Im Januar dieses Jahres sorgte die deutsch-österreichische Millionärin Marlene Engelhorn international für Schlagzeilen. Die 31-Jährige gab bekannt, 25 Millionen aus ihrem Erbe verteilen zu wollen. Als Ziel gab sie an, Ungleichheiten und Benachteiligungen in der Gesellschaft verhindern zu wollen.
Wer das Geld erhalten sollte, wollte Engelhorn allerdings nicht selber entscheiden. So rief sie einen Bürgerrat ins Leben – den sogenannten «Guten Rat», der Österreich repräsentativ vertreten sollte: 50 Personen zwischen 16 und 85 sollten, mit Unterstützung von Expertinnen und Experten, darüber beraten, welche Organisationen Geld erhalten sollten. Einschränkungen gab es wenige: Engelhorn forderte, das Geld dürfe nicht an profitorientierte Organisationen fliessen und nicht für «verfassungswidrige, lebensfeindliche oder menschenverachtende» Zwecke missbraucht werden.
Am Dienstag gab der «Gute Rat» nun bekannt, wer alles einen Teil des Geldes erhalten soll. Der Bürgerrat veröffentlichte eine Liste mit 80 Organisationen und Projekten, welche sich über einen finanziellen Zustupf freuen dürfen.
Das Geld fliesst an Initiativen, die sich mit den Themen Klima und Umwelt, leistbares Wohnen, Gesundheit und Soziales sowie Integration und Bildung beschäftigen. Mit der Entscheidung sei nicht nur Geld, sondern es seien Wertschätzung, Respekt und viele Zukunftschancen verteilt worden, sagte Angelika Taferner vom Bürgerrat.
Die Anteile variieren dabei allerdings stark. Besonders gross war der folgende Zuschuss für vier Organisationen, welche sich über mehr als eine Million Euro freuen durften:
Die Organisationen erhalten das Geld nicht direkt. Der gesamte Betrag wird über mehrere Jahre an die verschiedenen Projekte fliessen.
Die 31-jährige Engelhorn hat mit der Aktion fast ihr gesamtes Vermögen verteilt. Sie setzt sich seit Jahren für die Wiedereinführung von Vermögens- und Erbschaftssteuern in Österreich ein. Allein in den nächsten 30 Jahren würden 600 Milliarden Euro in Österreich steuerfrei vererbt. Reiche müssten einen noch viel grösseren Beitrag für eine gerechtere Gesellschaft leisten, als es aktuell der Fall sei, so ihr Credo.
Engelhorn hat nach eigenen Worten für sich selbst aus dem Vermögen noch einen Betrag behalten, der ihr den Übergang in das Berufsleben erleichtern soll. Sorgen mache sie sich nicht. Sie sei eingebettet in eine vermögende Familie und in ein sehr gutes Netzwerk. «Meine Privilegien fangen mich auch nach der Rückverteilung auf», hatte die 31-Jährige zum Start des Bürgerrats betont.
Marlene Engelhorn ist Nachfahrin des deutschen Unternehmers Johann Friedrich Engelhorn. Dieser wurde mit seiner Badischen Anilin- & Soda-Fabrik reich. Marlene Engelhorn erbte die 25 Millionen von ihrer Grossmutter Traudl Engelhorn-Vechiatto, deren Vermögen zu ihrem Tod auf mehrere Milliarden Euro geschätzt wurde.
(dab, mit Material von Keystone-SDA)
Chapeau, Frau Engelhorn!
Das Geld sinnvoll ausgibt!