu sein."
Das ist aber eher verharmlosend, "ist Woke eine Verbotskultur, die detailliert vorschreibt, was wir zu sagen und wie wir zu reden haben." triffts dann schon eher.
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Lowend
30.07.2022 11:13registriert Februar 2014
Das sage ich schon lange. Die SVP eignet sich die schlimmsten kulturellen Eigenschaften der amerikanischen Alt-Right-Bewegung, wie auch der russischen Diktatur an und will uns eine Mischung von amerikanischer Kultur des Rassenhasses und der Überlegenheit der Weissen und dem Militarismus und der faktenfreien Ignoranz des russischen Imperialismus beglücken.
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