Im oberen Maggiatal sind sechs Monate nach dem verheerenden Unwetter noch immer Häuser unbewohnbar. Zudem ist weiterhin unklar, wie der Wiederaufbau im Tal finanziert werden soll. Die betroffenen Gemeinden und der Kanton Tessin fordern vom Bund eine stärkere Unterstützung bei der Bewältigung der Katastrophe.
Durch massive Regenfälle ausgelöste Murgänge (ins Tal rutschende Schlamm- und Gesteinsmassen) hatten in der Nacht vom 29. Juni sieben Todesopfer gefordert und in mehreren Gemeinden massive Schäden an Gebäuden und der öffentlichen Infrastruktur angerichtet. Eine Person wird nach wie vor vermisst.
Die grössten Schäden betreffen die Gemeinde Cevio mit dem Val Bavona, einem Seitental des Maggiatals, sowie das Val Lavizzara, den obersten Teil des Maggiatals, der von Cavergno (Cevio) hoch nach Fusio führt.
In den letzten Monaten vor dem Winter sei im Tal mit voller Kraft am Wiederaufbau gearbeitet worden, sagte der Gemeindeschreiber von Lavizzara auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Unter anderem seien in Pian die Peccia für die Wasserversorgung notwendige verschüttete Quellen wieder freigelegt worden.
Die von der nahen Maggia überflutete und zerstörte Eissporthalle von Lavizzara ist derweil noch nicht wiederaufgebaut. Für den Neubau des Sportzentrums rechnet die Gemeinde mit rund drei Jahren.
Wer für die Finanzierung aufkommt, sei noch unklar. Für die anbrechende Wintersaison wurde ein provisorisches Eisfeld erstellt.
Noch immer geschlossen ist die einzige Strasse, die von Cavergno ins Val Bavona hinauf führt, dem stark verwüsteten Seitentals des Maggiatals.
Laut Informationen der Gemeinde Cevio soll das Tal bis Ostern 2025 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Derzeit dürfen lediglich Hausbesitzer zu bestimmten Zeiten in das im Winter unbewohnte Tal fahren.
Im Maggiatal seien alle Strassen wieder «sicher und befahrbar», wie der Gemeindeschreiber festhielt. Die von der Schweizer Armee erstellte Ersatzbrücke bei Visletto (Cevio) ist bereits seit Ende Juli befahrbar.
Die Gemeinde Cevio, zu der auch das Bavonatal gehört, beziffert die Schäden an den öffentlichen Strukturen auf mehrere Millionen Franken. Allein die Wiederinstandsetzung der Strasse ins Bavonatal koste zwischen zwei und drei Millionen Franken. Laut der Gemeinde können die Kosten ohne Sonderkredite von Kanton und Bund nicht gedeckt werden.
Die stark betroffene Gemeinde Lavizzara rechnet mit Kosten von 30 bis 40 Millionen Franken.
Sowohl die Tessiner Regierung als auch die beiden Gemeinden forderten in je einem Brief vom Bundesrat eine stärkere finanzielle Unterstützung.
Bisher sagte der Bund neben der Unterstützung der betroffenen Landwirtschaft und anderen Hilfsmassnahmen einen Zusatzkredit von 7,5 Millionen Franken zu. Insgesamt beziffert die Tessiner Regierung die Wiederaufbaukosten mit rund 100 Millionen Franken.
(dsc/sda)