Schweiz
SVP

Baumeister wollen Eigentümer nach Quadratmetern besteuern

Blick auf die Baustelle des rund 16'000 Quadratmeter grossen Grundstuecks des frueheren Tennisspielers Roger Federer mit dem Baugespann fuer ein Bootshaus, unten rechts, in Kempraten, Rapperswil- ...
Der Baumeisterverband will Wohneigentümer nach Quadratmetern besteuern. (Symbolbild)Bild: keystone

Eigentümer pro Quadratmeter besteuern? «Total von der Rolle» findet SVP-Dettling

28.06.2024, 19:20
Mehr «Schweiz»

Menschen in der Schweiz sollen Wohnfläche, die sie nicht nutzen, freigeben. Das findet der Baumeisterverband. Laut Verbandspräsident Gian-Luca Lardi muss bestehender Wohnraum effizienter genutzt werden – die Schmerzensgrenze bei der Wohnungsknappheit sei erreicht, sagte Lardi gegenüber dem Tagesanzeiger. Dieser Vorschlag ist kontrovers, weil insbesondere ältere Menschen nach dem Auszug ihrer Kinder oft in zu grossen Einfamilienhäusern oder Wohnungen leben.

«Personen im dritten Lebensabschnitt bewohnen durchschnittlich 71 Quadratmeter Wohnfläche, während junge Generationen mit nur 41 Quadratmetern auskommen müssen», sagte Lardi in seiner Rede am Tag der Bauwirtschaft in Zürich, wie der Tagesanzeiger weiter schreibt.

Lardi plädiert ausserdem dafür, Wohneigentümer nach Quadratmetern zu besteuern. Das bedeutet: Wer viel Fläche belegt, soll höhere Steuern zahlen. Gleichzeitig sollen diejenigen steuerlich belohnt werden, die auf weniger Quadratmetern leben.

So argumentiert die SVP

watson hat bei SVP-Nationalrat und Parteipräsident Marcel Dettling nachgefragt, was er von dem Vorschlag der Baumeister hält. Dieser ist alles andere als begeistert. «Der Baumeisterverband ist total von der Rolle», sagt er.

Getreu der SVP-Linie erklärt er: «Statt das Problem bei der Wurzel zu packen und endlich die extreme Zuwanderung in unser Land wieder zu steuern, wie das seit 2014 in der Verfassung steht, will der Baumeisterverband nun sogar höhere Steuern bei den alten Menschen im Land eintreiben.»

Marcel Dettling, Parteipraesident SVP, spricht beim Sonderparteitag der SVP, am Samstag, 25. Mai 2024 in Basel. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Hält nichts vom Baumeister-Vorschlag: Marcel Dettling.Bild: keystone

Das sagt die SP

Doch auch Mattea Meyer, SP-Nationalrätin und Co-Parteipräsidentin, ist nicht Feuer und Flamme für die Herangehensweise der Baumeister. Sie sagt: «Der Vorschlag der Baumeister packt das Problem, dass immer mehr Menschen Mühe haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden, nicht bei der Wurzel. Damit ältere Menschen, die in einer grossen Wohnung leben, in kleinere Wohnungen umziehen könnten, müsste es gerade in den Städten ein ausreichendes Angebot an kleinen, erschwinglichen Wohnungen geben.»

Mattea Meyer, Nationalraetin, SP-ZH, und Co-Praesidentin der SP Schweiz, spricht waehrend einer Medienkonferenz des Initiativkomitees fuer eine 13. AHV-Rente am Dienstag, 9. Januar 2024 in Bern. Am 3. ...
Mattea Meyer will mehr sozialen Wohnungsbau. Bild: keystone

Das sei aber nicht der Fall, da der gemeinnützige, preisgünstige Wohnungsbau trotz Verfassungsauftrag zu wenig gefördert würde. «Hauptverantwortlich für die explodierenden Mieten ist die Immobilienlobby und ihre Nutzniesser wie beispielsweise die Banken, die sich am Spiel mit der schwindenden Kaufkraft der Menschen schamlos und ohne Leistung bereichern», so Meyer.

Um den gemeinnützigen Wohnungsbau zu stärken, fordert die SP amtliche Mietzinskontrollen, die Aufstockung des Fonds de Roulement – aus welchem gemeinnützigen Bauträger zinsgünstige, rückzahlbare Darlehen gewährt werden – sowie den Stopp der ständigen Bodenpreissteigerung:

«Die Städte sollen eigenes Land nicht mehr den Meistbietenden verkaufen, sondern ausschliesslich nicht renditeorientierten gemeinnützigen Wohnbauträgern im Baurecht abgeben. Zudem müssen Städte und Gemeinden aktiv nach Gelegenheit suchen, Bauland oder Industriebrachen zu erwerben. Der Boden soll dann im Baurecht Wohnbaugenossenschaften und gemeinnützigen Stiftungen zur Verfügung gestellt werden.»
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Finnin putzt die grössten Drecklöcher dieser Welt – und Millionen schauen zu
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
238 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
_andreas
28.06.2024 19:35registriert April 2020
"Statt das Problem bei der Wurzel zu packen und endlich die extreme Zuwanderung in unser Land wieder zu steuern, wie das seit 2014 in der Verfassung steht"

Komisch, die Bürgerlichen haben seit sehr sehr sehr langer Zeit die mehrheit im Parlament sie motzen aber trotzdem permanent wegen der Zuwanderung rum. Genau die Bürgerlichen hätten es ja in der Hand etwas ändern zu können aber es ändert sich genau gar nichts, im gegenteil...
Und ich weis auch ganz genau wieso das so ist.
26561
Melden
Zum Kommentar
avatar
SBRUN
28.06.2024 19:49registriert September 2019
Das ist doch bis heute schon so. Je grösser die Immobilie, umso grösser der Eigenmietwert.
13514
Melden
Zum Kommentar
avatar
DerTaran
28.06.2024 19:51registriert Oktober 2015
Steuern auf Quadratmeter hätte nur den Effekt, dass die Mieten noch weiter steigen.

Aber auch die Einwanderung zu begrenzen wäre sinnlos, oder glaubt hier irgendjemand, dass die SVP den Zuzug von Reichen begrenzen würde? Ich meine die Bänker, BWLler und Ärzte, die bereit sind für eine Wohnung in Zürich, Basel und co jeden Preis zu zahlen?
13631
Melden
Zum Kommentar
238
    «Grober Unfug»: SVP will Zuwanderung mit überraschender Massnahme bekämpfen
    Die SVP versucht, mit einem neuen Instrument die Zuwanderung zu senken. Die anderen Parteien reagieren mit scharfer Kritik: Es gehe der SVP einzig darum, das neue Vertragspaket mit der EU zu torpedieren.

    Die SVP hat Anfang Jahr versucht, die Schutzklausel gegen hohe Zuwanderung in die Schweiz zu aktivieren. Das sagte Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher am Dienstagabend in Zürich an einer Diskussionsveranstaltung über das neue EU-Vertragspaket.

    Zur Story